Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Braunschweig

Auffällig bei diesem Selbstbucher R-Zettel ist die zeitweise fehlende Ortsangabe. Die Postleitzahlen lassen erahnen, an welchem Ort diese Anstalt angesiedelt war.

Die Forschungsanstalt wurde zum 1. November 1947 durch den Wirtschaftsrat der Bizone im Agrarland Niedersachsen gegründet. Ziel der Anstalt war die für den Wiederaufbau der deutschen Landwirtschaft vordringlichen Forschungsinstitute in einem wissenschaftlichen Zentrum zusammenzufassen.

Zu diesen gehörten die Institute für:

  • Biochemie des Bodens
  • Humuswirtschaft
  • Bodenbearbeitung
  • Grünlandwirtschaft und Futterbau
  • Pflanzenbau und Saatguterzeugung
  • Tierernährung
  • Konstitutionsforschung
  • Landtechnische Grundlagenforschung
  • Schlepperforschung
  • Landmaschinenforschung
  • Landwirtschaftliche Marktforschung
  • Angewandte Betriebswirtschaft

Standort war das Gelände der 1938 gegründeten Luftfahrtforschungsanstalt in Braunschweig, Bundesallee 50.

Blanko R-Zettel mit Poststellen II Stempel 20b Forschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig

R-Zettel Typ 7242, auf dünnem durchsichtigen Pergaminpapier mit Postleitgebietszahl (PLGZ) 20b im Kreis und Braunschweig Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Ausgabe für die britische Besatzungszone

R-Zettel Amtskennzeichen (AKZ), Braunschweig Forschungsanstalt für Landwirtschaft, 16 A, ca. 1964

1965 wurde ein dreizeiliger R-Zettel verwendet: 3301 Forschungs- / anstalt für / Landwirtschaft.

Belegvorderseite vom 24. Oktober 1967, Poststempel und R-Zettel 3301 Forschungsanstalt für Landwirtschaft, nach Hannover

R-Zettel vom obigen Beleg

Belege mit diesem R-Zettel Typ sind auch aus 1968 bekannt.

Ca. 1971 wurde ein ähnlicher R-Zettel mit fettem Numerator eingesetzt:

Vom 5. Mai 1949 bis 15. März 1952 war vor Ort eine Poststelle II eingerichtet. Ab dem 16. März 1952 bis zum 31. Dezember 1971 folgte eine Aufwertung zur Poststelle I.

Zeitlich überlappend, vermutlich ab dem 15. November 1971, gab es eine wesentliche Änderung. Ein fahrbarer Postschalter (mAst = mobile Annahmestelle) hielt werktags von 14.55 Uhr bis 15.25 Uhr vor der Tür an der Bundesallee 50 und hat die Selbstbucher-Poststelle abgelöst. Dieser Postkurs 402 führte den Tagesstempel 3300 Braunschweig 1 mit den Unterscheidungsbuchstaben „bo“ und verwendete einen R-Zettel 3300 Braunschweig 1 und Unterscheidungsbuchstabe „f“.

Der Kurs startete um 11.00 Uhr in Braunschweig Mastbruch, über Tostmannplatz, zur Lagesbütteler Straße in Harxbüttel, weiter zur Neuen Reihe 8 in Neubrück, über die Bundesallee 50 und beendete um 17.00 Uhr den Kurs in der Siedlung Kanzlerfeld, Paracelsiusstr. 68.

Durch den Einsatz dieses fahrbaren Postschalters mit festen, verlässlich Zeiten, konnte die Postversorgung an diesen Stellen sichergestellt werden.

Das Einsatzende dieses fahrbaren Postschalters ist mir leider nicht bekannt.

Der Eingangsbereich der Forschungsanstalt, ca. 1950

Der ehemalige Eingangsbereich der Forschungsanstalt, 2023

Ein Gesamtblick auf das große Grundstück

(Punkte zum obigen Übersichtsplan: 1 Haupteingang, 2 Hauptverwaltung, 3 Landwirtschaftliche Administration, 4 Marktforschung, Betriebswirtschaft, Zentralbücherei, 5 Werkstätten, 6 Bodenbearbeitung Bildstelle, 7 Schlepperforschung, 8 Gästehaus, 8a Kantine, 9 Grünlandwirtschaft Humuswirtschaft, 10 Chemische Untersuchungslaboratorium, 11 Tierernährung, 12 Landtechnische Grundlagenforschung, 13 Biochemie des Bodens, 14 Pflanzenbau und Saatguterzeugung, 15 und 16 Versuchsfelder, 17 Landwirtschaftsbetrieb, 18 Nordausgang)

Die Poststelle war vermutlich bei 2 Hauptverwaltung untergebracht.

Als Einrichtung des Landes Niedersachsen gegründet, wurde es ab 1977 eine Bundesforschungsanstalt mit verschiedenen Einrichtungen, überwiegend in Braunschweig-Völkenrode, Bundesallee 50.

2008 erfolgte durch eine neue Aufteilung der bisherigen Institute auf andere Forschungseinrichtungen die Auflösung der bisherigen Organisation.

Quelle:

  • Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Braunschweig Völkenrode, Eigendarstellung 1950
  • Deutsche Briefmarken-Revue, Nr. 9, September 1997 und Nr. 10, Oktober 1997, Hans Paikert
  • Foto vom Autor, Juli 2023

Offene Fragen:

  • Wann wurde der Kurs 402 eingestellt?

Reichserntedankfest Bückeberg

Reichserntedankfest Bückeberg

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Das Reichserntedankfest auf dem etwa fünf Kilometer südlich von Hameln gelegenen Bückeberg, umgangssprachlich auch Bückebergfest genannt, fand in den Jahren 1933 bis 1937 jeweils am ersten Sonntag nach dem Michaelistag statt. Neben dem Reichsparteitag in Nürnberg und der Feier zum 1. Mai in Berlin war es die größte Massenveranstaltung der NSDAP.
Als Festplatz diente eine künstlich abgeflachte Wiese am Nordhang des Berges von etwa 600 Metern mal 300 Metern oder etwa 25 Fußballfelder groß. An den Reichserntedankfesten nahmen zuletzt über eine Million Menschen aus dem ganzen Deutschen Reich, anfangs vorwiegend aus der Bauernschaft teil.

Die Veranstaltungen waren am Anfang tatsächlich auf die Bauernschaft ausgerichtet und wandelten sich schnell zu militärischen Zielen. Luftwaffe und Heer waren nicht nur vertreten, sondernd tatsächlich im Einsatz um ein Übungsdorf spektakulär zu „beseitigen“.

Rasenfläche am Bückeberg mit Menschenmassen, nicht datierte Klappkarte

Die Veranstaltungen stellten hohe Anforderungen an die Logistik in allen Bereichen. Die Organisation band viele Menschen mit ein, um die Wiese herzurichten. Befestigung, Aufbauten, Stromversorgung für Parteireden, Verlegung von Fernsprechkabel, ausufernder Fahnenschmuck, An- und Abreise der Ehrengäste, Parteigrößen und des Volkes, Sonderzüge, Postbusse, Übernachtungen, Essen, Trinken und vieles mehr.

Und auch die Deutsche Reichspost war vertreten und wurde für die Staatspropaganda genutzt. Nicht nur durch fahrbare Postämter, sondern auch durch Postbeamte, die mit Bauchladen ausgestattet Postkarten und Briefmarken verkauften.

Fahrbares Postamt auf dem Erntedankfest 1937

Das obige Foto und der folgende Text sind mit freundlicher Zustimmung der Autoren Heinrich Munk und Karl-Peter Klein dem Buch „Die Post im Landkreis Hameln-Pyrmont“ entnommen worden:

„Das fahrbare Postamt ist in einem großen Dieselkraftwagen untergebracht; an der linken Längsseite sind drei Schalter mit allem Zubehör eingebaut. Die linke Seitenwand wird in ihrem oberen Teile heruntergeklappt; in einem an diese Seite des Wagens sich anschließenden 20 Quadratmeter großem Zelt kann man auf zwei Stufen an die freigelegten Schalter herantreten. Das Zelt hat einen den Schaltern gegenüberliegenden bequemen Eingang. Auf der rechten Seite befinden sich im Zelt Schreibtische und Stühle, ihnen gegenüber stehen sechs zerlegbare Fernsprechzellen für den Orts- und Fernverkehr. An der Rückseite des Wagens sind noch zwei Wertzeichengeber angebracht. Briefeinwürfe befinden sich an beiden Wagenseiten.“

Die folgenden Daten geben die Einsatztage der jeweiligen Sonderpostämter mit den Fahrbaren Postämtern wieder. Die Veranstaltung selbst dauerte nur jeweils Stunden an einem Tag.

30. September bis 2. Oktober 1933:

Teilnehmer an der Massenveranstaltung 1933 ca. 500.000 Personen

28. September bis 3. Oktober 1934:

R-Brief mit senkrechtem und waagerechten Maschinenstempel Bückeberg bei Hameln, 30.9.34, nach Braunschweig, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe b, R-Zettel mit zusätzlichem Stempel Bückeberg

R-Zettel von obigem Beleg

Reichs-Ernte-Dank-Tag, 30.9.34, Postkartenausschnitt mit Werbestempel, Motiv eine Kornblume auf zwei Getreideähren und mit zwei Symbolen

Am 1.10.34 machte die Rheinisch Westfälische Zeitung (Dortmund, Essen, Duisburg) mit der Schlagzeile „Siebenhunderttausend auf dem Bückeberg“ auf und veröffentlichte auf Seite 1 auch die Reden…

5. bis 6. Oktober 1935:

R-Brief mit Maschinenstempel Erntedanktag Bückeberg bei Hameln, 6.10.35, nach Hameln, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe a, mit Zusammendruck Volkstrachten

Festpostkarte der Deutschen Reichspost zur Kundgebung auf dem Bückeberg bei Hameln und zur Eröffnung des Museums für Deutsche Volkskunde in Berlin Schloss Bellevue am Erntedanktag 1935, ungebraucht, eingedruckte Briefmarke (Michel Nr. 591)

3. bis 4. Oktober 1936:

Maschinenstempel Bückeberg b. Hameln, 4.10.36, vier stilisierte Getreideähren rahmenförmig um den Text, der Ortsstempel um 90 Grad nach links gedreht, zwischen sieben Linien, deren Längen sich der Rundung des Ortsstempel angleicht

2. bis 3. Oktober 1937:

R-Karte mit Maschinenstempel Bückeberg bei Hameln, 3.10.37, nach München, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe c, mit Zusammendruck Hindenburg, zusätzlich Werbestempel Bückeberg b. Hameln Erntedanktag, Stempel München mit Zusatz Hauptstadt der Bewegung und Symbol und Bahnpoststempel München 2 BZ 5.10.37

Teilnehmer an der Massenveranstaltung 1937 über 1.000.000 Personen

Die Veranstaltung 1938 wurde kurzfristig abgesagt, weil die Wehrmacht die Sonderzüge für Truppentransporte benötigte. Einen Tag vor dem geplanten Fest marschierten deutsche Soldaten in die tschechischen Grenzgebiete ein.

Die Planungen der Deutschen Reichspost für Personal und Fahrbare Postämter liefen, wie im Amtsblatt des Reichspostministeriums zehn Tage vor der geplanten Eröffnung der Sonderpostämter bekannt gegeben wurde:

Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 105 vom 20. September 1938

Bekanntgabe der geplanten Aktivitäten im Amtsblatt

  • I. 4 Postämter auf dem Bückeberg
  • II. 2 Postämter in Hameln
  • III. 2 Postämter in der Zeltstadt Tündern
  • IV. 1 Postamt in der Zeltstadt Afferde
  • V. 1 fahrbares Telegraphenamt mit Springschreibern, einer Sonderbildtelegraphenstelle und einer öffentlichen Fernschreibstelle auf dem Bückeberg
  • a) Anlaß Erntedanktag
  • b) Veranstalter – kein Eintrag!
  • c) 1. und 2. Oktober 1938
  • d) Abgabe von Postwertzeichen; Annahme von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen, von Telegrammen und Bildtelegrammen; Vermittlung von Ferngesprächen; Gefälligkeitsstempelungen
  • e) Inschrift der Sonderstempel und etwaiger zeichnerische Darstellungen – „Bückeberg bei Hameln Erntedanktag“, Schriftliche Anträge auf Gefälligkeitsstempelungen sind an das Postamt Hameln zu richten.

Weitere Informationen:

Fahrbares Postamt

Fahrbares Postamt

Am 4. Oktober 1935 gab die Deutsche Reichspost im Rahmen der Serie Deutsche Nothilfe zehn Briefmarken mit Zuschlag mit den Motiven Volkstrachten heraus. Am darauffolgenden Tag begann das dritte Reichserntedankfest (Michel Nr. 588 bis 597):

Auf der Marke (Michel Nr. 591) zu 6 Pfennig plus 4 Pfennig Zuschlag ist eine Frau in Tracht aus Schaumburg-Lippe aus Lindhorst nach 1807 und einem Niedersachsenhof im Hintergrund abgebildet.

Die Fundamente der damaligen Ehrentribüne sind von der Gemeinde Emmerthal bewaldet worden, um die Tribünenreste verschwinden zu lassen.

Veranstaltungsgelände, Blick von unten

Veranstaltungsgelände, Blick von oben

Das Gelände steht seit 2011 unter Denkmalschutz, um eine Bebauung zu verhindern.

Die langjährigen kontroversen Diskussionen zwischen Politik und Bevölkerung, ob ein Dokumentations am Ort der Reichserntedankfeste errichtet werden soll, sind mit der Einrichtung eines Dokumentations- und Lernortes vorläufig beendet worden.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Bueckeberg-Dokumentations-und-Lernort_003229-970x1024.jpg

Abbildung: Auszug aus einem Prospekt vom Dokumentations- und Lernort Bückeberg Reichserntedankfest 1933-1937

Literatur:

  • Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933-1937, Bernhard Gelderblom, CW Niemeyer Buchverlage, Hameln, 2008
  • www.gelderblom-hameln.de
  • Dokumentation Bückeberg www.dokumentation-bückeberg.de
  • Die Post im Landkreis Hameln-Pyrmont, Heinrich Munk und Karl-Peter Klein,
    CW Niemeyer Buchverlage, Hameln, 2012
  • Hannoversche Allgemeine Zeitung, 10. Februar 2018 (Das braune Bergfest), 14. März 2018 (Der Bückeberg wird Gedenkort) und 5. Juli 2018 (Denkwürdiger Abstecher)
  • Die Zeit, Nr. 5/2018, 25.1.2018 (Hier machten alle mit)
  • Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde e.V., Band 158, Paul-Jürgen Hueske, Fahrbare Postämter in Deutschland 1934-1944
  • Die Sonderpostämter der Deutschen Reichspost 1933-1945, Wolfgang Reck und Dr. F.W. Schembra, Heft 22 der Arge R- und V-Zettel e.V.
  • Katalog der deutschen Sonderstempel, Julius Bochmann, Volk und Reich Verlag, Berlin, Juni 1938
  • Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 105 vom 20. September 1938
  • aktuelle Fotos vom Autor, August 2018
  • Faltplan, Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbH, E-Mail: kontakt@bueckeberg-ggmbh.de, Hameln, Stand 3/2022