Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben

Eine Stadt, die unter diesem Namen nicht einmal sieben Jahre existierte.

Um diesen Käfer ging es. Auf der Tür die Abkürzung KdF.

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Die Geschichte der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben, von Wolfsburg und von Volkswagen ist dermaßen umfangreich, dass sie viele Meter Literatur in Bibliotheken füllt und einen Blog zur Postgeschichte von Niedersachsen sprengen würde.

Am 4. Oktober 1937 erließ die damalige Reichsregierung das Gesetz zur Neugestaltung deutscher Städte. Dieses Gesetz zielte auf den repräsentativen Umbau von zunächst vier Städten, die im Blick Hitlers lagen – die sog. Führerstädte München, Nürnberg, Berlin, Hamburg, sowie Linz nach der Annektion Österreichs. Auf Druck der Gauleiter wurden die meisten Gauhauptstädte einbezogen, als erste Stadt Weimar; schließlich das zukünftige Wolfsburg als neuer Industriestandort.

Am 26. Mai 1938 fand die feierliche Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes statt. Mit Wirkung vom 1. Juli wird durch Erlass des Oberpräsidenten der Provinz Hannover die „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ gegründet.

Sonderstempel, Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes, 26. Mai 1938, Rothenfelde über Vorsfelde, Abbildung Volkswagen, DAF-Rad (Abzeichen der Deutschen Arbeitsfront)

Aus diesem Anlass wurden zwei fahrbare Postämter vor Ort eingesetzt.

Das Sonderpostamt und der oben abgebildete Sonderstempel wurden im Amtsblatt des Reichspostministeriums, Bekanntmachungen der Deutschen Reichspost, Nr. 60 am 24. Mai 1938 angekündigt

Text der Ankündigung: Rothenfelde über Vorsfelde: 2 Fahrbare Postämter, Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes durch den Führer und Reichskanzler, 26. Mai 1938, Fußnote. Auch nehmen die Sonder-PÄ Telegramme an und vermitteln Ferngespräche. Es werden auch die Sonderwertzeichen zum 30. Januar 1938 (6+4 Rpf, 12+ 8 Rpf, Postkarten 6 + 4 Rpf) abgegeben. Schriftliche Anträge auf Gefälligkeitsstempelungen – jedoch nur für die angegebenen Sondermarken – sind bis zum 31. Mai an die Versandstelle für Sammlermarken in Berlin W 30 zu richten. Beschreibung des Stempels: Rothenfelde über Vorsfelde, Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes 26.5.1938 und das Bild des Volkswagens mit dem Zahnrad der Deutschen Arbeitsfront im Hintergrund.

Der KdF Wagen, der spätere VW Käfer von 1938…

mit dem typischen Brezelfenster (Rückfenster), unverkäuflicher Prototyp

Im Amtsblatt der Regierung zu Lüneburg wird am 9. Juli 1938 die Stadtgründung bekannt gemacht.

Das heute Wolfsburg wurde als Stadt des KdF.-Wagens bei Fallersleben 1938 gegründet. Gründungsanlass war die Entscheidung ein Automobilwerk und die dazu gehörende Stadt zu bauen. Dieses sollte strategisch gelegen auf der grünen Wiese passieren. Vordergründig ging es um den Bau von KdF.-Wagen für fleißige Sparer zum festgesetzten Preis von 990 Reichsmark. In Wahrheit diente das Werk als Rüstungsbetrieb.

Was bedeutet KdF? Die nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) wurde am 27. November 1933 als Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF) gegründet.

Poststempel Stadt des KdF.-Wagens bei Fallersleben, 6. September 1938, Unterscheidungsbuchstabe C

Die Aller-Zeitung berichtet am 4. November 1938 vom „Der Postdienst in der Stadt des KdF.-Wagens“:

Auszüge aus dem abgebildeten Zeitungsartikel:

„Der ständige Berichterstatter des NS-Gaudienstes Ost-Hannover beim Volkswagenwerk gibt uns folgenden Bericht: …Äußerlich unterscheidet sich das Postamt der Stadt des KdF.-Wagens im Gemeinschaftslager nur durch das Schild „Deutsche Reichspost“, den Briefkasten, den Marken- und Wertzeichengeber und den Postkraftwagen von den anderen Baracken…Das Postamt liegt im Mittelpunkt des Lagers…Das Postamt ist zuständig für das gesamte Stadtgebiet der Stadt des KdF.-Wagens, einschl. der Ortsteile Wolfsburg, Rothenfelde, Rothenhof und Heßlingen…Sechs Schalter liegen hier nebeneinander…Postamt gehört seit 1. September 1938 zur RPD (Reichspostdirektion) Hannover…eigene Verzollungsstelle für Auslandspakete…33700 Briefsendungen und Postkarten ins Inland und 25100 Sendungen ins Ausland, monatlich…

Die R-Zettel der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben unterscheiden sich durch die Schriftart, Schriftgröße, Unterscheidungsbuchstaben, Postamtsbezeichnung und durch die Anzahl der Zeilen:

R-Zettel zweizeilig, ohne Postamtsbezeichnung

R-Zettel dreizeilig, ohne Postamtsbezeichnung

R-Zettel zweizeilig, ohne Postamtsbezeichnung, Unterscheidungsbuchstabe a

R-Zettel zweizeilig, ohne Postamtsbezeichnung, Unterscheidungsbuchstabe b

R-Brief Stadt des KdF.-Wagens bei Fallersleben, Poststempel vom 15. August 1938, nach Münster

R-Zettel vom obigen Beleg, dreizeilig, ohne Postamtsbezeichnung

Am Montag, 18. Juli 1938 erhielt die damals gerade knapp drei Wochen alte Stadt ihr eigenes Postamt im Bereich der alten Dorfstelle Wellekamp, Rothehofer Straße / Ecke Clausewitzstraße.

In der neugegründeten „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ war die Stellung des Postamtes besonders bedeutsam. Denn die Bevölkerung der neugegründeten Stadt setzte sich aus vielen Teilen Deutschlands zusammen. Der Briefverkehr war für die neuen Einwohner zumeist die einzige Möglichkeit, Kontakt zur Familie in der Heimat zu halten. Nachdem im September 1938 die ersten italienischen Arbeitskräfte in der Stadt angekommen waren und im Laufe des Krieges vermehrt ausländische Zwangsarbeiter in der Stadt und im Werk eingesetzt wurden, begann die Post als Kommunikationsmittel weiter an Bedeutung zu gewinnen. 

Das neue Postamt, 1939, Aufnahme von Fritz Heidrich

Das neue Postamt verfügte über sechs Schalter und befand sich in einer Baracke am Appellplatz des Gemeinschaftslagers. Der Aller-Zeitung zufolge unterschied es sich lediglich durch das Schild „Deutsche Reichspost“, den Briefkasten, den Marken- und Wertzeichengeber sowie den Postkraftwagen von den anderen Baracken, die das Erscheinungsbild der Stadt bis weit in die Nachkriegszeit prägen sollten.

Zuvor war der Postverkehr durch eine Zweigstelle des Postamtes Vorsfelde in Heßlingen abgewickelt worden.

Die Aller-Zeitung berichtet am 12. Juli 1939 über „Das neue Postamt eröffnet“:

„Das neue Postamt eröffnet. Das ansprechende Gebäude des neuen Postamtes, das gegenüber der Tullio-Cianetti-Halle liegt, hat am Montag seinen Betrieb eröffnet. Der gesamte Postbetrieb erfolgt jetzt hier und nicht mehr in der alten Postbaracke, die einem anderen Zweck zugeführt wird. Der große Schalterraum läßt eine reibungslose und schnelle Abfertigung zu. Die eine Seite dieses Raumes ist nur für Paketausgabe und -annahme eingerichtet. Die hinter dem Schalterraum liegenden großen freien Räume sind für den nötigen Postverwaltungsbetrieb eingerichtet. Nett und freundlich liegt der hell und bunt geputzte langgestreckte Bau neben der riesigen Halle. Einladend wirken die beiden am Eingang angebrachten Kandelaber.“

Die Stadt des KdF-Wagens war eine einzige Großbaustelle und bestand in ihren Anfängen im Wesentlichen aus Baracken:

Postkarte, Das deutsche Volkswagenwerk, Gemeinschaftslager

Die Postkarte ist im Juli 1942 abgestempelt worden, die Aufnahme also aus dem Jahr oder früher. Das Gemeinschaftslager ist als Barackenlager eingerichtet. Die Cianetti-Halle ist als höchstes Gebäude zu erkennen.

Tullio-Cianetti-Halle, Postkartenmotiv

Die Cianetti-Halle, eine Holzkonstruktion, wurde auch „Halle der Fünftausend“ genannt, was eine ungefähre Vorstellung von der Größe dieses Veranstaltungsortes mitten im Gemeinschaftslager geben mag. Sie war Veranstaltungsort für Konzerte, Theater, Kabarett, Kino, Sport und politische Kundgebungen.

(Anmerkung zu Tullio Cianetti: Italiener, 1899 bis 1976, Gewerkschaftsvertreter verhandelte 1937 als Präsident des italienischen Industriearbeiterverbandes mit Robert Ley, Leiter Deutsche Arbeitsfront DAF, über eine Entsendung von italienischen Facharbeitern in das Deutsche Reichsgebiet.)

Die Absenderangaben einzelner Belege sind ein eigenes Forschungsgebiet, beispielhaft: Gemeinschaftslager 8/6, Hafenlager Stuben 95 Barraque 7, Gemeinschaftslager Volkswagenwerk, (nur) 7/42, Gemeinschaftslager 21/56 oder Gemeinschaftslager 9/58.

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, größere Schrift

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, kleinere Schrift

R-Brief Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben 1, Poststempel vom 14. August 1944, Brief nach Wittingen, Nachnahme, Absender Gemeinschaft Deutscher Sammler e.V., Gau Ost-Hannover, Kreis Gifhorn, Ortsgruppe Stadt des KdF.-Wagens

R-Zettel vom obigen Beleg

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, Unterscheidungsbuchstabe a

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, Unterscheidungsbuchstabe b, Verwendung ca. 1942

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, Unterscheidungsbuchstaben VW, Selbstbucher Volkswagenwerk

R-Brief Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben 1, Unterscheidungsbuchstaben VWW (Volks Wagen Werk), Absenderfreistempel vom 25. April 1944 Volkswagen-Werk GmbH, Selbstbucher

R-Zettel vom obigen Beleg

Absenderfreistempel vom obigen Beleg

Das Postaufkommen lag im November 1938 bereits bei etwa 2.000 Sendungen pro Tag – und dies obgleich die Stadt in jenen Tagen gerade einmal rund 5.500 Einwohner hatte, davon etwa 2.500 Italiener. Zum gleichen Zeitpunkt hatte die Post bereits mehr als 25.000 Auslandssendungen abgefertigt. Der Presseberichterstattung zufolge hätten die Postbeamten aus diesem Grund gar italienisch gelernt. Die Zustellung im Lager selbst erfolgte direkt an die Empfänger, und zwar zweimal am Vormittag und einmal in den Abendstunden. Pakete mussten jedoch direkt im Postamt, das über eine eigene Verzollungsstelle verfügte, abgeholt werden. Zudem existierten gesonderte Briefumschläge für deutsche und italienische Arbeiter. Auch den im Laufe des Krieges in die Siedlung am Mittellandkanal verschleppten Zwangsarbeitern war der Postverkehr mit ihren Angehörigen in der Heimat gestattet, solange Postverbindungen in die besetzten Gebiete bestanden. Allerdings unterlagen die Briefe der Zensur. 

Die Aller-Zeitung berichtet am 18. November 1939 vom „Dienst am Kunden“ in der Stadt des KdF.-Wagens:

„Stadt des KdF.-Wagens – Das Postamt übt Dienst am Kunden. Nachdem wir erst kürzlich davon berichtet hatten, daß im Vorraum des Postamtes Schließfächer eingerichtet worden sein, hat man jetzt auch zwei Telefonzellen dort geschaffen, in denen Münzfernsprecher angebracht sind. Die Fernsprecher sind auch während der Mittagsstunden zu benutzen. Es sei schließlich noch darauf hingewiesen, daß sich dort auch Markenautomaten befinden. Man sieht, daß unsere Reichspost vorbildlich bemüht ist, Dienst am Kunden zu üben.“

R-Zettel dreizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1

R-Zettel dreizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, Unterscheidungsbuchstabe a

R-Brief Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben 1, Unterscheidungsbuchstaben a, Poststempel vom 23. April 1943 nach Laußig

R-Zettel vom obigen Beleg, dreizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1

R-Zettel dreizeilig, mit Postamtsbezeichnung 1, Unterscheidungsbuchstabe a, Wort „des“ nicht ausgeschrieben

Die Aller-Zeitung berichtet am 5. September 1940 von der Eröffnung des Zweigpostamtes im Stadtteil Steimker Berg:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Aller-Zeitung-5.9.40-Das-erste-Zweigpostamt-errichtet-Ausschnitt-1024x489.png

„Stadt des KdF.-Wagens. Das erste Zweigpostamt errichtet. Mit Wirkung zum 3. September wurde in der Stadt des KdF-Wagens ein neues Postamt als erstes Zweigpostamt am Steimker Berg, Alte Landstr. (Hausnr. 25), errichtet, das als Zweigpostamt der Stadt unterstellt ist. Im Zuge des Ausbaus wurde ein neuer Münzfernsprecher aufgestellt, und neue Briefkästen wurden in den einzelnen Stadtteilen angebracht. Das Personal wurde weiterhin insbesondere für die Zustellung vermehrt, so daß in der Brief- und Paketzustellung eine wesentliche Beschleunigung erreicht worden ist.“

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 2, größere Schrift

R-Zettel zweizeilig, mit Postamtsbezeichnung 2, kleinere Schrift

Ein R-Zettel mit dem Unterscheidungsbuchstaben „a“ ist belegt (ohne Abbildung).

Angesichts des kriegsbedingten Mangels an Arbeitskräften stellte die Post im März 1943 erstmals auch vier Frauen als Postbotinnen ein und setzte sie im Zustell- und Bahnhofsdienst ein. Obwohl der Aufbau der als NS-Musterstadt geplanten „Stadt des KdF-Wagens“ voranschritt, erhielt das Postamt damit erneut einen provisorischen Bau. 

Stadtplanausschnitt Stadt des KdF.-Wagens, Stand Oktober 1941. Die Stadt ist südlich des Mittelkanals gebaut. (Das Werk nördlich des Kanals, nicht eingezeichnet) Die beiden Postämter sind eingetragen. Die Hauptpost oben links gegenüber der Cianetti-Halle Rothehofer Straße / Ecke Clausewitzstraße. Das Zweigpostamt im Stadtteil Steimkerberg, unten rechts auf der Karte, Alte Landstraße.

Paketkarten von Stadt des KdF.-Wagens bei Fallersleben mit dem Taxquadrat 1049 sind bekannt von den Postämter 1 und 2, und ohne Postamtsbezeichnung.

Das wahre Gesicht des KdF-Programms veranschaulicht folgendes: Ab 1938 sollte die Massenmotorisierung der deutschen Bevölkerung eingeleitet werden. Dazu wurden Sparkarten für den eigens entwickelten sehr günstigen Volkswagen ausgegeben. Keiner der 336.000 Besteller erhielt jedoch seinen Wagen, die Menschen finanzierten stattdessen mit ihren Spargroschen den Bau des „Kübelwagens“ für den Kriegseinsatz.

Die Stadtverordnetenversammlung von „Wolfsburg“ trat am 25. Mai 1945 zum ersten Mal zusammen und beschloss auf Drängen der Besatzungsmacht die Änderung des bisherigen Stadtnamens „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ in „Wolfsburg“. Damit erhielt die Stadt ihren endgültigen Namen nach dem bereits 1302 urkundlich erwähnten Schloss Wolfsburg an der Aller.

Zum 1. Oktober 1951 wurde Wolfsburg kreisfreie Stadt und aus dem Landkreis Gifhorn „ausgekreist“.

Das Volkswagen Werk Wolfsburg, hinter den Bahngleisen und am Mittellandkanal, 2023

„Wolfsburgs Entwicklungsgeschichte ist vielleicht das bewegendste Beispiel dafür, das aus einem überaus fragwürdigen Beginn dennoch eine gute Sache werden kann. Der Volkswagen, ersonnen in der Zeit des bösen Deutschlands, wurde zum Symbol des guten.“ Zitat von Christoph Stölzl

Lesetipp:

In Niedersachsen gibt es zwei Städte mit vergleichsweise jungen Gründungsdaten. Neben Wolfsburg (1945) ist das die ca. 55 km entfernte, südlich gelegene Stadt Salzgitter (1942).

Etwas Buntes zum Abschluss des Artikels. Nicht nur viele Meter Literatur in Bibliotheken füllt das Thema KDF und VW. Auch in den unterschiedlichsten Ecken dieser Welt ist das Thema auf Briefmarken oder Belegen präsent:

Deutsches Reich, 17. Februar 1939, Internationale Automobil- und Motorrad-Ausstellung, Berlin, Volkswagen (KDF-Wagen), Michel Nr. 688

Der komplette Briefmarkensatz (Michel Nr. 686-688) mit 6+4 Pf., 12+8 Pf. und obiger 25+10 Pf. wurde in Berlin auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung, in Mengen von bis zu zwei ganzen Sätzen beschränkt auf eine Eintrittskarte zur Ausstellung (zu 1,- M) abgegeben. Abgabe nur beim Sonderpostamt vom 17. Februar bis 5. März und von besonderen Markenabgebern innerhalb der Ausstellung, sowie an den Kassen zur Ausstellung. Der Wert für das Auslandsporto zeigt den KdF-Wagen.

Bundesrepublik Deutschland, 5. Dezember 2002, Wohlfahrt, Oldtimer Mobile, VW Käfer 1949, Michel Nr. 2292, mit Bogenrand und Abbildung Käfer

Die folgenden Exemplare aus der Serie Laeders of the World sind angeblich auf Karibik Inseln herausgegeben worden. Vermutlich sind diese Marken nie auf den Inseln verwendet worden, sondern von einer Agentur für den Philamarkt geschaffen worden…, aber halt schöne Zeichnungen.

Nevis, 23. Oktober 1984, Volkswagen/Beetle 1947, Michel Nr. 198 und 199 (Nevis ist eine Insel in der Karibik mit ca. 11.500 Einwohnern)

Saint Lucia, 29. März 1985, KdF 1937, Michel Nr. 742 und 743 (Saint Lucia ist eine Insel in der Karibik mit etwa 184.000 Bewohnern)

Quellen:

  • Die Wolfsburg Saga, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart, 2008
  • „Der Postdienst in der Stadt des KdF-Wagens“, Aller Zeitung vom 4. November 1938
  • „Das neue Postamt eröffnet“, Aller-Zeitung vom 12. Juli 1939
  • „Das Postamt übt Dienst am Kunden“, Aller-Zeitung vom 19. November 1939
  • „Das erste Zweigpostamt errichtet“, Aller-Zeitung vom 5. September 1940
  • Stadt Wolfsburg, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, Goethestr. 10a, 38440 Wolfsburg, https://www.wolfsburg.de/newsroom/2018/04/25/08/22/gemeinschaftslager-postamt und Zeitschrift „Das Archiv“, Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte
  • Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung, Choriner Str. 23, 10435 Berlin, https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de – abgerufen am 7.2.2022
  • Katalog 1. Ost-Niedersächsische Briefmarkenausstellung in der Volkswagenstadt Wolfsburg, 5. bis 7. November 1966, Kulturzentrum
  • Katalog Wolfsburger Postwertzeichenausstellung, 20. bis 27. Mai 1973, Bürgerhalle im Wolfsburger Rathaus, Die Entwicklung des Postwesens im Raum der Volkswagenstadt, Herbert Engelmann
  • Katalog Landesausstellung Rang 2, Jubiläumsaustellung in der Stadthalle Wolfsburg, 28. und 29. März 1987, Einschreibezettel deutscher Automobilwerke, Wilhelm Bergmann und die Geschichte des Postwesens im heutigen Wolfsburger Raum, Ursula Rumpf
  • Fotos vom Autor September 2017, Juli 2023

Amt Delmenhorst

Der Zusatz „Amt“ vor der Ortsbezeichnung macht neugierig.

Das Amt Delmenhorst war ab 1814 ein Verwaltungsbezirk des Großherzogtums Oldenburg und des späteren Freistaats Oldenburg.

Die Bezeichnung Amt war gleichzusetzen mit der eines Landkreises.

Das Amt Delmenhorst wurde 1814 gegründet und ging 1932 weitestgehend im Amt Oldenburg, dem späteren Landkreis Oldenburg auf.

Zum Amt Delmenhorst gehörten, teils temporär:

  • Altenesch
  • Delmenhorst (ab 1855 zur Stadt Delmenhorst)
  • Ganderkesee (ab 1858)
  • Hasbergen (ab 1858)
  • Hude (ab 1858)
  • Schönemoor
  • Stuhr

R-Brief Ganderkesee (Amt Delmenhorst), Poststempel vom 1. Dezember 1941, an das Arbeitsamt in Bremen

R-Zettel Ganderkesee (Amt Delmenhorst), vom obigen Beleg

R-Brief Ganderkesee, Poststempel 19. März 1920 nach Vechta. Dieser R-Zettel mit dem Zusatz Amt Delmenhorst ist ganzseitig gezähnt und weist einen Setzfehler auf: Gandersee statt Ganderkesee.

R-Zettel vom obigen Beleg

R-Brief Grüppenbühren (Amt Delmenhorst) nach Lübeck, Poststempel vom 28. Oktober 1935

R-Zettel Grüppenbühren (Amt Delmenhorst), vom obigen Beleg

Grüppenbühren ist ein Ortsteil von Ganderkesee.

Die R-Zettel wurden auch nach dem Übergang zum Landkreis Oldenburg 1933 weiterverwendet bzw. aufgebraucht.

Delmenhorst und das frühere Amt liegen in direkter Nachbarschaft westlich von Bremen.

Frage:

Kennen Sie weitere R-Zettel mit dem Zusatz Amt Delmenhorst? Über einen Scan würde ich mich sehr freuen!

Friedrich-August-Hütte, Nordenham

Ein Beleg aus dem Jahr 1941 gibt Gelegenheit sich mit Friedrich-August-Hütte zu beschäftigen. Friedrich-August-Hütte ist ein Stadtteil von Nordenham im Landkreis Wesermarsch.

Einschreibbrief mit Poststempel Friedrich-August-Hütte (OLDB) vom 23. November 1941, Auslands R-Brief nach Liege, Belgien. Beleg mit OKW-Zensur und Lager Zensur Stempel „geprüft“. (OKW= Oberkommando der Wehrmacht)

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist FAH-2_002797.jpg

R-Zettel vom obigen Beleg mit Kürzel (Oldb)

Die Abkürzung „Oldb“ steht für den Freistaat Oldenburg und nicht für die Stadt Oldenburg.

Der Stadtteil ist benannt nach Großherzog Friedrich August von Oldenburg und einer gleichnamigen Zink- und Bleihütte.

Ein Kartenausschnitt von 1910 beschreibt die Lage von Friedrich-August-Hütte direkt an der Weser. Rechter Nachbar der Hütte ist die Superphosphatfabrik. Rechts daneben die Frerische Werft

(Zum besseren Leseverständnis: die aufgeführten Orte Atens, Blexen, Einswarden und Friedrich-August-Hütte gehören heute zu den 35 Ortsteilen von Nordenham.)

Am 1. Mai 1908 wurde Nordenham im Großherzogtum Oldenburg zur Stadt II. Klasse erhoben.

Im Juli 1908 nahm der erste Zinkofen den Betrieb auf, am 8. September 1908 gestattete es der Großherzog, den Betrieb nach ihm Friedrich-August-Hütte zu nennen. Am 12. März 1912 genehmigte die großherzogliche Regierung den Bau einer Bleihütte, am 20. Dezember 1914 wurde auch die Verarbeitung von Bleierzen genehmigt.

Die Zink- und Bleihütte wechselte mehrmals den Besitzer.

1933 wurde der Ort zusammen mit der Gemeinde Blexen in die Stadt Nordenham eingemeindet. Nordenham liegt an der Weser, schräg gegenüber von Bremerhaven, fast an der Mündung der Weser.

Während des zweiten Weltkrieges waren ca. tausend Menschen in Nordenham als Zwangsarbeiter eingesetzt.

In Nordenham sind sechs Zwangsarbeiterlager bekannt: Die Weserflug (Flugzeughersteller) unterhielt Lager in Blexen (an der Papenkuhle) in Friedrich-August-Hütte und an der Adolf-Vinnen-Straße. Die Lager Midgard, Adena und Seekabelwerk standen ebenfalls in Nordenham. Weitere Standorte sind das Lager Haverkiel in Blexersande, in Friedrich-August-Hütte die Sammelunterkunft „Ledigenwohnheim“ und die Gemeinschaftsunterkünfte „Volkers II“, außerdem die „Strandhalle“ in Großensiel.

Beispielhafte Abbildung eines Barackenlagers in Nordenham, das Lager Haverkiel, ca. 1941. Auf dem Schild steht „Blindgänger Lebensgefahr“

Im Lager Haverkiel waren Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich, Niederlande und Polen untergebracht. Diese Zwangsarbeiter arbeiteten bei der „Weserflug“. Nach Kriegsende waren erst kanadische, später amerikanische Besatzungssoldaten einquartiert. Abriss der Baracken etwa 1960.

Die Rückseite des obigen Beleges:

Rückseite vom obigen Beleg mit Absenderangabe im Lager: Pietra Joseph, …..Lager, Herdejürgen Harmsen, Friedrich August Hütte, i Old, Nord Deutschland

Leider kann ich den Namen des Lagers in der Absenderangabe nicht entziffern. Können Sie bitte helfen?

Weitere Informationen über Herrn Joseph Pietra liefert das Archiv des Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen: Herr Pietra wurde am 24. Mai 1883 geboren und wird als belgischer Staatsangehöriger geführt. Aufenthalt im Wohnlager Herdejürgen & Harmsen von 16. September 1940 bis 16. Januar 1942.

(Anmerkung: in dem Archiv des Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen wird auch ein Herr Josef Pietra (Josef nicht Joseph) als ein italienischer Staatsbürger aus Cremona mit gleichem Geburtsdatum geführt. Die Antwort des Archivs im Februar 2022 konnte den Sachverhalt nicht weiter aufklären.)

Von der Bauunternehmung Herdejürgen & Harmsen, Nordenham wurde mir freundlicherweise aus den firmeneigenen Unterlagen eine Personalkarte von Herrn Josf (vermutlich Tippfehler: Josef) Pietra zur Verfügung gestellt.

Er hat von 1940 bis 1942 als Zimmermann auf einer Baustelle in Wesermünde (heute Bremerhaven) gearbeitet. Vermutlich hat Herr Pietra im Wohnlager Haverkiel in Friedrich August Hütte gelebt.

Personalkarte von Herrn Josef Pietra, zur Verfügung gestellt von der Bauunternehmung Herdejürgen & Harmsen, Nordenham

Zum Thema Post:

Poststellen-II-Stempel von „Friedrich-August-Hütte (Nordenham)“ von 1910 und „Friedrich-August Hütte über Hude-Blexen“ von 1934 sind belegt.

R-Briefe aus Friedrich-August-Hütte aus den Jahren 1945 und 1947 mit dreizeiliger Ortsangabe sind bekannt:

Schwarz weiß Abbildung eines R-Zettels mit dreizeiligem Text Friedrich-August-Hütte (Oldb), 30. Oktober 1947, Aufbrauch der Reichausgabe

Die obige Abbildung ist mit freundlicher Genehmigung dem Rundbrief 45, April 2008 der Arbeitsgemeinschaft Oldenburg und Oldenburger Land entnommen.

In der Literatur und in Postverzeichnissen gibt es leider wenig Material über Friedrich-August-Hütte.

Dem Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Eisenbahn- und Dampfschiffstationen im Deutschen Reich ist 1938 folgender Eintrag zu entnehmen:

Eintrag Friedrich-August-Hütte über Hude-Blexen. Das Dreieck vor der Ortsbezeichnung bezeichnet eine Poststelle

Im selbigen Verzeichnis 1940 wird Friedrich-August-Hütte als Poststelle 1 geführt. 1941 bis 1943 ist hier ein „ZdA“ gelistet, ein Zweigpostamt des Amtes Nordenham.

Um die Thematik Lager und Zwangsarbeiter besser einordnen zu können, ein Exkurs zur Industriegeschichte, soweit Friedrich-August-Hütte Erwähnung findet.

In den „Postgeschichtlichen Blättern Weser-Ems“ gibt der dortige Autor einen Einblick in die Situation, aus dem Blickwinkel des Jahres 1958:

„Die Weiterführung der Eisenbahnlinie Hude-Nordenham bis Blexen im Jahre 1904 zog weitere Industriegründungen nach sich. Die neuen Werke lagen zwar auf Blexer Gebiet, trugen aber infolge ihrer Nähe wesentlich zum Aufblühen Nordenhams bei. Gedacht ist dabei besonders an die 1905 errichte „Schiffswerft Frerichs AG“ in Einswarden und an die 1906 gegründete „Metallwerke Unterweser AG“ in Friedrich-August-Hütte, die überseeische Blei- und Zinkerze verhütten und das Rohmetall an die Industrie verkaufen. Zu erwähnen ist ferner die „Superphosphat AG“, die 1907 in Friedrich-August-Hütte ins Leben gerufen worden ist und die Herstellung und Bearbeitung von Düngemitteln und anderen Chemikalien betreibt mit Hilfe der in den benachbarten „Metallwerken“ anfallenden Schwefelsäure. Nicht zu Unrecht sprach man damals von Nordenham und seiner Umgebung als der „Zukunftsecke des Oldenburger Landes“.“

„In den Jahren nach 1933 wirkten sich Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Rüstungsaufträge der Reichsregierung bis in unser Gebiet aus. Die „Weser“-Flugzeugbau GmbH errichte Zweigbetriebe in Einswarden in den brachliegenden Hallen der stillgelegten Frerichswerft und in Friedrich-August-Hütte auf dem Gelände der früheren Oldenburger Werft, auf dem 1936 bis 1938 ein Segelfliegerhorst untergebracht war.“

„Dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Vollbeschäftigung infolge der gewaltigen Rüstung in den Kriegsjahren, folgte der Zusammenbruch nach dem zweiten Weltkrieg. Zwar waren Nordenhams Industrie- und Hafenanlagen vom Krieg verschont geblieben und nur wenige Häuser zerstört worden, doch die Schlote rauchten nicht mehr, die deutsche Handelsflotte war versenkt oder abgeliefert, der Schiffsverkehr lag darnieder, die Demontage der Werke drohte. Die gesamte Wesermarsch wurde zum Notstandsgebiet erklärt, und erst lange nach der Währungsreform von 1948 erholte sich Nordenhams Wirtschaft allmählich. … In leerstehende Hallen der „Weser“-Flugzeugbau GmbH in Friedrich-August-Hütte stellt seit 1949 das Werk Nordenham der „Felten & Guillaume Carlswerk AG“ Köln-Mülheim Kabelarmaturen, Schaltgeräte und Elektrokarren her. … Neben den ausgedehnten Tanklagern der Firmen „ESSO“ in Nordenham und „Shell“ in Blexen entstand ein drittes in Friedrich-August-Hütte, dass der „Mobiloel AG“ gehört, bei dem die größten Tanker löschen können.“

Nordenham gehörte im Jahre 1945, wie Bremen, Brake und Bremerhaven, zum amerikanischen Besatzungsgebiet, das mitten in der britischen Zone lag. Ab 1946 stand Nordenham unter britischer Militärverwaltung.

Der Ausschnitt aus einer topografischen Karte zeigt die Lage von Friedrich August Hütte als einem nördlichen Stadtteil von Nordenham, an der Weser, schräg gegenüber von Bremerhaven

Das ehemalige Postamt (Poststelle I) in der Hüttenstr. 6, Aufnahme ca. 1978

Mit den allgemeinen Veränderungen bei der Post wurde aus dem Stadtteil Friedrich-August-Hütte 2890 Nordenham 16:

Zwei verschiedene R-Zettel (Schriftart) vom Postamt 2890 Nordenham 16

…und ab 1. Juli 1993 26954 Nordenham 16:

R-Zettel mit fünfstelliger Postleitzahl 26954 Nordenham 16

Das Postangebot in Friedrich-August-Hütte wird aktuell über „Partnerfilialen“ organisiert: seit dem 1. April 2017 in der Firma Fitness Bodywork, Martin-Pauls-Str. 160. Davor im Kiosk FAH, Hoher Weg 21.

Der Name des Stadtteils (Hütte) findet sich auch heute an dem Standort in einer Firmenbezeichnung wieder:

Hinweisschild zur Nordenhamer Zinkhütte GmbH

Das Haupttor zum Firmengelände

Die Nordenhamer Zinkhütte GmbH, Glencore Company

Nachsatz:

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Postgeschichte und nicht mit der Frage der Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges. Zu diesem Thema gibt es wissenschaftliche Literatur, auf die ich Sie verweise.

Quellen:

  • Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Eisenbahn- und Dampfschiffstationen im Deutschen Reich, Ausgabe 1936 bis Ausgabe 1943
  • Postgeschichtliche Blätter Weser-Ems, 1958, Die Post in Nordenham, Heinz Schatte
  • Topografischer Atlas, Niedersachsen und Bremen, 1977, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster
  • Helmut Reins, Nordenham, Foto vom Postamt, 1978
  • Ortsverzeichnis Post (OV Post), Deutsche Bundespost, verschiedene Jahrgänge, u.a. 1980, 1991
  • Chronik, 50 Jahre Siedlergemeinschaft Friedrich-August-Hütte, 1941-1991
  • Kreiszeitung Wesermarsch, 27. Mai 2000, „Zwangsarbeit in der Wesermarsch“
  • Nord-West Zeitung, 18. Juni 2005, Henning Bielefeld, „Ein Dorf schlüsselfertig gebaut“, NWZ-online
  • Rundbrief 45, April 2008 der Arbeitsgemeinschaft Oldenburg und Oldenburger Land e.V.
  • Nord-West Zeitung, 23. April 2008, Henning Bielefeld
  • Holger Frerichs, Varel
  • Dieter Folgmann, Herdejürgen & Harmsen Baugesellschaft mbH & Co KG, Nordenham
  • Archiv Internationaler Suchdienst Bad Arolsen, https://collections.arolsen-archives.org/de/search
  • Fotos vom Autor, September 2018 und Januar 2022

Die „Braune Messe“ in Oldenburg (Oldb.)

Sonderstempel und Sonderpostämter in der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 sind unter dem Einfluss der Nationalsozialisten zu sehen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel Abbildungen und Propaganda aus dem Dritten Reich enthält.

Und bitte beachten Sie §86 und §86a Strafgesetzbuch. Sie versichern die Abbildungen aus der Zeit des III. Reiches nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken zu lesen oder weiter zu verarbeiten.

Was war eine Braune Messe?

Der Nationalsozialistische Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand, der im August 1933 in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation (NS-HAGO) überführt wurde, hatte das offizielle Ziel den Mittelstand zu stärken.

Zu diesem Zweck organisierte die Organisation Boykottaktionen gegen jüdische Warenhäuser und Großunternehmen.

Die Braunen Messen waren propagandistisch vorbereitete Leistungsschauen der regionalen nichtjüdischen Wirtschaft auf Gau-Ebene. Sie dienten nicht nur dem Aufschwung des wirtschaftlichen Handels, sondern auch dem organisierten Kampf gegen jüdische Geschäfte und Händler, die von einer Teilnahme ausgeschlossen waren und die im Rahmen dieser vielerorts stattfindenden Braunen Messen diffamiert wurden, indem behauptet wurde, dass Juden ihre Kunden betrügen würden und wer bei einem Juden kaufe, dem deutschen Händler und damit Deutschland schade.

Wundern Sie sich, warum die Stadt die amtliche Bezeichnung „Oldenburg (Oldb)“ als Abkürzung für „Oldenburg in Oldenburg“ führt? Als ehemalige Hauptstadt des Landes Oldenburg soll so eine Unterscheidung zu Oldenburg in Schleswig-Holstein erfolgen.

In Oldenburg (Oldb) wurde die Braune Messe vom 15. bis 23. September 1934 veranstaltet:

R-Brief vom 20. September 1934, R-Zettel Oldenburg (Oldb.) 2 mit Stempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe. Poststempel mit Zusatz Braune Messe, Brief nach Görlitz mit Luftpost Par Avion

R-Zettel vom obigen Beleg

Das Amtsblatt des Reichpostministeriums gibt bekannt:

Im Amtsblatt des Reichspostministeriums, den Bekanntmachungen der Deutsches Reichspost, Ausgabe 77 vom 31. August 1934 wird u.a. die Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg bekanntgegeben.

Bekanntmachung Nr. 1386/1934. Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg (Oldb). Aus Anlaß der Braunen Messe 1934 in Oldenburg (Oldb) wird auf dem Messegelände daselbst für die Zeit vom 15. bis 23. September eine PAnst als ZwPA (Zweigpostamt) eingerichtet, die einen Aufgabestempel mit der Inschrift „Oldenburg (Oldb) Braune Messe“ verwendet. Sie befaßt sich mit dem Verkauf von Postwertzeichen, der Annahme von Briefsendungen aller Art, Zahlkarten, Postanweisungen und Telegrammen, der Vermittlung von Gesprächen, der Ausgabe von postlagernden Briefsendungen und Telegrammen, die an die PAnst (Postanstalt) gerichtet sind, und der Auszahlung von Postreiseschecken und postlagernden Postanweisungen.

Welche Aussteller waren auf der Braunen Messe in Oldenburg auf dem Pferdemarkt vertreten?

  • Der Einzelhandel in den Hallen 1, 2 und 3 (Textilwaren, Reichsluftschutzbund, Automobile, Motorräder, Fahrräder, Lebensmittel- und Kolonialwarengeschäfte, Öfen, Bilder, Bücher, Puddings, Haushaltsgegenstände, Nähmaschinen, Büromöbel, Schreibmaschinen, Kaffee, Zigarren, lebende und tote Fische, Edelmost, Alkohol, Teppiche, Gardinen und Juwelierwaren – Anmerkung des Autors: Aufzählung in dieser ReihenfolgeDie Hallen waren Zelte) Zeichnungen von der Höheren Technischen Lehranstalt
  • Der Großhandel in einem besonderen Zelt
  • Deutsche Reichsbahn mit elektrischer Modellbahn, Model des modernen Verschiebebahnhofes in Osterburg (Stadtteil von Oldenburg), Fahrkartendrucker, Fahrzeug zur Beförderung eines vollen Güterwagens

Das fahrbare Anschlußgleis, das auf der anderen Seite des Pferdemarktes steht. Es ist ein technisches Wunder. Am Nachmittag wurde dieses Fahrzeug mit Musik durch Straßen Oldenburgs gefahren und man war erstaunt, wie wendig es sich durch die engen Straßen schlängelte, wie sicher und ruhig es fuhr, ohne jede Erschütterung.“ Zitat und Foto aus dem Jeversches Wochenblatt vom 18. September 1934:

  • Deutsche Reichspost mit Messe-Postamt und einem Stand in Zelt 5, als kleines Postamt im Hause. Mit Frankotyp Maschine, Briefwaagen und dem Telegraphie- und Fernsprechwesen
  • Zelt 6 die N.S. Frauenschaft, N.S. Volkswohlfahrt
  • weiteres Zelt u.a. mit Reichsnährstand, der Bauer als Lebensquell des Volkes, Haushaltsschule Schloß Neuenburg, Landwirtschaftliche Haushaltungsschule Marienhain, Schau der Oldenburger Imkerschule
  • Zelt des Oldenburger Handwerks, u.a. mit einem Stand des Arbeitsamts
  • und viel Propaganda…. für wohl über 50.000 Besucher

Nicht nur in Oldenburg, sondern auch in anderen Städten im Deutschen Reich wurden Messen mit dem Namen „Braune Messe“ veranstaltet.

Einige dieser Veranstaltungen sind durch eine Sonderpostanstalt, einen Sonderstempel, einige nur durch Plakate, Abzeichen oder Vignetten dokumentiert:

  • Aalen (Württemberg), 10. bis 19. August 1934 NS-Verbraucherausstellung Braune Messe – Deutsche Woche
  • Alfeld, 17. bis 25. Juni 1934, Braune Messe – Deutsche Woche, Alfelder Festwoche verbunden mit Bezirkstierschau, Reit- und Fahrturnier
  • Bad Freienwalde, 3. bis 6. Dezember 1933, Braune Messe, organisiert von der Ortsgruppe der NS-HAGO
  • Bamberg, 28. Juli bis 12. August 1934, Oberfränkische Braune Messe und 3. bis 19. August 1935
  • Bremen, 9. bis 24. Juni 1934, Braune Hansa Messe
  • Breslau, 14. bis 22. Oktober 1933, Große Braune Landes-Messe Schlesien und 15. bis 23. September 1934 und 5. bis 13. Oktober 1935, Braune Herbstmesse – Deutsche Woche (Breslau heute Wrocław, Polen)
  • Beuthen OS, Oberschlesien, 9. bis 17. Mai 1936, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin (Beuthen, heute Bytom, Polen)
  • Danzig, 1934, Braune Messe, 2. BMD, „Ich gab Arbeit“, Industrie, Handwerk, Handel, Gewerbe (Danzig, heute Gdańsk, Polen)
  • Dresden, 1933, Braune Messe, im Zeichen der Verbundenheit von Stadt und Land, Ausstellungspalast, unter zahlreicher Beteiligung von Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden sowie der NSDAP
  • Duisburg-Hamborn, 15. bis 23. Oktober 1933, Besucht die 1. Braune Messe am Niederrhein
  • Essen, 15. September bis 7. Oktober 1934, Braune Messe Essen, Deutsche Arbeit im Deutschen Westen
  • Frankfurt, 1933 und 1934, Braune Messe, organisiert von NS-Hago mit entsprechendem Propagandaaufwand, Handwerk und andere mittelständische Branchen
  • Freiburg, 23. Juni bis 4. Juli 1934, 1. Oberbadische Braune Messe
  • Forst (Lausitz), 29. April bis 6. Mai 1934, Braune Landes- und Industrie-Messe – Deutsche Woche, Schützenplatz
  • Geislingen Stg., 1934 Braune Messe – Deutsche Woche (Stg. = Stuttgart)
  • Gera 16. bis 25. September 1934, Ostthüringer Braune Messe
  • Halle (Saale), 18. Mai bis 4. Juni 1935, Mitteldeutsche Braune Messe
  • Hamburg, 8. bis 25. September 1933, (300.000 Besucher) Braune Messe der NS-HAGO auf der Cap Polonio als Messeschiff, Kreuzfahrtschiff – wegen Weltwirtschaftskrise von 1931 bis 1933 nicht in Betrieb

Luxus-Passagierschiff Cap Polonio, 1914-1935

  • Hannover, 23. November bis 3. Dezember 1933, Braune Messe, Stadthalle, mit Ehrenhof des Deutschen Handwerks, Wertvolle Trachtenschau, SA-Konzerte
  • Hof, 19. bis 27. September 1936, Oberfränkische Braune Messe
  • Karlsruhe, 15. September bis 1. Oktober 1934, 2. N.S. Grenzland Werbemesse, Braune Messe – Deutsche Woche
  • Kiel, 27. September bis 8. Oktober 1934, Braune Messe – Deutsche Woche Kiel
  • Köln, 1. bis 10. Juli 1934, Ausstellung Braune Messe – Deutsche Woche, (Sonderpostamt 29. Juni bis 11. Juli 1934), Schwimmende Braune Messe am Rhein (vermutlich Köln)
  • Kolberg, 16. bis 27. Mai 1934?, Besucht die Braune Messe an der Ostsee (Kolberg, heute Kołobrzeg, Polen)
  • Köthen Anh., 8. bis 15. April 1934, Braune Messe
  • Landau Pfalz, 19. bis 28. Oktober 1935, 2. Südpfälzische Braune Herbst-Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Leer Ostfriesland, 24. August bis 1. September 1935, Braune Messe
  • Leipzig, Herbst 1933, Braune Großmesse
  • Limburg an der Lahn, 11. bis 19. Mai 1935, Braune Messe
  • Lörrach, 10. bis 18. Ausgust 1935, 2. Braune Grenzland Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Luckenwalde, 11. bis 15. Oktober 1934 oder 1935?, Besucht die Braune Werbe-Messe für Luckenwalde
  • Magdeburg, 1. bis 31. Mai 1934, Besucht die Braune Messe Deutsche Woche Revolutionsschau
  • Mannheim, Ausstellung Braune Messe, 8. April bis 13. Mai 1934
  • Meppen, 3. bis 10. Juni 1934, Braune Messe, Emslandmesse
  • Minden, 1934, Braune Messe
  • Neubrandenburg, 1933, Braune Messe – Große mecklenburgische Landesmesse

Sonderstempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe vom 21. September 1934

  • Oldenburg, 15. bis 23. September 1934, Ausstellung Braune Messe
  • Osnabrück, 1933 Gebietsaufmarsch Braune Messe (94.000 Besucher) und 21. September bis 3. Oktober 1935 Braune Messe
  • Siegen, 1933, Jahrhundertfeier, Braune Messe, Deutsche Woche, 5. Ausstellung des Kultur- und Gewerbevereins des Kreises Siegen 1833 -1933 und 2. Braune Messe des Siegerlandes, 26. September bis 6. Oktober 1935 in Siegen-Eintracht
  • Stettin, 29. September bis 8. Oktober 1933, Besucht und beschickt die große Braune Messe (Stettin, heute Szczecin, Polen)
  • Straubing, Jahr bisher unbekannt, Volksfest Straubing, Fest der Ostmark, Verbraucherausstellung (das Volksfest wurde zu Propagandazwecken missbraucht, wie wohl alle andere Messeplätze auch)
  • Stuttgart, 1934, II. Braune Messe – Deutsche Woche
  • Torgau, 23. bis 30. Juni 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Waldenburg, 30. März bis 7. April 1934, Braune Messe, „Ich gab Arbeit“ (Waldenburg, heute Wałbrzych, Polen)
  • Weimar, 30. März bis 7. April 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Wilhelmshaven-Rüstringen, 7. is 15. April 1934, Braune Messe – Deutsche Messe
  • Worms am Rhein, 4. bis 12. November 1933, Braune Messe
  • Würzburg, 9. bis 21. Mai 1934, Fränkische Braune Messe

Vermutlich ist diese Aufstellung nicht vollständig. Philatelistische Nachträge sind erwünscht.

Quellen:

  • Deutsche Digitale Bibliothek, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de
  • Landesbibliothek Oldenburg – Jeversches Wochenblatt, 22. 2., 13.7., 11.9., 12.9., 18.9. alle 1934
  • Landesbibliothek Oldenburg, Sammlung Regionalliteratur
  • Die Sonderpostämter der Deutschen Reichspost 1933 – 1945, nach den Amtsblättern des Reichspostministeriums, Band 1. 1933 – 39, Sonderheft Arbeitsgemeinschaft R- und V-Zettel e.V., Wolfgang Reck und Dr. Friedrich W. Schembra, 1995

Informativ:

  • Zeitungen 1934 in Oldenburg: Oldenburger Nachrichten und Oldenburgische Staatszeitung, Gau Weser-Ems

Offene Fragen:

  • Gibt es Fotos vom Stand der Reichspost auf der Messe in Oldenburg?
  • Gibt es einen archivierten Ausstellungführer, Ausstellungskatalog, Ausstellungsflugblatt etc. von der Messe in Oldenburg 1934?

Die Trillke-Werke in Hildesheim

Ein einzelner loser R-Zettel, kein Beleg dazu. Das Entziffern gelingt:

TRILLKE Hildesheim

R-Zettel Trillke Hildesheim, Ortsbezeichnung in Großbuchstaben

Auf zur Spurensuche.

Durch dieses Postformular des Einschreibezettels kann der Zeitraum der Verwendung geklärt werden. Die Produktion dieser Zettel begann nach Kriegsende 1945 und diese Variante wurde bis 1947 produziert.

Für die Trillke-Werke ist im Ortschaftsverzeichnis der Oberpostdirektionen (OPD) Hannover und Braunschweig, Stand Januar 1948, mit Berichtigungen zum Stand 9.10.1948 eine Posthilfsstelle „Trillkewerke Post Hildesheim“ verzeichnet.

Auszug aus Ortschaftsverzeichnis

Aufgeführte Orte ohne die entsprechende Symbolik für Poststelle I und Poststelle II waren Posthilfsstellen. Da es keine Statusänderung (Umwandlung in eine Poststelle I) gab, ist davon auszugehen, dass bei den Trillke-Werken durchgehend nur eine Posthilfsstelle bestand. Vermutlich handelt es sich hier um einen Selbstbucher R-Zettel der Werke.

(Nachrichtlich: Im Ortschaftsverzeichnis 1943 gibt es keinen Hinweis auf Trillke.)

Was verbirgt sich hinter Trillke?

Ein Blick in die damalige Situation: Mitte der 30er Jahre war die Robert Bosch GmbH, Stuttgart wirtschaftlich auf Erfolgskurs. Die Firma war Weltmarktführer für Anlasser, Lichtmaschinen, Einspritzpumpen und Magnetzünder und exportierte ca. 90 % seiner Waren ins Ausland.

1935 besaß Bosch Vertretungen in 51 Ländern und Fertigungen in Frankreich, USA, Großbritannien und Italien.

Auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber gründete die Firma Bosch zwei Ausweichwerke: eines 1934 in Kleinmachnow, die „Dreilinden Maschinenbau GmbH“ für die Luftwaffe, das Ausweichwerk I (AW I).

Und ein weiteres Werk im Hildesheimer Stadtteil Neuhof, im Hildesheimer Wald 1937 (AW II) für das Oberkommando des Heeres. Die Produktionshallen beider Kriegsmusterbetriebe wurden in Wälder gebaut, um die kriegswichtigen Betriebe vor etwaigen Fliegerangriffen zu schützen.

An diesen Standorten wurde mit dem know-how von Bosch nur noch für das Militär u.a. für Kraftfahrzeuge und Panzer produziert.

Am 18. Dezember 1937 wurde die „Elektro- und Feinmechanische Industrie GmbH – ELFI“ in Hildesheim-Neuhof, Waldstr. 200 als heereseigener Industriebetrieb gegründet. Die Bezeichnung „ELFI“ konnte als Wortmarke nicht eingetragen werden, da bereits einige ähnliche Wortmarken in diesem Fertigungsgebiet vorhanden waren.

Am 23. Dezember 1942 wurde die Fima in „Trillke-Werke-GmbH“ umbenannt.

Briefkopf der Trillke-Werke

1952 wurde die Trillke Werke in eine Niederlassung der Robert Bosch GmbH Stuttgart, Werk Hildesheim, umgewandelt.

Der Begriff Trillke ist abgeleitet vom Flüsschen Trillkebach.

Trillkebach

Nach Trillke-Werke, Trillkebach verdient auch das Trillke-Gut eine kurze Erwähnung.

Das beeindruckende Gebäude vom Trillke Gut im Jahre 2021

Die Gründung des Trillke-Gutes geht zurück auf das Jahr 1155. Das Gut lag bis 1888 außerhalb der Hildesheimer Stadtgrenzen. Die Nutzung von Gebäuden und Gelände war im Laufe der Geschichte in der Steinbergstraße sehr unterschiedlich. Von Landwirtschaft, einer wirtschaftlichen Frauenschule, während des zweiten Weltkrieges ein chirurgisches Reserve-Lazarett, anschließend ein Flüchtlings- und Versorgungskrankenhaus, eine Tuberkulose Heilanstalt, die Nutzung durch das Studentenwerk bis zur Übernahme einer Bewohnerinnen-Genossenschaft reicht die Aufzählung der Nutzung.

Philatelistisch kann von einer Mitteilung vom 3. Juni 1925 des Postamtes im Hildesheimer Stadtteil Moritzberg berichtet werden. Dem Trillke-Gut wird ein öffentlicher Briefkasten zugestanden, „…wenn die Anlieger eine Vorkehrung zur Anbringung eines Briefkastens in Gestalt eines sicheren Pfahles oder Steinsockel schaffen“.

Das Trillke-Gut im Hildesheimer Stadtteil Moritzberg ist ca. 5 km vom Bosch-Werk im Hildesheimer Stadtteil Hildesheimer Wald entfernt.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Postgeschichte. Weitere Informationen zum Thema Bosch in Hildesheim, Zwangsarbeit im II. Weltkrieg, den nationalsozialistischen Machenschaften entnehmen Sie bitte den Hinweisen bei den nachfolgenden Quellenhinweisen.

Quellen:

  • Ortschaftsverzeichnis für die Bezirke der Reichspostdirektion (RPD) Hannover und Braunschweig, 1949, Seite 70
  • Hildesheimer Briefmarkensammler- Verein von 1913 e.V., Herr Dr. Ralf Prenzel
  • Herr Hans-Henning Mücke, Söhlde
  • Renaissance einer Kulturstadt, Hildesheim nach dem 2. Weltkrieg, Manfred Overesch, Georg Olms Verlag, 1998
  • Bosch in Hildesheim 1937-1945, Manfred Overesch, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2008
  • Trillke-Gut, Gesichter und Geschichte, Moritzberg Verlag, 2000
  • Robert Bosch GmbH, Historische Kommunikation, Bosch weltweit, Die Internationalisierung des Unternehmens, Dezember 2016
  • Berliner Geschichtswerkstatt e.V., Goltzstr. 49, 10781 Berlin, http://www.zwangsarbeit-bosch.de/firmengeschichte/elfitrillke-werke
  • Website von Hildesheimer Geschichte 815-1945, https://www.hildesheimer-geschichte.de/topografie/stadt-ortsteile/drispenstedt/hildesheimer-wald/
  • Fotos vom Autor Juni 2021

Das Geheimnis von Harbke – Operation Grenzkohle

Der Ort Harbke liegt im Westen von Sachsen-Anhalt, direkt an der Landesgrenze zu Niedersachsen, knapp 4 km von Helmstedt und ca. 50 km westlich von der Landeshauptstadt Magdeburg entfernt.

Der geheime Postrath Schottelius gibt bekannt…(*)

Diese Nähe zu Helmstedt führte 1879 (Vf. 13 vom 28.2.1879) zu der Einrichtung einer Postagentur in Harbke und einer Botenpost nach Harbke und zurück nach Helmstedt. Dieses erfolgte aus pragmatischer Sicht, ungeachtet von Kreis- oder Gemeindegrenzen.

R-Zettel Harbke, R – rechtsstehend, 4. April 1891, (*)

Poststempel Harbke b. Helmstedt vom 8. Oktober 1912

Kopie eines R-Zettels Harbke b. Helmstedt, Verwendung ca. 1922

R-Brief von Harbke über Helmstedt nach Berlin-Neukölln, Poststempel vom 22. März 1935, R-Zettel Harbke Helmstedt Land.

R-Zettel vom obigen Beleg

Zum Kriegsende 1945 trennte die Demarkationslinie die Poststellen I Beendorf und Harbke, sowie der Poststellen II Bartensleben (Ort und Gut), Döhren und Morsleben von der Helmstedter Postversorgung ab.

Solche Veränderungen in der Postorganisation hat es an vielen Stellen in Deutschland durch die Schaffung von Besatzungszonen, insbesondere der sowjetischen und der amerikanischen oder britischen Zone, gegeben.Der Ort

Der Ort Harbke gehörte ab dem 1.7.1945 zur Sowjetischen Besatzungszone. Der Wechsel der Postdirektionen von der (RPD) Reichs-Postdirektion Braunschweig zur (PD) Postdirektion Halle (Saale) wurde erst am 22.2.1946 vollzogen.

Die Demarkationslinie verlief zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone weitgehend entsprechend den historischen Grenzen zwischen den ehemaligen Ländern Braunschweig und Preußen.

Aber in Harbke gab es eine wirtschaftliche Besonderheit, für die politische Dogmen über Bord geworfen wurden.

Durch die Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG (BKB), Helmstedt, erfolgte die Braunkohle-Förderung durch den Abbau in den umliegenden Tagebauen. Eines der ersten Kraftwerke Europas wird 1909 in Harbke erbaut. Und bis 1945 läuft der Betrieb auch reibungslos. Doch nach Ende des zweiten Weltkrieges ändert sich dieses schlagartig.

Im Zuge der exakten Grenzziehung zwischen den Besatzungszonen gab es beim Amt Neuhaus, im Harz und auch zu Harbke zu Gesprächen zwischen den Briten und den Russen:

Der Vorschlag die Stadt Harbke zur Britischen Zone zu nehmen, wurde fallen gelassen, als die Russen zustimmten, den notwendigen Strom aus dem Kraftwerk zu liefern. Ein Anteil von 75% der Produktion sollte der Britischen Zone überlassen werden. Die Britische Luftwaffe war mit ihren wachsenden Luftfahrt-Forschungsverpflichtungen am Stützpunkt Göttingen auf diese Energieversorgung angewiesen.

Direkt durch das Betriebsgelände verläuft jetzt die Grenze zwischen Ost und West, zwischen britischer und sowjetischer Besatzungszone. Es ist zugleich der Beginn einer einzigartigen Geschichte im kalten Krieg.

1946 wurde zwischen den Oberbefehlshabern Wassili Sokolowski (UdSSR) und Brian H. Robertson (Großbritannien) für den Weiterbetrieb des Kraftwerkes Harbke und dem grenzüberschreitenden Braunkohle Abbau eine Vereinbarung geschlossen. Dadurch bestand hier die Grenze nur auf dem Papier und die Mitarbeiter der BKB durften die Grenze überschreiten. Denn sowohl die Sowjets als auch die Briten brauchten das Kraftwerk in Harbke, weil es als eines der wenigen war, dass von Kriegsschäden verschont wurde und die Stromversorgung auf beiden Seiten der Grenzen garantiere. Auf der später niedersächsischen Seite gab es die Hauptverwaltung, die Brikettwerke, das Schwelwerk und kleinere Kraftwerke. Das Kraftwerk Harbke und die Brikettfabrik Bismarck lagen auf der östlichen Seite.

R-Brief von Harbke über Helmstedt 1947 nach Berlin-Britz

Interessant ist der Ort des Absenders: Alversdorf, Krs. Helmstedt, BKB Lager 50/12, Alversdorf wurde 1974 selbst für den Tagebau aufgegeben.

R-Zettel vom obigen Beleg, Blanko R-Zettel mit handschriftlichem Eintrag Harbke und vorgedrucktem Numerator.

Quer durch den Tagebau pendelten täglich hunderte Menschen zur Arbeit über die Grenze. Kohlekumpel aus Harbke und Helmstedt (und der jeweiligen Umgebung), die in der einen Zone lebten und in der anderen Zone arbeiteten. Im grenzüberschreitenden Tagebau Viktoria war die Flucht über den nicht bewachten Tagebau möglich. Die Bergleute auf beiden Seiten wurden in West-Mark bezahlt, denn sie hatten Arbeitsverträge mit der BKB in Helmstedt.

Poststempel Harbke über Helmstedt vom 11. März 1948

Im Jahr 1947 wurde mit 7.639 Beschäftigten die höchste Mitarbeiterzahl der Unternehmensgeschichte erreicht. Allerdings ergab sich gleichzeitig eine schwierige Situation für die BKB durch die direkte Lage ihrer Betriebe auf der innerdeutschen Grenze nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch die Gründung beider deutschen Staaten 1949 führte zu keiner Veränderung der Situation zwischen Harbke und Helmstedt im Tagebau.

Am 26. Mai 1952 ändert sich die Lage dramatisch. Ohne Vorahnung besetzen in den frühen Morgenstunden Einheiten der Volkspolizei der DDR den östlichen Teil des Tagebaus zwischen Harbke und Helmstedt. Innerhalb weniger Minuten standen die Geräte auf beiden Seiten still. Die Braunkohleförderung kam zum Erliegen.

1400 Bergleute aus Harbke und 400 Bergleute aus Helmstedt verloren über Nacht ihre Arbeit, weil sie nicht mehr über die Grenze zur Arbeit kamen.

Dem Unternehmen BKB gingen durch die Grenzschließung alle Anlagen auf ehemals preußischem Gebiet (Tagebau Wulfersdorf, Teile des Tagebaus Victoria, die Brikettfabrik Bismarck und das Kraftwerk Harbke) verloren. Außerdem gehen der BKB 62 % der gewinnbaren Kohle verloren.

Das Kraftwerk Harbke wurde zum Volkseigentum erklärt (VEB Braunkohlewerk).

In den Folgejahren mussten diese Defizite durch einen eigenen Kraftwerksbau auf westdeutscher Seite ersetzt werden. 1954 fing man auf beiden Seiten wieder an Kohle zu fördern und Strom (Kraftwerk Offleben im Westen) zu produzieren.

R-Brief der Deutschen Post der DDR von Harbke nach Stendal (Absatzkontor), Poststempel vom 28. März 1956. Blanko R-Zettel mit Stempel Harbke über Oschersleben (Bode). Oschersleben (Bode) entspricht der damaligen Kreisbezeichnung. (*)

R-Zettel vom obigen Beleg mit fünfstelligem Numerator 00307 (*)

1956 kam es zu einer ersten Annäherung. Die Betriebsleiter von Ost und West tauschten DDR- und BRD-Territorien aus (37 Hektar Kippen Fläche Ost gegen 13 Hektar Kippen Fläche West), um bergbautechnisch sinnvoll arbeiten zu können.

Mit dem Bau der Mauer 1961 kommen die Aktivitäten zum Erliegen.

Poststempel Harbke (Kr Oschersleben) vom 30. Juni 1967, ohne Angabe der Postleitzahl

Stempel des ZKD (Zentraler Kurierdienst) vom VEB (Volkseigener Betrieb) Braunkohlewerk 3222 Harbke.

Stempel des ZKD (Zentraler Kurierdienst), VEB Energieversorgung Magdeburg, Kraftwerk Phillipp Müller, 3222 Harbke (*)

(Philipp Müller wurde am 11. Mai 1952 in Essen erschossen. In der DDR wurde das Andenken an ihn insbesondere zur Propaganda genutzt.)

Der ZKD war ein von der Deutschen Post der DDR durchgeführter Postdienst des DDR-Innenministeriums.

Blick über die Zonengrenze von West nach Ost zum Kraftwerk Harbke.

Am 19. Mai 1976 kam es zur Vertragsunterzeichnung „Grenzpfeiler Braunkohle Helmstedt/Harbke“ in Ostberlin. Wieder setzen sich wirtschaftliche Interessen über politischen Überlegungen (Grenze) durch.

Beide Seiten dürfen wieder grenzüberschreitend arbeiten, denn nur so war in dieser Region Braunkohle wirtschaftlich zu fördern. Beide Seiten überließen dafür der anderen Seite Flächen zur zeitweiligen Nutzung im Tausch („Dem Tagebau Helmstedt zur Nutzung zeitweilig überlassenes Territorium der DDR und dem Tagebau Wulfersdorf zur Nutzung überlassenes Territorium der BRD, jeweils Stand 1. Abbauphase“).

Die Abbaugebiete wurden waffenfrei. Zwei Kilometer Grenze mussten geräumt werden. Die Minenräumungen erwiesen sich wegen der bisherigen Bodenbewegungen als schwierig.
Der bisherige Todesstreifen wurde durch einen Maschendraht ersetzt und für Besprechungen zwischen Ost und West gab es ein Gartentürchen im Maschendrahtzaun.

Weil Harbke dieses Grenzgeheimnis barg, verschwand gleich der ganze Ort von jeder Landkarte der DDR. Weder Straßenschilder noch Wegweiser führten in das Dorf an der offenen Grenze. Harbke wurde von der Außenwelt hermetisch abgeschirmt.

Ausschnitt Briefkopf, Rundstedter Str. 10 a in Harbke

Hauptarbeitgeber im Filialbetrieb Harbke war das Braunkohle-Kraftwerk VEB Kombinat Gustav Sobottka aus Röblingen.

R-Zettel 3222 Harbke, ca. 1982, Numerator dreistellig

R-Zettel 3222 Harbke, Numerator vierstellig

Bis 1986 arbeiteten hier ost- und westdeutsche Bergleute grenzüberschreitend in einem Braunkohle Tagebau zusammen.

Selbst die Grenztruppen der DDR hatten im Tagebau keinen Zutritt.

Am 26. September 1986 fuhr der letzte Zug zum Kraftwerk.

Am 22. Dezember 1989 wurde der Grenzübergang von Helmstedt nach Harbke geöffnet.

Poststempel 3222 Harbke vom 6. Dezember 1990, Kreisstempel mit Stegsegment unten

Kreisstempel mit Stegsegment oben, 6 Wellenlinien senkrecht, Datum 2. Juli 1993 und Uhrzeit 9 Uhr, Verwendung ab 1. Juli 1993.

R-Zettel mit fünfstelliger Postleitzahl, naßklebend: 39365 Harbke

R-Zettel mit fünfstelliger Postleitzahl, selbstklebend: 39365 Harbke

Mit der Einführung der fünfstelligen Postleitzahl 1993 hieß in Harbke die neue Postleitzahl 39365.

Im Juni 1994 wurden die Schornsteine vom Kraftwerk Harbke gesprengt. Das Ende der Braunkohlen Industrie in Harbke war besiegelt.

Historischen Entwicklung des Braunkohleabbaugebiets direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Helmstedt und Harbke (Quelle: Fa. post-mining & brownfields consulting, siehe unten)

Seit 2004 wird der ehemalige Tagebau saniert und durch Grundwasser geflutet. Der Lappwaldsee überdeckt den ehemaligen Grenzverlauf und die Spuren der außergewöhnlichen deutsch-deutschen Geschichte. (Foto von 2016) 2031 soll der See sein geplantes Ausmaß erreicht haben.

Harbke erlebt durch Gebietsreformen wechselnde Zugehörigkeiten oder Namensänderungen bei der Landkreis Zuordnung. Seit 2007 lautet die Bezeichnung Landkreis Börde, die Kreisstadt ist Haldensleben. Harbke ist Mitgliedgemeinde der Verbandgemeinde Obere Aller in Sachsen-Anhalt. Harbke hat ca. 1.800 Einwohner.

Nur etwa fünf Kilometer von Harbke entfernt lag der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn. Dieser war der größte und bedeutendste Grenzübergang an der innerdeutschen Grenze während der deutschen Teilung und bestand zwischen 1945 und 1990.

Quellen:

  • Braunschweiger Postgeschichtliche Blätter, Gesellschaft für deutsche Postgeschichte e.V., Bezirksgruppe Braunschweig Heft 9/10 Dezember 1968
  • Die Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG, Werner Vogt, Andrea Dreifke-Pieper, 1999, Econ Verlag, München
  • Grenzkohle, Christiane String, Zeitschrift Horch und Guck, Heft 2/2009, Heruntergewirtschaftet, Seiten 36 bis 39
  • Heringsbahn, Achim Walther und Joachim Bittner, Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben, Offleben und Schöningen, 2011, Mitteldeutscher Verlag, Halle
  • Das Geheimnis von Harbke, Operation Grenzkohle, TV-Bericht, Mitteldeutscher Rundfunk MDR, 9.4.2019
  • Vielen Dank für die freundliche Unterstützung an Herrn Andreas Kadler, Berlin, post-mining & brownfields consulting, www.post-mining.de
  • Vielen Dank an Klaus Hirschfeld, Haldensleben für die freundlicher Überlassung (*) von R-Zetteln, Abbildungen und Belegen zur Bereicherung dieses Artikels. Toll!
  • Vielen Dank an Dr. Thomas Schmidt, Haldensleben, für die Zusammenstellung der Poststempel von Harbke und der Genehmigung zur Abbildung.

Amt Neuhaus, Elbe, eine Gemeinde mit sehr viel Geschichte!

Ein Besuch in der Gemeinde Neuhaus an der Elbe (Amt Neuhaus) ist nicht nur wegen dem Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, den Deichen, den Obstbäumen am Straßenrand, den Vogelschwärmen im Herbst, der Wanderdüne, den großen landwirtschaftliche Flächen, den Radwegen und der Natur lohnend.

1945 und 1993 wurde im Amt Neuhaus Geschichte geschrieben!

Dieser Artikel hat nicht die Aufgabe die gesellschaftlichen Verwerfungen im Dritten Reich (u.a. Krieg, Verfolgung von Menschen) oder in der DDR (u.a. Aktion Ungeziefer, Stasi) zu beleuchten. Im Mittelpunkt stehen die Philatelie und die Postgeschichte.

Die Gemeinde ist mit seiner relativen geringen Einwohnerzahl und den vielen Poststellen eine Freude für jeden Philatelisten. Durch die intensive Geschichte vom Deutschen Reich, über DDR bis zur Bundesrepublik gibt es eine Fülle von unterschiedlichen R-Zetteln, Stempeln und Belegen.

Wichtig zum Verständnis der Geschichte sind Vorgänge aus den Jahren 1689, 1705 und 1816 auf denen diese philatelistische Betrachtung aufbaut. Beginnend mit Herzogtümern mit wechselnden Besitzverhältnissen bis zur wesentlichen Rolle des Königreiches Hannover, das nach 1816 das rechtselbische Amt Neuhaus behielt.

Am 1. Oktober 1838 richtete die hannoversche Postverwaltung im Amtssitz Neuhaus eine Postspedition ein.

Der Poststempel „NEUHAUS A:D:ELBE“ wurde bis 1848 benutzt. Von 1849 bis 1856 wurde ein zweizeiliger Langstempel eingesetzt. Seit 1852 führte die Spedition auch einen Doppelkreistempel mit blauer Stempelfarbe.

Am 1. Dezember 1850 konnten die Neuhäuser erstmals Postwertzeichen erwerben, denn die hannoversche Postverwaltung hatte als viertes Land in Deutschland diese Neuerung eingeführt.

Nach der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen 1866 blieb das rechtselbische Amt Neuhaus bis 1945 bei der preußischen Provinz Hannover.

Die Bezeichnung der Poststation änderte sich. Aus der hannoverschen Postspedition wurde eine preußische Postexpedition. Das preußische Postwesen wurde am 1. Januar 1868 in die Norddeutsche Bundespost eingegliedert. Innerhalb von drei Jahren zierten die Poststationen drei verschiedene Posthauschilder.

1871 übernahm die Deutsche Reichspost. Und 1876 wandelte die Postverwaltung die Postexpedition in ein Postamt III. Klasse um.

1882 änderte sich die Zusatzbezeichnung des Ortes Neuhaus an der Elbe in Neuhaus (Elbe).

Am 11. Juni 1883 wurde die erste Postagentur im Amt Neuhaus im Ortsteil Tripkau eingerichtet.

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R-Brief von Neuhaus (Elbe) nach Rheinberg am Niederrhein, R rechtsstehend, Poststempel 20. August 1884

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R-Zettel vom obigen Beleg

Aus den alten hannoverschen Ämtern Bleckede und Neuhaus wurde am 1. April 1885 der Kreis Bleckede gebildet. Dieser wurde 47 Jahre später zum 1. Oktober 1932 aufgelöst und in den Landkreis Lüneburg eingegliedert.

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Gruss aus Neuhaus, 1895. Totalansicht, Villa Kampf, Lindenhof, Krieger-Denkmal, Apotheke, Pastorenhaus, Hotel zur Post.

1897 wurde in Neuhaus ein neues Postgebäude errichtet.

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Das frühere Postamt in Neuhaus an der Elbe in der Poststr. 9 mit Schriftzug. Dieses Postamt wurde am 31. August 2003 geschlossen

Am 15. August 1898 wurde die zweite Postagentur im Ortsteil Stapel eröffnet.

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Poststempel Neuhaus (Elbe) vom 18. Juni 1900

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R-Brief Neuhaus (Elbe) 20. Juli 1924

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R-Zettel vom obigen Beleg, R linksstehend, Druck dieses R-Zettel Typs 31 in Rollen

Ab 1928 begann die Einrichtung der Landverkraftung. Beginnend ab 1. August 1928 erfolgte neben der Hauptpost in Neuhaus die Einrichtung von Poststellen in den Orten Bitter, Bohnenberg, Darchau, Dellien, Haar, Laake, Laave, Neubleckede, Neugarge, Niendorf, Pinnau, Pommau, Preten, Privelack, Rassau, Rosien, Stapel, Stiepelse, Stixe, Strachau, Sückau, Sumte, Timkenberg, Vorderhagen, Wendischthun und Wilkenstorf.

Die Ortschaften Niendorf, Vorderhagen, und Timkenburg (Groß Timkenburg) gehörten zum Land Mecklenburg, sie wurde aber 1928 dem Postamt Neuhaus zugeteilt. Der zum Amt Neuhaus gehörende Ort Wehningen (bis 20. März 1947 Junker-Wehningen) erhielt auch eine Poststelle, die dem Postamt Dömitz zugeordnet war.

R-Brief Neuhaus nach Bleckede, Poststempel vom 11. März 1929, Poststellen II Stempel Stixe Neuhaus (Elbe) Land.

R-Zettel vom obigen Beleg, schmaler Rahmen

R-Zettel Kaarßen, schmaler Rahmen

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R-Brief Neuhaus (Elbe), 20. Juli 1932, an die Verteilungsstelle für Gerichtsvollzieheraufträge beim Amtsgericht Hannover.

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R-Zettel vom obigen Beleg

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Poststempel Neuhaus (Elbe) Land vom 23. Mai 1933

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Paketkarte Neuhaus (Elbe) Land, Poststempel 30. Januar 1934 Neuhaus Land

Das Taxquadrat von Neuhaus war 706 (senkrechte Zahl). Mehr zum Thema lesen Sie hier: Taxquadrat.

Eine Paketkarte von Stapel über Neuhaus (Elbe) mit gleichem Taxquadrat vom 17. August 1946 ist bekannt.

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Poststempel Neuhaus (Elbe) vom 14. März 1934

Im Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Berlin, Stand 1936, werden die Ortsteile von Neuhaus, wie in der Aufstellung 1928 mit zugehöriger Poststelle oder Postagentur aufgeführt:

  • Groß Rassau/über Neuhaus (Elbe), Poststelle – ohne Vorsilbe Groß
  • Neuwendischthun/über Neuhaus (Elbe), Poststelle – ohne Vorsilbe Neu

neu im Ortsverzeichnis sind aufgeführt:

  • Gutiz/über Neuhaus (Elbe), Poststelle
  • Kaarssen/über Neuhaus (Elbe), Postagentur
  • Tripkau/über Neuhaus (Elbe), Poststelle

nicht mehr im Ortsverzeichnis gelistet ist:

  • Neubleckede
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R-Brief Neuhaus (Elbe), 12. August 1939, an das Arbeitsamt in Dannenberg, R-Zettel mit Zusatz Land, Poststellen II Stempel Pommau über Neuhaus (Elbe).

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R-Zettel von obigem Beleg, dicker Rahmen

R-Brief mit Poststempel Stapel über Neuhaus (Elbe) vom 17. April 1944 mit Landpost R-Zettel nach Lübeck.

R-Zettel von obigem Beleg, fetter Schrifttyp

Von den 27 Posthaltern im Bereich des Postamtes Neuhaus waren 15 Gastwirte.

Die Poststellen waren bis 1945 vereinzelt temporär nicht besetzt und die Zustellungen erfolgte über eine benachbarte Poststelle.

Eine wichtige geschichtliche Entwicklung gab es in Neuhaus bei Kriegsende 1945

Ausgehend von dem Gebietsstand von 1937 wurde das besetzte Deutschland nach dem Londoner Protokoll vom 12.9.1944 und bei der Konferenz von Jalta (2. bis 11. Februar 1945) von den alliierten Siegermächten in Besatzungszonen aufgeteilt.

Am 1. Mai 1945 besetzten amerikanische Truppen das Amt Neuhaus. Die Elbe wurde gesperrt. Gemäß den Vereinbarungen der Alliierten übernahmen am 1. Juni 1945 britische Soldaten das zur Provinz Hannover gehörende Gebiet.

Neuhaus wurde wie geplant der britischen Zone zugeordnet. Die Briten stellten eine Insellage von Neuhaus fest. Östlich der Elbe gelegen, an allen Gemeindegrenzen von der neuen sowjetischen Zone umgeben. Und es gab keine Brücke über die Elbe als Verbindung zur Britischen Zone.

Hier ist wohl auch der Grund zu suchen, dass der Bereich Neuhaus/Elbe an die sowjetische Militäradministration abgetreten wurde.

Die britische und die sowjetische oberste militärische Führung in Deutschland vereinbarten am 29. Juni 1945 in Berlin die Übergabe des Amtes Neuhaus an die sowjetische Besatzungszone (…that the River Elbe forms a natural boundary in this area…).

Am 30. Juni 1945 hing in den Dörfern die Mitteilung, dass das Amt Neuhaus am darauffolgenden Tag unter die Verwaltung der sowjetischen Armee gestellt wurde.

Im 4. Juli 1945 übergaben die Briten den Flecken an die Sowjets.

Das Amt Neuhaus gehörte dann zum Landkreis Hagenow in der Sowjetischen-Besatzungs-Zone (SBZ).

Am 5. Juli 1945 weist die RPD Hannover ihre Postämter und die anderen Reichspostdirektionen darauf hin, dass Neuhaus/Elbe in die russische Besatzungszone eingegliedert worden ist.

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R-Brief Neuhaus (Elbe) mit Postleitgebietszahl (PLGZ) 20, 27. Januar 1946, nach 20 Göttingen, der Poststempel trägt noch nicht die PLGZ 20, Barfreimachung „Bezahlt am: …“ als Zweizeiler im Rechteck.

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R-Zettel vom obigen Beleg

Barfreimachungen von Neuhaus sind belegt vom 6.8.45, 9.8.45, 23.8.45, 28.8.45, 31.8.45, 14.9.45, 21.9.45, 24.9.45, 5.10.45, 24.10.45, 21.11.45, 23.11.45, 28.12.45, 3.1.46, 26.1.46, 2.2.46, 27.1.46 und 22.7.48. Die Barfrankaturen dominierten das Erscheinungsbild der Briefpost, denn sie waren bis zur Herausgabe der einzelnen Zonenausgaben der alleinige Freimarkenersatz und damit die typische Notfrankatur jener Zeit.

Ergänzend zum obigen Zettel gab es auch einen R-Zettel mit dem Zusatz Land mit der Postleitgebietszahl 20. Dieser Einschreibezettel sollte bei Einschreiben aus den Poststellen eingesetzt werden.

Das Postamt Neuhaus (Elbe) setze die Postleitgebietszahl im Normstempel bis Januar 1946 ein. Die PLGZ wurde aus dem Stempel entfernt, nachweisbar erstmals am 19. April 1946. Anschließend wurde die PLGZ 3 im Kreis vor den Ortsnamen gesetzt, belegt ab dem 13. Dezember 1946.

Ein besonderer R-Zettel. Die Postleitgebietszahl 20 wurde mit der neuen PLGZ 3 überstempelt.

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Auf einmal PLGZ 3 a! Auf einer Postverkehrskarte von 1954 sind Neuhaus, Stapel, Kaarßen, Tripkau u.a., nordöstlich der Elbe im Gebiet 3 a eingezeichnet. Die dicke Linie grenzt westlich an das Gebiet Postleitgebiet 24 a und südlich an das Gebiet 20 a an.

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R-Brief von Tripkau über Neuhaus (Elbe) nach Hannover vom 2. Oktober 1946. Der Poststellen II Stempel und der gestempelte Absender erklärt die Herkunft. Ein Aushilfs-R-Zettel von Malliß (Meckl) mit der Postleitgebietszahl 3, handschriftlich geändert Tripkau und ein Poststempel aus dem benachbarten Ort: 3 Festung Dömitz machen das Provisorium komplett.

Richter bezeichnet in seinem Buch „Mecklenburg-Vorpommern, die Stempel der Postämter, Zweigpostämter und Poststellen 1945-1952“ den Poststellen II Stempel von Tripkau als Ortnotstempel.

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R-Zettel vom obigen Beleg

Malliß und Tripkau liegen ca. 20 km voneinander entfernt.

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Poststellen II Stempel von Tripkau vom obigen Beleg

Im Frühjahr 1947 wurde Mecklenburg-Vorpommern in zwei Postleitgebiete geteilt. Aus Leitgebiet 3 wurde 3a und 3b. Die Entscheidung und Anweisung zu dieser Aufteilung erfolgte am 21. März 1947 und die Umsetzung startete ab dem 22. April 1947.

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R-Brief Stapel vom Februar 1948 nach 24 Husum. Poststempel 3 Stapel, Blanko R-Zettel mit handschriftlichem Eintrag Stapel. Kreis für PLGZ nicht ausgefüllt.

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R-Zettel vom obigen Beleg, Typ 751 

R-Zettel Stapel, auch Typ 751, jetzt mit Postleitzahl 3 im Kreis, Beleg vom 23. November 1950

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R-Brief mit Poststempel 3 Neuhaus (Elbe) vom 10. Juni 1949 nach Hamburg. Blanko-R-Zettel mit Stempel Neuhaus-Elbe. Absender aus Konau, Briefmarken der Sowjetischen Zone.

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R-Zettel vom obigen Beleg

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R-Brief Neuhaus (Elbe) vom 11. August 1949 nach 20 Ildehausen. Verwendung eines früheren Poststempels ohne PLGZ und Aushilfs-R-Zettel 3 Schwerin (Meckl) überstempelt mit Neuhaus (Elbe). Briefmarken der Sowjetischen Zone mit Michel Nr. 186 und 197.

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R-Zettel vom obigen Beleg, Typ 751 

Gründung der DDR am 7. Oktober 1949

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R-Brief Stapel nach 24b Husum, Poststempel 3 Stapel über Neuhaus (Elbe) 20. November 1950, Blanko-R-Zettel mit Stempel Stapel über Neuhaus (Elbe), Kreis für PLGZ nicht ausgefüllt. Briefmarken der Sowjetischen Zone mit Michel Nr. 212, 213, 216 und 220.

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R-Zettel vom obigen Beleg, Typ 751 

Mehr Informationen zu dem R-Zettel Typ 751 erhalten Sie hier.

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R-Brief von Kaarssen 11. Dezember 1952 nach 1 Berlin, Poststempel 3 Kaarssen über Neuhaus (Elbe), Blanko-R-Zettel mit Stempel Kaarssen. Briefmarken der Sowjetischen Zone mit Michel Nr. 225 und 227.

Der Brief wurde von einem Pastor i.R. (Absender) an die Kasse der Evangelischen Kirche in Berlin (Ost) gesendet. Die adressierte Straße Bischofstr. 6 – 8 gibt es heute in Berlin-Mitte im Bereich Klosterstraße nicht mehr. Der Generalbevollmächtigten der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim Ministerrat der DDR hatte hier seit 1949 seinen Sitz. Das zuletzt von der evangelischen Kirche unter dem Namen Heinrich-Grüber-Haus genutzte Gebäude wurde 1967 abgerissen.

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R-Zettel von obigem Beleg

Bei neu beschafften Poststempeln entfiel die Postleitgebietszahl ab Sommer 1950 schleichend.

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R-Brief Neuhaus (Elbe) vom 11. Februar 1953 nach Erfurt mit Poststempel 3 Neuhaus (Elbe). Der Absender verwendet die PLGZ 3a. Nachgebühr Stempel, Nachgebühr 33 Pfennige. Da der Brief bei der Post als Einschreiben aufgegeben wurde, ist die Nachgebühr eher ungewöhnlich. Briefmarken der DDR mit den Michel Nr. 314, 321 und 332.

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R-Zettel vom obigen Beleg, R-Zettel mit fünfstelligen Numerator und Formulareindruck C 35 in der rechten unteren Ecke. Kleines R, R-Zettel Typ 8353.

Ergänzend zum obigen Zettel gab es auch einen R-Zettel mit dem Zusatz Land für die Einschreiben aus den Poststellen. Großes R, R-Zettel Typ 8341.

R-Zettel Tripkau üb Neuhaus (Elbe), mit Formulareindruck C 35

Ab 1951 wurden die Einschreibzettel der Deutschen Post der DDR im Rollendruck im VEB Kassenblock, Berlin hergestellt. R-Zettel Typ 833 als vierte Ausgabe für die sowjetische Besatzungszone bzw. die DDR.

Eine Besonderheit bieten die beiden obigen R-Zettel. Bedingt durch einen Mangel an R-Lettern wurde in den Jahren 1951 bis 1954 bis zu acht verschiedene Zettel Typen hergestellt. Ob alle acht Typen in Neuhaus eingesetzt wurden ist noch nicht abschließend untersucht. Diese R-zettel sind erkenntlich am Formularzudruck C 35, Der jeweilige Numerator ist fünfstellig und beginnt mit zwei Nullen.

Die Einschreibzettel der Deutschen Post der DDR haben sich weiter verändert. Ab 1956 wurden in der DDR R-Zettel im Rautenmuster mit einem Amtskennzeichen in der rechten unteren Ecke und mit jeweils sechs Rauten oben und unten als Rahmen eingeführt.

Zettel gibt es auf gewöhnlichem weißen und auf Pergaminpapier, mit durchgehenden und unterbrochenen (Zebrastreifen) Umrandungen.

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R-Zettel Neuhaus (Elbe) auf dickerem Papier mit vierstelligem Numerator, ohne Unterscheidungsbuchstabe und AKZ-Zusatz „Sch 18“ im abgeteilten Feld. (sechs Rauten im Rahmen). R-Zettel Typ 8411.

R-Zettel Kaarßen über Neuhaus (Elbe) auf dickerem Papier mit vierstelligem Numerator, ohne Unterscheidungsbuchstabe und AKZ-Zusatz „Sch 18“ im abgeteilten Feld. (sechs Rauten im Rahmen).

Die nachfolgende Ausgabe wurde etwa ab 1958 auf glasigem Pergaminpapier gedruckt.

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R-Zettel Neuhaus (Elbe) auf Pergaminpapier mit vierstelligem Numerator, Unterscheidungsbuchstabe a und AKZ-Zusatz „Sch 18“ im abgeteilten Feld. (sieben Rauten im Rahmen).

Sch steht für (OPD) Schwerin.

Poststellen II Stempel:

Nicht von jedem Ort bzw. jeder Poststelle lassen sich Einschreibbelege finden. In solchen Fällen ist es eine große philatelistische Freude und auch ein gleichwertiger Ersatz, die wirklich zahlreichen Poststellen im Amt Neuhaus anhand der sogenannten Poststellen II Stempel zu belegen:

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Bitter Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1929

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Bitter über Neuhaus (Elbe), ca. 1948

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Bohnenburg über Neuhaus (Elbe), ca. 1939

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Bohnenburg über Neuhaus (Elbe), ca. 1957

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Darchau Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1932

Darchau über Neuhaus (Elbe), ca. 1937

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Darchau über Neuhaus (Elbe), ca. 1957

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Dellien Neuhaus (Elbe) Land, Vorlage s/w Kopie, ca. 1937

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Dellien über Neuhaus (Elbe), 1960

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Gutitz Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1930

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Gutitz-Zeetze über Neuhaus (Elbe), ca. 1960

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Haar über Neuhaus (Elbe)

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3a Haar über Neuhaus (Elbe), Vorlage s/w Kopie

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Laake über Neuhaus (Elbe), ca. 1933

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Laave Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1928

Laave über Neuhaus (Elbe), ca. 1946

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Neu Garge Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1929

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Neugarge über Neuhaus (Elbe), ca. 1937

Niendorf über Neuhaus (Elbe), ca. 1933

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Niendorf über Neuhaus (Elbe), Vorlage s/w Kopie

Pinnau über Neuhaus (Elbe), ca. 1941

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Pommau Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1928

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Pommau über Neuhaus (Elbe), ca. 1939

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Pommau über Neuhaus (Elbe), ca. 1962

Preten über Neuhaus (Elbe), ca. 1935

Preten über Neuhaus (Elbe), ca. 1947

Preten Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1930

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Privelack über Neuhaus (Elbe), Vorlage s/w Kopie

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Rassau über Neuhaus (Elbe), ca. 1943

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Rosien über Neuhaus (Elbe), ca. 1934

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Stapel über Neuhaus (Elbe), ca. 1935

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Stiepelse Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1935

Stiepelse über Neuhaus (Elbe), ca. 1938

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Stiepelse über Neuhaus (Elbe), ca. 1962

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Stixe über Neuhaus (Elbe), Vorlage s/w Kopie

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Stixe Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1929

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Stixe über Neuhaus (Elbe), ca. 1940

Stixe über Neuhaus (Elbe), ca. 1955

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Strachau Neuhaus (Elbe) Land, ca. 1933

Strachau über Neuhaus (Elbe), ca. 1939

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Sückau über Neuhaus (Elbe), Vorlage s/w Kopie

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Sumte über Neuhaus (Elbe), ca. 1958

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Viehle über Neuhaus (Elbe), ca. 1964

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3 Vorderhagen über Neuhaus (Elbe), ca. 1950

Vorderhagen über Neuhaus (Elbe), ohne Datum

3a Wehningen über Dömitz (Meckl.), ca. 1950

Wehningen über Neuhaus (Elbe), ca. 1958

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Wilkenstorf über Neuhaus (Elbe), ca. 1934

Und selbstverständlich freut sich der Autor über Ihre ergänzenden Belege in Form z.B. von geeigneten Scans.

Und wieder wurde in Neuhaus Geschichte geschrieben

Nach der Wende in der DDR und der örtlichen Grenzöffnung am 25. November 1989 um 12.30 Uhr strebte die Gemeinde nach Niedersachsen. Drei Jahre, von 1990 bis 1993, dauerten die Verhandlungen zwischen den Landesregierungen in Schwerin und Hannover, sowie der Bundesregierung in Bonn.

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R-Zettel von 2840 Neuhaus, Unterscheidungsbuchstabe a. Die Post arbeitete bis zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahl 1993 weiter mit der bisherigen Postleitzahl 2840 und den bisherigen Formularen. (dreistelliger Numerator). R-Zettel Typ 846.

Durch das Abreisen aus dem Wertzeichenspender erfolgt die Trennung der R-Zettel unabhängig von der vorgesehenen Perforation.

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Einlieferungsschein zum obigen R-Zettel (Abb. ohne Brief). Einlieferungsschein der Deutschen Post der DDR, mit Poststempel Neuhaus 284 vom 11. Januar 1991

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R-Zettel von 2840 Neuhaus, ohne Unterscheidungsbuchstabe. Poststempel des dazugehörenden Beleges vom 19. Februar 1992.

Briefausschnitt vom 25. Februar 1992, Die Poststelle in 0-2841 Stapel setzt den Poststellenstempel/Spatelkreisstempel direkt auf die Marke. R-Zettel 2841 Neuhaus, wobei die letzte Ziffer (1) den Landbereich bezeichnet.

Der Spatelkreisstempel vom obigen Beleg, die 12 steht für Stapel. Rechte Seite Abbildung Posthorn. Die Vergabe der Nummern je Poststelle erfolgte nach der Fahrreihenfolge des Postfahrzeuges. Üblicherweise wurde dieser Stempel nur im Innenverhältnis verwendet.

Weiteren Spatelstempel finden Sie in diesem Artikel vor der Abbildung der Ortsschilder.

Der R-Zettel von obigem Beleg, mit Postleitzahl 2841, ohne Unterscheidungsbuchstabe.

R-Brief aus (Absenderangabe) Tripkau, nach Schwerin, Datum im Stempel Neuhaus leider nicht lesbar, Landpost-R-Zettel 2841. Die Briefmarke zu 200 Pfennige (Deutsche Mark) mit Motiv Magdeburger Dom (Michel Nr. 3351 der DDR) erschien am 2. Juli 1990. Der Beleg ist also frühestens ab diesem Datum verschickt worden.

Der R-Zettel von obigem Beleg, mit Postleitzahl 2841, mit Unterscheidungsbuchstabe a.

Die acht selbstständigen Gemeinden wurde zum 1. April 1992 zu einer Verwaltungseinheit zusammengeschlossen.

Der Staatsvertrag zwischen den Bundesländern über die Umgliederung der Gemeinden im ehemaligen Amt Neuhaus wurde im März 1993 von den Ministerpräsidenten Bernd Seite (Mecklenburg-Vorpommern) und Gerhard Schröder (Niedersachsen) unterzeichnet.

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Am 28. Juni 1993 lautet der Aufmacher der Landeszeitung für die Lüneburger Heide: Das Amt Neuhaus kehrt zum Kreis Lüneburg zurück.

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Das schraffierte Gebiet wechselt das Bundesland und den Landkreis, Darstellung der Landeszeitung für die Lüneburger Heide.

Seit dem 1. Juli 1993 gehört das Amt Neuhaus zu Niedersachsen und zum niedersächsischen Landkreis Lüneburg.

Neuhaus ist das einzige Gebiet, das einen Wechsel von einem neuen Bundesland (Mecklenburg-Vorpommern) in ein altes Bundesland (Niedersachsen) vollzogen hat.

Und seit dem 1. Juli 1993 gilt in Neuhaus Elbe die neue 5-stellige Postleitzahl 19273.

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Briefausschnitt R-Brief vom 26.Juli 1993, 19273 Neuhaus Elbe, R-Zettel mit Unterscheidungsbuchstabe „a“, Marke Wappen Niedersachsen Michel Nr. 1662 Deutsche Bundespost und Automatenmarke 350 Pf.

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R-Zettel von obigem Beleg, zweizeilig, naßklebend

R-Zettel 19273 Neuhaus Elbe, einzeilig, ohne Unterscheidungsbuchstabe, naßklebend

R-Zettel 19273 Neuhaus Elbe, einzeilig, Unterscheidungsbuchstabe a, naßklebend

R-Zettel 19273 Neuhaus Elbe, einzeilig, Unterscheidungsbuchstabe b, naßklebend

R- Zettel 19273 Neuhaus Elbe, selbstklebend, breite Variante, Herstellung durch die Druckerei Lück

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Den neuen eingeführten Labeln der Deutschen Post AG ist der Ort des Absenders nicht mehr zu entnehmen. Der Absenderfreistempel vom 9. Juli 1998 aus Neuhaus, Elbe hilft.

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In kurzen Abständen ändern sich die Gestaltungen der Label. Dieser Beleg ist am 28. Juli 2000 abgefertigt worden.

R- Zettel 19273 Kaarßen, selbstklebend, breite Variante, Herstellung durch die Druckerei Lück, gleiche Postleitzahl wie Neuhaus

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Poststempel Neuhaus Elbe vom 10. Oktober 2018, Postleitzahl 19273

Die heutige Postagentur in Neuhaus:

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Seit dem 9. September 2003 bietet Euronics Tewes in der Poststr. 2 in 19273 Neuhaus/Elbe Postdienstleistungen an.

Ehemalige Poststellen:

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Ein unscheinbares Gebäude in Haar, Hauptstr. 13. Ort der ehemaligen Poststelle.

Die Poststelle in Rassau war in der Elbstr. 6 zu finden.

Spatelkreisstempel:

Ähnlich der oben abgebildeten Poststellen II Stempel geben die Spatelkreisstempel der Deutschen Post der DDR die Möglichkeit Poststellen nachzuweisen. Anstelle individueller Ortsbezeichnungen sind die Poststellen durch Ordnungsnummern im links-seitigen Kreis gekennzeichnet. Der Name des Leitpostamtes und darunter die vierstellige Sammelpostleitzahl mit Endziffer 1 (hier: Neuhaus 2841) sind mittig im Stempelkörper platziert. Rechts davon ist das Posthorn als Emblem der Deutschen Post abgebildet.

In § 37 der Dienstanweisung Land vom März 1977 der Deutschen Post war geregelt, dass der Spatelkreisstempel nicht auf Postwertzeichen abgestempelt werden durfte, die auf Postsendungen aufgeklebt sind und in die Hände des Empfängers oder Absenders gelangen. Dieser Poststellenstempel ist kein Tagesstempel.

Interessierten ist es im Zeitraum von 8. Oktober 1990 bis 15. Januar 1991 gelungen diese Spatelstempel zu dokumentieren:

10 – Haar

11- Darchau

12 – Stapel

13 – Zeetze

15 – Laave

16 – Rassau

20 – Kaarßen

21 – Tripkau

22 – Wehningen

23 – Herrenhof

24 – Bitter

25 – Stixe

31 – Sückau

32 – Brahlstorf (Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern)

33 – Preten

34 – Dellien

Die Spatelstempel Nummern 1 bis 9 wurden nicht vergeben.

Ohne Abbildung bisher:

  • 35 – Melkhof (Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern)
  • 41 – Neu Garge
  • 42 – Stiepelse
  • 45 – Gülze (Neu Gülze, Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern)
  • 47 – Niendorf

Nicht alle Orte dieser Spatelkreisstempel gehören heute zum Amt Neuhaus. Aber diese Orte wurden damals über Neuhaus postalisch bedient.

Einwohnerzahlen und Ortsschilder:

Maßgeblich für das Postaufkommen eines Gebietes sind Einwohnerzahl, Anzahl der Betriebe oder touristische Besonderheiten.

Die „nur“ 5028 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand 31. Dezember 2020) vom Amt Neuhaus verteilen sich über 35 Gemeindeteile:

(Zum Vergleich Einwohnerzahl im April 1991: 6400)

  • Bohldamm: 2 Einwohner
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  • Bitter: 60
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  • Bohnenburg: 20
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  • Darchau: 30
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  • Dellien: 160
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  • Groß Banratz: 2
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  • Groß Kühren: 9
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  • Haar: 246
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  • Herrenhof: 29
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  • Kaarßen: 329
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  • Konau: 42
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  • Krusendorf: 67
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  • Laake: 36
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  • Laave: 155
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  • Neu Garge: 83
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  • Neuhaus: 1586
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  • Niendorf: 124
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  • Pinnau: 69
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  • Popelau: 81
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  • Preten: 129
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  • Privelack: 21
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  • Rassau: 32
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  • Rosien: 121
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  • Stapel: 365
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  • Stiepelse: 82
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  • Stixe: 65
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  • Strachau: 46
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  • Sückau: 127
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  • Sumte: 125
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  • Tripkau: 279
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  • Viehle und Gülstorf: 36
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  • Vockfey: 33
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  • Wehningen: 163
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  • Wilkenstorf und Raffatz: 30
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  • Zeetze: 244

Quellen:

  • Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Eisenbahn- und Dampfschiffstationen im Deutschen Reich, Reichspostzentralamt, Berlin 1936
  • Postleitzahlen 1945 bis 1965, Neue Schriftreihe der Poststempelgilde, Band 181, Peter Griese, Seiten 18 bis 20
  • Beiträge zur Postgeschichte Mecklenburg-Vorpommern, Heinz Büchner, 1971
  • Staatsvertrag zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen über die Umgliederung der Gemeinden im ehemaligen Amt Neuhaus und anderer Gebiete nach Niedersachsen, März 1993
  • Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 28. Juni 1993
  • Die RPD/OPD Hannover in der Jahren 1945-1948, Hans-Henning Mücke, Herausgegeben vom Briefmarken-Club Hannover e.V., 1996
  • Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Nord, 1/1998, Aus der Postgeschichte des Amtes Neuhaus, Heinrich Munk
  • Mecklenburg-Vorpommern, die Stempel der Postämter, Zweigpostämter und Poststellen 1945-1952, Hans J. Richter, Braunschweig, 2004
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Poststellen-Stempel 1928-1988, Peter Griese, Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde e.V., 2008
  • Klaus Hirschfeld, Rekommandiert / Einschreiben, Einschreibzettel des Postsamtes Haldensleben, Heft 12 vom Verein der Briefmarkenfreunde von Haldensleben und Umgebung e.V.
  • Förderverein Konau e.V., Gerhard Möller, 2005
  • Fotos vom Autor, Mai und Oktober 2018, März 2021
  • Gemeinde Amt Neuhaus, Am Markt 4, 19273 Amt Neuhaus
  • Ein besondere Dank geht an Herrn Günther Borchers, Sauensiek, Interessengemeinschaft „Deutsche Einheit“ e.V., für die Überlassung von Spatelstempel Abbildungen
  • Ein weiterer Dank geht an Herrn Horst-Rüdiger Scholz, Reppenstedt, für die Kopien des Poststellen II Stempels von Pinnau und der Stempel von Wehningen und weiterer hilfreicher Unterlagen

Nachsatz:

Es gibt kein Ortsschild von Bohldamm

Überroller oder das Ende des Dritten Reiches

Wie ist der Begriff Überroller definiert?

Überroller sind postalische Belege, die noch im Dritten Reich, also vor der Besetzung durch die Alliierten, aufgegeben, aber erst nach der Besetzung, also im Nachkriegsdeutschland, zugestellt wurden.

Nach Meinung von Herrn Alfred Meschenmoser (Autor, Quelle siehe am Ende des Artikels) gehören Überroller eher zum Sammelgebiet Deutsches Reich, weil die Nachrichten, die mit solchen Postsendungen übermittelt werden sollten, der Zeit des Dritten Reiches zuzurechnen sind und die Sendung zu den Bedingungen und Bestimmungen, auch noch mit den Wertzeichen des Dritten Reiches aufgegeben worden sind.

Diese Art von Belegen dokumentiert philatelistisch das Ende des Dritten Reiches. Entscheidend für die Frage eines möglichen Überrollers ist die Frage, wann der jeweilige Ort durch die Alliierten im Krieg oder bei Kriegsende besetzt worden ist.

Als erste Region im Westen wurde Aachen ab Mitte September 1944 von den Alliierten besetzt. Flensburg folgte zuletzt am 13.5.1945.

Sprachlich exakt müsste die Bezeichnung „ÜBERROLLTE Postsendungen“ heißen. Denn die Postsendungen haben niemanden überrollt, sondern sie sind überrollt worden.

R-Brief aus Bückeburg nach 21 Herdecke (Ruhr), Poststempel 12.3.45, R-Stempel statt R-Zettel ohne Unterscheidungsbuchstabe mit handschriftlichem Numerator, Überroller, Zensurbrief, links Verschlußzettel (Riemer B-100) mit violettem Zensurstempel Military Censorchip Civil Mails 19015 der britischen Zensurstelle Bonn.

Ankunftsstempel Herdecke 15. Dezember 1945

R-Stempel vom obigen Beleg

Bückeburg wurde am 8.4.45, Herdecke am 13.4.45 besetzt.

Orts-R-Brief mit Absendereindruck „Der Landrat des braunschweigischen Landkreises Braunschweig“ mit Poststempel 9. April 1945. R-Zettel Braunschweig 1 mit Postleitgebietszahl (PLGZ) 20. Violetter „Zurück“ Stempel vom 10. April 1945. Auf der linken Seite britischer Verschlußzettel (Opened by) und Prüfstempel 18800 der Zensurstelle Bonn. Die Briefmarken mit Hitler Portrait sind geschwärzt.

Handschriftlicher Vermerk „Wilhelmstr. 3 nicht zu ermitteln“. Drei Stempel sind auf der Rückseite zu entdecken: Ankunftstempel Braunschweig 1 Ankunft 10. April 1945, Braunschweig 1 vom 10. Juli 1945 und Braunschweig 1 Ankunft vom 28. November 1945.

R-Zettel vom obigen Beleg, PLGZ 20

Wegen der chaotischen Verhältnisse unmittelbar vor der Alliierten Besetzung in Braunschweig am 12. April 1945 wurde der Brief nicht mehr an den Absender zurückgegeben.

Hinter dem obigen Beleg verbirgt sich eine traurige Geschichte. Der Absender, Landrat Friedrich Bergmann wurde am 10. April 1945 auf Befehl des stellvertretenden Gauleiters (NSDAP-Kreisleiter) Berthold Heilig erschossen, nachdem er sich geweigert hatte, mehrere Brücken, vor der Übernahme der Stadt durch die Amerikaner, sprengen zu lassen.

Braunschweig wurde am 10. April 1945 besetzt.

R-Brief von Ditzumerverlaat (Ostfriesland) nach Hannover, Stempel auf Vorderseite nicht lesbar. Frankatur mit Hitler Briefmarken, daher vor Kriegsende aufgegeben. „Zurück“ Stempel durchgestrichen. Verschlußzettel Opened by mit Prüfstempel Military Censorship Civil Mails 19222

Rückseitig Poststempel (20) Hannover vom 13. Dezember 1945

R-Zettel vom obigen Beleg, „R“ handschriftlich auf Verschlußzettel nachgezeichnet.

Hannover wurde am 10. April 1945, die Region um Ditzumerverlaat (Norden, Aurich, Emden) am 6. Mai 1945 besetzt.

R-Brief von 23 Osnabrück 1, Deutsche Reichspost Absenderfreistempel (AFS) Klöckner Werke AG, Werk 23 Osnabrück, 24. März 1945, Porto 42 Pfennig. US-Zensurstreifen-Verschlußzettel „Opened by MIL. CEN.-CIVIL MAILS“ mit Prüfstempel Military Censorship Civil Mails 16402. Beleg nach Bochum, Bochumer Verein für Gusstahlfabrikation. Rüstungsbetriebe.

Rückseite des obigen Belegs, Ankunftstempel 23. November 1945

R-Zettel vom obigen Beleg mit R-Zettel Osnabrück 1, Unterscheidungsbuchstabe „v“, mit Postleitgebietszahl 23 im Kreis

Anfang April 1945 begann im Rheinland und Westfalen der „Ruhrkessel“.

Überroller kommen in (fast) allen Versendungsformen vor. Es gibt Beispiele für normale Briefe, Drucksachen, Postkarten, Post- und Feldpostanweisungen, Zahlkarten, Feldpost und wie hier beschrieben auch Einschreiben.

Nicht in allen Fällen gelang es die Postsendungen, die vor Kriegsende auf den Weg gebracht wurden, nach Kriegsende den Empfängern zuzustellen.

Der Autor Alfred Meschenmoser hält in seiner lesenswerten Schrift von 1984 fest:

Nachdem im Mai 1945 englische, irische und dänische Truppen nach Hamburg gekommen waren, wurde in einer Kaserne in Hamburg-Rahlstedt eine Postzensurstelle eingerichtet. 1200 Menschen standen hier an langen Tischen und öffneten riesige Mengen von Post, die die alliierten Truppen vorgefunden haben.

Wahrscheinlich wurden die Sendungen nachrichtendienstlich ausgewertet.

Die Post wurde anschließend tonnenweise auf dem von der Deutschen Wehrmacht in Hamburg-Rahlstedt eingerichteten Standortübungsplatz Höltigbaum verbrannt.

Wenn die Schilderungen der tonnenweisen Vernichtungen zutreffen, ist es nicht verwunderlich, dass aus dem nordwestdeutschen Raum kaum Überroller bekannt geworden sind.

Literatur:

  • Überroller-Post 1945-1949, vom Dritten Reich in das Nachkriegsdeutschland, Alfred Meschenmoser, Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde Rhein-Donau e.V., Heft Nr. 104, 1984

Hohne, ein besonderer Ort!

Wer sich mit dem Ort Hohne beschäftigen möchte, klärt vorher, um welches Hohne es eigentlich geht.

Es geht nicht um…

  • …Drei Annen Hohne im Oberharz, heute zu Wernigerode in Sachsen-Anhalt gehörend, bekannt u.a. als Bahnhof für die Harzer Schmalspurbahn, die Brockeneisenbahn.
  • …den Nato Schießplatz Bergen-Hohne im nördlichen Landkreis Celle, Niedersachsen, einem der größten Truppenübungsplätze in Europa.
  • …den Stadtteil Hohne der Stadt Lengerich in Nordrhein-Westphalen.
  • …die Hohner Musikinstrumente aus Trossingen in Baden-Württemberg, mit der für dieses Thema irritierenden Internetadresse „hohner.de“.

Es geht um 29362 Hohne, Teil der Samtgemeinde Lachendorf, im östlichen Landkreis Celle.

Ortsschild Hohne, Landkreis Celle.

Hohne besteht aus den Ortsteilen Helmerkamp, Hohne und Spechtshorn mit insgesamt 1678 Einwohnern. Die Einwohnerzahlen zum Stichtag 30.06.2020:

  • Hohne: 1169
  • Helmerkamp: 205
  • Spechtshorn: 304

Das Thema Einschreiben aus Niedersachsen umfasst dieses philatelistische Sammelgebiet mit dem Beginn von Einschreibezetteln im Deutschen Reich 1875 und endet mit der Einführung des Premium Briefes, der Label, am 1.7.1997 durch die Deutsche Post AG.

Darüber hinaus werden auch Einschreiben aus der Postlabel Phase, Postdokumente wie Einlieferungsscheine, Stempel und weiterführende Postkarten mit dazu passenden Fotos vorgestellt.

1885, Einrichtung einer Posthilfsstelle in Hohne.

6. Juni 1893, Postagentur im Hause Wilhelm Wiedenroth. Die heutige Adresse wäre Dorfstr. 34, Ecke Müdener Straße.

Am 12. Oktober 1896 wurde in Celle ein Paket aufgegeben, Bestimmungsort Hohne. Die Wertangabe beträgt 54 Mark und 22 Pfennig.

Der Original Post-Einlieferungsschein hat das Format 16,4 cm x 10,5 cm.

Poststempel Hohne, 22. Juli 1899

Einschreibezettel aus Hohne, Verwendung ab 1904, Zettel an vier Seiten gezähnt, R-Zettel Typ 2165 der Norddeutschen Gruppe, dünnes pergamin-ähnliches bis dickes grau-weißes Papier.

Postkutsche zwischen Hohne und dem Bahnhof in Lachendorf. Auf dem Kutschbock mit Posthorn Herr Hermann Beinsen. Die Zeit der Postkutsche endete 1930.

Poststempel Hohne, Datum leider nicht lesbar. Die Freimarke des Deutschen Reiches mit der Wertziffer 5 (Pfennige) kam am 1. Dezember 1923 an die Postschalter.

Poststempel Hohne, Datum 5. September 1929. Die Freimarke des Deutschen Reiches mit der Abbildung Reichspräsident Friedrich Ebert mit der Wertziffer 8 (Pfennige) kam am 1. September 1928 in den Verkauf.

Anfang April 1939, Umbenennung der Postagentur in eine Poststelle I.

R-Zettel Hohne über Celle, Einheitsausgabe der Deutschen Reichspost, Verwendung 1910 bis 1945, R-Zettel Typ 33 mit dickem Rahmen.

Poststempel Hohne über Celle, vermutlich 1. August 1941. Stempel auf einer Feldpostkarte, daher ohne Briefmarke. Feldpost war portofrei zu transportieren.

Poststempel Hohne über Celle, Datum 24. April 1946. Die Freimarke „M“ aus der Alliierten Besetzung (hier Britische Zone) mit der Wertziffer 15 (Pfennige). Diese Briefmarke wurde ab dem 20. Juni 1945 im Bereich der Reichspostdirektion (RPD) Hannover verwendet. Stempel noch ohne Postleitgebietszahl.

R-Zettel (20a) Hohne über Celle, Verwendung ab 1951, Postleitgebietszahl 20a in Klammern, R-Zettel Typ 7235.

R-Zettel Hohne über Celle, Rautenausgabe mit Amtskennzeichen (AKZ) 12 E, Einsatz zwischen 1956 und 1964, R-Zettel Typ 771.

Anfang Mai 1960, Umbenennung der Poststelle in ein Postamt, Anfang Juni 1965 wieder in eine Poststelle I.

Am 18. Januar 1965 wurde die Poststelle nach über 70 Jahren vom bisherigen Standort Dorfstr. 34, Ecke Müdener Straße nur wenige Meter weiter zur Müdener Str. 4, Ecke Hinter dem Dorf verlegt.

R-Brief 3101 Hohne nach Italien, Stempel vom 16. Mai 1968

Einschreibezettel mit vierstelliger Postleitzahl gab es ab dem 1. April 1964. Unterschiedliche Schrifttypen und Schriftgrößen durch die Nutzung verschiedener Druckereien sind bekannt.

Ein Blick in die Hohner Post, von der Rückseite des Schalters. Posthalter Siegfried Martens und Frau Christa Hein, die 1987 nach dem Ruhestand von Herrn Martens die Leitung übernahm.

Ein „philatelistischer Leckerbissen“, rund, rot, ca. 45 Gramm leicht, mit einem Durchmesser von 7 cm.

Eine komplette Einschreibezettel-Rolle von 3101 Hohne, 999 R-Zettel und vermutlich ein R-Zettel mit einer angedeutenden „000“ für den Zettel mit der Nr. 1000. Diesen gibt es aber bei dieser Variante nicht. Der Numerator ist durchgängig dreistellig von 001 bis 999.

Duchdacht für den Postgebrauch zum Abrollen, nach 001 kommt 002, dann 003…..

Einschreibezettel sind nur Postformulare und keine Wertzeichen, wie Briefmarken.

Vor der Poststelle in der Müdener Straße in Hohne. Bundesadler auf dem Postschild an der Hauswand. Briefkasten und ein modernes Post-Schild an der anderen Außenwand. Davor Frau Ilse Steffen mit einem vorn und hinten beladenen Postrad. Und Herr Hans-Hermann Lilje an einem Postfahrzeug. Aufnahme von vor 1996.

Etwa 25 Jahre später ist der Standort des Briefkastens geblieben.

Die fünfstelligen Postleitzahlen kamen ab dem 1. Juli 1993 bis zu der Einführung der R-Labels 1997 auf Einschreibzetteln zum Einsatz.

R-Zettel 29362 Hohne b Celle, nassklebend

R-Brief 29362 Hohne b Celle, Poststempel vom 26. Juli 1993. Briefporto 1,00 DM plus 3,50 für ein Einschreiben. Automatenmarken konnten in Hohne wegen des nicht vorhandenen „Automatenmarkendrucker“ nicht gekauft werden (seit 26 Tagen ist die Postleitzahl fünfstellig).

Der R-Zettel vom obigen Beleg ist selbstklebend, schmale Variante.

Poststempel 29362 Hohne B Celle vom 26. Juli 1993. Großes „B“ für bei. Die 18 hinter dem Datum bezieht sich auf die Uhrzeit der Stempelung.

Poststempel 29362 Hohne vom 29. April 1996

1996, Schließung der Poststelle Hohne in der Müdener Str. 4.

13. Mai 1996, Eröffnung einer Postagentur im Supermarkt in der Dorfstr. 55.

R-Brief 29362 Hohne b Celle, Poststempel vom 13. Mai 1996. Der erste Tag der Postagentur in Hohne. Briefporto 4,50 DM (1,00 DM Porto für den Brief plus 3,50 für ein Einschreiben).

Der R-Zettel vom obigen Beleg ist selbstklebend, breite Variante.

Interner Agenturstempel (Maße ca. 3 cm x 2 cm) der neuen Postagentur.

Die Comicfigur Rolf machte von 1993 bis 1996 Werbung für die 5-stellige Postleitzahl „Viele Grüße an die Süsse“…..

…und die Rückseite wird als Quittung (etwa Postkartenformat) für Postwertzeichen verwendet. Freundlicherweise wurde der Tagesstempel vom 11. September 1996 mit abgeschlagen. Die Unterscheidungsbuchstaben „yx“ kennzeichen die Agentur in diesem Stempel.

R-Brief aus Hohne, Poststempel vom 24. Mai 2007. Freundlicherweise hat das Personal der Postagentur vom EDEKA – Markt Karl Ankermann neben der Frankatur von Krokus, Tulpe und Goldmohn einen weiteren Tagesstempel gesetzt.

Dem R-Label, mit dem Vermerk Einschreiben Einwurf, kann kein Absende-Ort mehr abgelesen werden.

In Verbindung mit dem Einlieferungsbeleg und der Sendungsnr.: RG 0835… ist eine Zuordnung zu Hohne sichergestellt.

Einschreiben Einwurf, 23. September 2020, Porto 3,00 € (0,80 für den Brief und 2,20 € für ein Einschreiben Einwurf). Es ist nicht zu erkennen, in welchem Ort der Brief abgefertigt wurde, keine Briefmarke, kein Poststempel.

Einlieferungsschein zum obigen Brief. Erst die Sendungsnummer RT 9173… auf dem Label des Briefumschlags und dem Einlieferungsschein belegen den Versand aus Hohne. Die Postagentur „Edeka nah und gut Ankermann GmbH & Co. KG“ in der Dorfstr. 55 hat den Brief abgefertigt.

Interessant ist der Zusatz auf dem Einlieferungsschein: „Versandschlusszeit überschritten. Der Transport beginnt am nächsten Werktag“.

Ein Poststempel der Agentur in Hohne. Die Unterscheidungsbuchstaben „yx“ weisen postintern auf eine Agentur hin. Das eingestellte Datum ist seiner Zeit etwas voraus…. Kann in der Alltagshektik leicht passieren.

Weiter geht es nach Helmerkamp:

Ortsschild Helmerkamp, Gemeinde Hohne, Landkreis Celle.

1892 wird in Helmerkamp eine Posthülfestelle eingerichtet.

Die im Januar 1918 verschickte Postkarte zeigt das Forsthaus in Helmerkamp und Gasthaus und Posthilfstelle Mowinkel.

R-Brief 3101 Helmerkamp, Gemeinde Helmerkamp an das Steueramt in Celle, Stempel vom 30.Dezember 1964.

Kleine Postämter, sogenannte Poststellen II, hatten keine eigenen Einschreibezettel zur Verwendung. Der Einschreibbeleg wurde anschließend beim übergeordneten Postamt, hier 31 Celle 1, mit einem R-Zettel versehen. Dieser Zettel führte den Zusatz Land. Ob die Poststelle in Helmerkamp einen eigenen, rechteckigen Poststellen II Stempel im Einsatz hatte, ist bisher nicht belegt.

Stempel 3101 Helmerkamp 30. Dezember 1964 vom obigen Beleg. Die Freimarken Albrecht Dürer und Immanuel Kant wurden ab 1961 verwendet. Das Porto über 0,70 DM deckt den Preis für einen Brief mit dem Zusatz Einschreiben ab.

Weiter geht es nach Spechtshorn:

Das Ortschild Spechthorn führt bei dem Zusatz Gemeinde Hohne weiterhin die Ergänzung „bL“ = bei Lachendorf.

Posttalisches aus Spechtshorn gibt es bisher nicht zu belegen. Können Sie weiterhelfen?

Für Hohne schlage ich den Bogen zum Thema Post und Postgeschichte am Beispiel Postkarten etwas weiter, ergänzt durch aktuelle Fotos.

Postkarte von Hohne nach Verden, Poststempel 12. November 1904, mit Abbildungen: v. Bülow Rittergut, Kirche, Gasthaus H. Krössmann, Kaufhaus Wiedenroth und Molkerei Hohne, Gruss aus Hohne b/Celle

Wilhelm Heuer (1867-1953), der aus dem Raum Meinersen stammte, errichtete ca. 1904 in Hohne eine Molkerei. Er kaufte das Haus vom Kaufmann Wiedenroth. Die Molkerei existierte bis ca. 1929.

Postkarte Gasthof Albert Ziegenbein, Hohne bei Celle, versendet ca. 1923

Das ehemalige Grundstück Gasthaus Ziegenbein knapp 100 Jahre später.

Postkarte, verschickt am 5. September 1929 mit der Kirche in Hohne bei Lachendorf.

Ein beliebtes Postkartenmotiv in Hohne ist die Himmelfahrtskirche in der Dorfstraße. Erbaut in den Jahren 1911 bis 1913.

Eine Webcam berichtet über die Aktivitäten im Storchennest.

s/w Postkarte, undatiert und verblichen. An der Wiehe, Gasthaus Krössmann, Dorfstraße. Hohne (Krs. Celle).

Die Wiehe fließt in den Fluß mit dem Namen Schwarzwasser, weiter in die Aller, anschließend in die Weser.

Hinweisschilder für diesen Fluß in früherer

…und aktueller Variante.

s/w Postkarte, undatiert, Wiederholung des Bildes Gasthaus Krössmann, Partie an der Wiehe „Alte Schafwäsche“, Dorfstraße (geradeaus Gasthaus Krössmann) Storchnest auf dem Kirchendach. Hohne Kr. Celle

Von Interesse ist der Bus mit Anhänger, der vor dem Gasthaus Krössmann (Foto oben links) auf Fahrgäste wartet.

Auch das Gasthaus Krössmann hat geschlossen, …

…nur ein Werbeschild an der Gebäude-Ostseite erinnert an das Gasthaus.

s/w Postkarte, verschickt 1960, Gasthaus zur Linde, Im Gasthaus, Waldbad, Kirche. Hohne b. L. – Heide.

Auch das Gasthaus zur Linde bewirtet keine Gäste mehr.

s/w Postkarte, undatiert. Geschäftshaus Albrecht (VIVO = Vereinigten Internationale Verkaufsorganisation), Ehrenmal, Dorfpartie (vermutlich Gelände der DEA), Dorfstraße, Schule. Gruß aus Hohne b. L.

Die markante Gebäuderundung ist vom ehemaligen Geschäftshaus Albrecht erhalten geblieben.

Farbige Postkarte, 1960 verschickt. Geschäftshaus Fr. Hoppe und Sohn (Edeka), Deutsche Erdöl, Kirche und Kriegerehrung.

Eine wichtige Konstante in Hohne, früher Geschäftshaus Frida Hoppe und Sohn Fridel, heute Fa. Ankermann mit der Postagentur.

Farbige Postkarte, undatiert. Textilhaus Herbert Schmidt, Kirche, Schwimmbad, Ehrenmal, D.E.A. Werke. Hohne Kr. Celle.

Das ehemalige Textilhaus Herbert Schmidt im Jahre 2023 (Postkarte oben links).

Die DEA Deutsche Erdöl AG war ein Öl- und Gasunternehmen und über viele Jahre der prägende Arbeitgeber in Hohne (Aufnahme vermutlich von 1961, Foto mit freundlicher Genehmigung durch das Energie Museum Spechtshorn)

Die DEA und ihre Gewerbesteuern ermöglichten in Hohne ein Kasino mit anliegendem Tennisverein, ein Waldschwimmbad, eine Grundschule und die DEA Siedlungshäuser. Ein Energie Museum und eine DEA Str. erinnern in Spechtshorn an diese einmalige Industriegeschichte.

Die DEA hatte verschiedenen Nachfolgebetriebe. 1970 wurde aus der DEA die Deutsche Texaco AG (Foto mit freundlicher Genehmigung durch das Energie Museum Spechtshorn).

Öl wurde von 1951 bis 1997 in Hohne und Spechtshorn gefördet. Die Pferdekopfpumpen der DEA waren sehr präsent.

Farbige Postkarte, 1965 verschickt, 2x Schwimmbad, Kirche, Schule und Textilhaus Willy Hartfiel. Hohne b.L. Kreis Celle.

Das ehemalige Textilhaus Willy Hartfiel heute.

s/w Postkarte, 1967 verschickt, Kirche, Schwimmbad, Schule. Hohne KRS. CELLE / HAN.

Die Schule in Hohne heißt jetzt „Wiehetal Grundschule Hohne“.

Farbige Postkarte, undatiert, Schwimmbad mit Frosch, Minigolfanlage, Gruß aus Spechtshorn.

Der Frosch und die…

..Ente, die Trinkwasser für durstige Badegäste spendet, sind Zeitzeugen einer langen Tradition im Waldschwimmbad Hohne-Spechtshorn.

Die Leser werden sich fragen, welchen besonderen Bezug der Autor zu dieser Gemeinde hat. Hohne ist in der Postgeschichte nicht anders zu beschreiben, wie die meisten anderen Orte im Land. Aber als Geburtsort hat Hohne eine besondere Stellung in der persönlichen Agenda.

Eine Bitte:

Wenn Sie den Artikel mit postalischen Gegebenheiten aus Hohne, Helmerkamp oder Spechtshorn weiter ergänzen möchten, schreiben Sie mir bitte über das Kontaktformular.

Gesucht sind alle POST Themen, wie Briefmarken mit den entsprechenden Stempeln der drei Orte, Belege, Postkarten oder Fotos, Postvermerke, Einschreiben, Geschichten und vieles, vieles mehr…

Ich freue mich auf Ihre Zuschrift!

Quellen:

  • Hohner Dorfgeschichte Band I – Häuser und Menschen, 2006
  • Hohner Dorfgeschichte Band II – Vereine und Verbände, 2006
  • Hohner Dorfgeschichte Band III – Gründung und Entwicklung, 2009
  • Cellesche Zeitung, Helmerkamp feiert 750-jähriges Bestehen, 13. 6.2010
  • Cellesche Zeitung, Erdölfieber im Landkreis Celle, 30.6.2010
  • Ölgeschichte der Gemeinde Hohne, 2016, ein energiegeladenes Dorf in der Südheide, Video auf YouTube https://www.youtube.com/watch?v=w3mhTj8Zysc, abgerufen am 13.10.2020
  • Eine Ortsdurchfahrt im Goggo, 2013, Video aus YouTube https://www.youtube.com/watch?v=kWY25-s0fZQ , abgerufen am 13.10.2020, für Hohner in aller Welt!
  • Waldbad Hohne-Spechtshorn, 2013, Video auf YouTube https://www.youtube.com/watch?v=gNmY1O7v4AU , abgerufen am 13.10.2020
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Fotos vom Autor, August 2014, September 2020 und Juli 2023

Ein besonders herzlicher Dank geht für Ihre Unterstützung an:

  • Herrn Gerhard Friedrich, Hohne, Arbeitskreis Hohner Dorfgeschichte
  • Frau Ingrid Wrede, Lachendorf
  • Herrn Erich Fischer, Energie Museum Spechtshorn
  • Frau Ute Schilg, Hohne
  • Samtgemeinde Lachendorf

Wie kam der Name „Hermann Göring“ auf einen Einschreibzettel?

Hermann Göring Stadt, eine kurze Phase in der Geschichte.

Die Vorgeschichte zur Gründung der Stadt Salzgitter:

Die Geschichte der heutigen jungen Stadt Salzgitter begann als Ansammlung von landwirtschaftlich geprägten Dörfern, die über verschiedene Landkreise verteilt waren.

Für die Kriegsvorbereitung zum II. Weltkrieg wurden Erze und Stahl gebraucht. Um Abhängigkeiten und mögliche Lieferstops von ausländischen Importen aus dem Wege zu gehen, wurde nach inländischen Erzvorkommen gesucht.

Im Raum Salzgitter gab es Erzvorkommen, das aber eisenarm und nicht wirklich wirtschaftlich verwertbar war.

Durch die Weigerung der privaten Montankonzerne aus dem Ruhrgebiet und dem oberschlesischen Industriegebiet im Raum Salzgitter unwirtschaftlich Erz abzubauen und zu verhütten, kam es zur Gründung der Reichswerke.

Am 7. November 1937 wurde der Standort für die geplanten Reichswerke im Salzgitter Gebiet festgelegt.

Gründung der Werke mit dem Namen Hermann-Göring-Werke, benannt nach dem vom Führer eingesetzten Generalfeldmarschall Göring.

In allen Planungen seit 1938 wurde die geplante Gesamtstadt stehts als Hermann-Göring-Stadt bezeichnet. Göring selbst hatte Ende 1941 seine Zustimmung erteilt.

Die posttalische Einrichtung eines Zweigpostamtes Hermann-Göring-Stadt wurde im Amtsblatt des Reichspostministeriums vom 10. Juni 1941 verkündet:

Titel vom Amtsblatt des Reichspostministeriums, 10. Juni 1941

Aus obigem Amtsblatt Nr. 306/1941, Leitung von Sendungen nach Hermann Göring Stadt, Sendungen mit der Bezeichnung Hermann Göring Stadt oder über Hermann Göring Stadt (Braunschw) sind auf die Bahnpost Braunschweig-Derneburg zu leiten.

Stempelabschlag Hermann-Göring-Stadt mit Kennbuchstabe „d“, ohne Uhrzeitangabe

Stempelabschlag Hermann-Göring-Stadt mit Kennbuchstabe „e“, ohne Uhrzeitangabe

Stempelabschlag Hermann-Göring-Stadt mit Kennbuchstabe „f“, ohne Uhrzeitangabe

Die neu geplante Stadt lag auf den Grenzen der Länder Braunschweig und Preußen. Um eine einheitliche Verwaltungsstruktur (Genehmigungsverfahren) zu schaffen wurde mit dem sogenannten „Salzgitter-Gesetz“ Gebietsbereinigungen zum 1. August 1941 verordnet.

Die Reichswerke und der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dietrich Klagges, baten das Reichsinnenministerium um Zustimmung zu diesem Namen, auch weil die Deutsche Reichspost (!) diesen bereits seit einiger Zeit gebrauchte.

Der NSDAP-Kreisleiter des Aufbaugebietes, Heinz Deinert, schlug jedoch beim Gauleiter Lauterbacher den Namen „Stadt der Reichswerke Hermann Göring“ vor.

Am 11. März 1942 lehnte Hitler jedoch beide Namen für die Dauer des Krieges ab.

Verschiedene andere Benennungsformen wurden besprochen und verworfen: „Eisenstadt“ und „Salzgitter“.

Am 19. März 1942 schlug die Braunschweiger Regierung den Doppelnamen „Watenstedt-Salzgitter“ vor.

Nachdem die Reichspost und die Reichsbahn diesem Vorschlag zugestimmt hatten, reichte die Braunschweiger Regierung diese Bezeichnung als Stadtgründungsantrag am 20. März 1942 telefonisch an den Reichsstatthalter Braunschweig/Anhalt in Dessau, Rudolf Jordan, ein.

Am 31. März 1942 fällte Jordan die Entscheidung zum 1. April 1942 die Stadt Watenstedt-Salzgitter zu bilden.

Nach der schriftlichen Entscheidung und der Veröffentlichung am 18. April 1942 wurde Watenstedt-Salzgitter zum 27. April 1942 eine kreisfreie Stadt.

Nach der Gründung der Stadt Watenstedt-Salzgitter erfolgte knapp drei Monate später, am 25. Juni, vom Präsidenten der Reichspostdirektion Braunschweig die Anweisung, dass aufgrund der Stadtgründung die Bezeichnung für das Zweigpostamt Hermann-Göring-Stadt mit Wirkung vom 1. Juli 1942 fortfällt.

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R-Brief Hermann-Göring-Stadt (Braunschw) nach Hannover, Stempel 25.4.1942

R-Zettel vom obigen Beleg

Poststempel vom obigen Beleg Hermann-Göring-Stadt (BSWG) 25.4.42 -18 Kennbuchstabe „c“

R-Brief Hermann-Göring-Stadt (Braunschw) nach Hannover, Stempel 9.5.1942, Blanko R-Zettel mit blauem Stempel

R-Zettel vom obigen Beleg

Poststempel vom obigen Beleg, Hermann-Göring-Stadt (BSWG) 09.5.42 -13 Buchstabe „c“

Weitere Poststempel Hermann-Göring-Stadt (BSWG) vom 11.2.42 – 13 und 25.4. 42 mit dem Kennbuchstaben „c“ liegen als Kopie vor.

Einzelner Blanko R-Zettel mit schwarzem Stempel

R-Briefe mit R-Zetteln und dem beschriebenen Zusatz sind belegt vom 5.12.41, 8.2.42, 25.4.42 und vom 9.5.42.

Weitere Poststempel Hermann-Göring-Stadt (BSWG) vom 04.10.41-13 und 10.10.41 mit dem Kennbuchstaben „a“ liegen als Kopie vor.

Ein Poststellen-II-Stempel von Burgdorf über Herrmann-Göring-Stadt (Braunschw) belegt 1942 die Aktivitäten der Deutsches Reichspost im vorauseilendem Gehorsam.

Poststellen-II-Stempel Westerlinde über Herrmann-Göring-Stadt (Braunschw), ca. 1941

Weitere Poststellen-II-Stempel sind bekannt, z.B. Osterlinde über Hermann-Göring-Stadt (Braunschw.), verwendet im Juni 1941.

Poststempel aus Lichtenberg über Hermann-Göring-Stadt (Bswg) vom 1.7.1942.

Die Zusätze (Braunschw. + BSWG) auf R-Zettel und Poststellen-II-Stempel beziehen sich nicht auf die Nähe zur Stadt Braunschweig, sondern auf das Land Braunschweig.

Für den Aufbau der Retortenstadt und dem Hüttenwerk kamen vielen Menschen neu in die Region. Die Arbeiter (Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, später auch Kriegsgefangene) wohnten in Baracken und Notunterkünften. In der Realität waren in Unterkünfte wohl eher Behausungen…

Karte Hermann-Göring-Stadt

In den Ortsverzeichnissen der Jahre 1938 bis 1942 gibt es keinen Eintrag zu Hermann Göring Stadt, aber einen Eintrag zu Hermann-Göring-Koog über Garding (heute: Tümlauer-Koog, liegt im Westen der Halbinsel Eiderstedt in Schleswig-Holstein).

Und in Pirna, südöstlich von Dresden in Sachsen gelegen, gab es eine Mustersiedlung „Hermann Göring“. Dieses Vorzeigeprojekt des Pirnaer Wohnungsbaus zur Nazizeit wird in Artikeln auch als „Hermann Göring Stadt“ bezeichnet.

Der Stadtname „Watenstedt-Salzgitter“ wurde mit Wirkung 24. Januar 1951 in „Salzgitter“ geändert.

Ein Blick in das Archiv vermittelt die Einwohnerzahlen der heutigen 31 Stadtteile im Jahre 1905:

Bad 2.837
Barum 811
Beinum 406
Beddingen 612
Bleckenstedt 491
Bruchmachtersen 266
Calbrecht159
Drütte 233
Engelnstedt 398
Engerode 136
Flachstöckheim 333
Gebhardshagen 1.064
Gitter 564
Groß Mahner 602
Hallendorf 295
Heerte 497
Hohenrode 118
Immendorf 491
Lebenstedt 590
Lesse 1.127
Lichtenberg 1.009
Lobmachtersen 668
Ohlendorf 539
Osterlinde 355
Reppner 325
Ringelheim 1.467
Salder 1.041
Sauingen 313
Theide 2.568
Üfingen 556
Watenstedt 371

Die Motivation für diesen Artikel bezog sich auf einen kleinen Ausschnitt der Postgeschichte. Aufgabe war ausdrücklich nicht die Auseinandersetzung mit Kriegsverbrechern, dem II. Weltkrieg oder den Nationalsozialisten. Weiterführende Informationen zu den erwähnten Namen finden sie in allen bekannten Nachschlageverzeichnissen.

Und bitte beachten Sie §86 und §86a Strafgesetzbuch. Sie versichern die Abbildungen aus der Zeit des III. Reiches nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken zu lesen oder weiter zu verarbeiten.

Bitte respektieren Sie diese Aufforderung!

In Niedersachsen gibt es zwei Städte mit vergleichsweise jungen Gründungsdaten. Neben Salzgitter (1942) ist das die ca. 55 km entfernte, nördlich gelegene Stadt Wolfsburg (1945).

Quellen:

  • Salzgitter, Geschichte und Gegenwart einer deutschen Stadt 1942-1992, Wolfgang Benz, 1992
  • Salzgitter, die erstaunliche Geschichte einer jungen Stadt, Alfred Meschenmoser, 1995
  • https://www.salzgitter.de/kultur/stadtgeschichte/stadtarchiv.php
  • Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Pöstämter und -amtsstellen sowie der Bahnhöfe der Eisenbahnen, der Schiffsanlegeplätze und Flughäfen im Deutschen Reich 1938, 1939, 1940 und 1942
  • Salzgitter ´98, Briefmarkenausstellung April 1998, Katalog, Hans Günter Pabst, Alte Ansichtskarten aus Salzgitter
  • Salzgitter Jahrbuch 1997-1998, Die Geschichte der Post in Salzgitter, Reinhard Försterling
  • Salzgitter Jahrbuch 2018, Planung und Bau der Infrastruktur in der neuen Stadt, Klaus Gossow
  • Video: „Salzgitter – Zeitreise durch die Stadt bis zum Jahr 2012“, auszugsweise, auf YouTube, abgerufen 8.9.2020
  • Sächsische.de, Bomben auf die Mustersiedlung, 11.4.2017