Die Leistungsschau in Osnabrück

Eine Messe 1950 in Osnabrück.

Die Osnabrücker Leistungsschau „Zwischen Emsland und Westfalen“ fand vom 27. Mai bis 11. Juni 1950 auf dem „Schwarzen Platz“ statt. Bereits 1948 hatte es eine entsprechende Veranstaltung auf dem Domplatz gegeben.

Fünf Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs und ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik unternahmen Aussteller und Besucher 16 Tage lang erneut den Versuch den Aufbau und die Normalität in Angebot und Nachfrage abzubilden.

Im Amtsblatt wird das Sonderpostamt zur Messe angekündigt:

Amtsblatt des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen, Ausgabe 8/1950 vom 3. Mai 1950

Ankündigung des Sonderpostamtes als Zweigpostamt des Postamtes Osnabrück 1

R-Brief 23 Osnabrück Leistungsschau nach 23 Bremen, Sonderstempel vom 4.Juni 1950. Sonder-R-Zettel mit Stempel 23 Osnabrück Leistungsschau auf Blanko Vorlage.

R-Zettel vom obigen Beleg

Waren die beteiligten Partner erfolgreich?

Die Ausstellung fand in sieben Zelten und auf dem Außengelände statt.

Mit Autos und Pferdewagen wurden die Ausstellungsgegenstände herangebracht. Neben den alteingesessenen Betrieben der Region waren auch ostvertriebene Unternehmer präsent.

Erwachsene zahlten 75 Pfennige für den Eintritt.

Wie hoch die Erwartungen an die Leistungsschau gewesen sind, zeigt sich beispielhaft an einem Grußwort des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB):

Als Vertreter der Gewerkschaften begrüße ich jede Anstrengung durch Auftrieb der Wirtschaft Arbeitsplätze wieder zu besetzen oder neue Arbeitsplätze zu erschließen. Im Übrigen erwartet die breite Masse von der Leistungsschau auch, daß sie die Preise günstig beeinflußt und so die vorhandenen Spanne in der Lohn- und Preisbildung mildert.“

Aussteller waren u.a. Handwerksbetriebe, Einzelhändler, Industrievertreter und KFZ-Anbieter.

Bei der Sonderausstellung auf dem Domhof präsentierten sich verschiedene Kraftfahrzeugmarken, wie die auch heute noch bekannten Marken Opel (Opel Blitz Schnelllastwagen), Ford (Taunus), Mercedes und Volkswagen. Außerdem waren Büssing (Spezial- und Kommunalfahrzeuge), Hanomag (Diesel-Schnelllastwagen), Tempo (Hanseat-Kombi-Wagen und Matador Omnibus für 11 Personen), Kraus-Maffei (Omnibus) und Kleinschnittger (Kleinstwagen) vertreten.

Die Ausstellung wurde vom Osnabrücker Oberbürgermeister Heinrich Herlitzius eröffnet.

Der Sonderstempel am 31. Mai 1950 von dieser Veranstaltung: (23) Osnabrück, Leistungsschau 1950, Abbildung Rathaus Osnabrück, 27. Mai bis 11. Juni 1950

Eine Reklamemarke zur Leistungsschau in Osnabrück, Wir stellen aus! Abbildung Rathaus, Daten wie oben

Der „Schwarzen Platz“ lag an der Natruper Straße. Die Benutzung dieses Platzes spiegelt auch ein wenig die Geschichte der Stadt wieder. Zu Kaisers Zeiten wurde dieser als Exerzierplatz gebraucht. Nach der Nutzung durch Messen oder Vermietung an Firmen, fanden hier z.B. von 1955 bis 1961 Jahrmärkte statt. 1961 entschied der Rat der Stadt hier das zweite Osnabrücker Hallenbad bauen zu lassen. Im Februar 2005 wurde dieses Niedersachsenbad geschlossen und im Folgejahr abgerissen. Nach der Nutzung als Parkfläche steht heute hier ein „Combi Verbrauchermarkt“ der Fa. Bünting in der Natruper Str. 24.

Quellen:

  • Amtsblatt des Bundesministeriums für Post- und Fernmeldewesen, Ausgabe 8/ 1950 vom 3.5.1950
  • Neuen Tagespost (NT), 27. Mai und 30. Mai 1950, Redaktionsarchiv der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ)
  • Neue Osnabrücker Zeitung, 22. Mai 2016, Joachim Dierks, „Einkaufen statt Schwimmen“, Redaktionsarchiv der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ)

Offene Punkte und Fragen:

  • Gibt es zur Leistungsschau 1950 in Osnabrück in den Archiven und Bibliotheken einen Ausstellungskatalog? Ich würde mich über einen Hinweis sehr freuen!
  • Gibt es Fotos vom Stand der Deutschen Bundespost auf der Messe in Osnabrück?


Die „Braune Messe“ in Oldenburg (Oldb.)

Sonderstempel und Sonderpostämter in der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 sind unter dem Einfluss der Nationalsozialisten zu sehen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel Abbildungen und Propaganda aus dem Dritten Reich enthält.

Und bitte beachten Sie §86 und §86a Strafgesetzbuch. Sie versichern die Abbildungen aus der Zeit des III. Reiches nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken zu lesen oder weiter zu verarbeiten.

Was war eine Braune Messe?

Der Nationalsozialistische Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand, der im August 1933 in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation (NS-HAGO) überführt wurde, hatte das offizielle Ziel den Mittelstand zu stärken.

Zu diesem Zweck organisierte die Organisation Boykottaktionen gegen jüdische Warenhäuser und Großunternehmen.

Die Braunen Messen waren propagandistisch vorbereitete Leistungsschauen der regionalen nichtjüdischen Wirtschaft auf Gau-Ebene. Sie dienten nicht nur dem Aufschwung des wirtschaftlichen Handels, sondern auch dem organisierten Kampf gegen jüdische Geschäfte und Händler, die von einer Teilnahme ausgeschlossen waren und die im Rahmen dieser vielerorts stattfindenden Braunen Messen diffamiert wurden, indem behauptet wurde, dass Juden ihre Kunden betrügen würden und wer bei einem Juden kaufe, dem deutschen Händler und damit Deutschland schade.

Wundern Sie sich, warum die Stadt die amtliche Bezeichnung „Oldenburg (Oldb)“ als Abkürzung für „Oldenburg in Oldenburg“ führt? Als ehemalige Hauptstadt des Landes Oldenburg soll so eine Unterscheidung zu Oldenburg in Schleswig-Holstein erfolgen.

In Oldenburg (Oldb) wurde die Braune Messe vom 15. bis 23. September 1934 veranstaltet:

R-Brief vom 20. September 1934, R-Zettel Oldenburg (Oldb.) 2 mit Stempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe. Poststempel mit Zusatz Braune Messe, Brief nach Görlitz mit Luftpost Par Avion

R-Zettel vom obigen Beleg

Das Amtsblatt des Reichpostministeriums gibt bekannt:

Im Amtsblatt des Reichspostministeriums, den Bekanntmachungen der Deutsches Reichspost, Ausgabe 77 vom 31. August 1934 wird u.a. die Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg bekanntgegeben.

Bekanntmachung Nr. 1386/1934. Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg (Oldb). Aus Anlaß der Braunen Messe 1934 in Oldenburg (Oldb) wird auf dem Messegelände daselbst für die Zeit vom 15. bis 23. September eine PAnst als ZwPA (Zweigpostamt) eingerichtet, die einen Aufgabestempel mit der Inschrift „Oldenburg (Oldb) Braune Messe“ verwendet. Sie befaßt sich mit dem Verkauf von Postwertzeichen, der Annahme von Briefsendungen aller Art, Zahlkarten, Postanweisungen und Telegrammen, der Vermittlung von Gesprächen, der Ausgabe von postlagernden Briefsendungen und Telegrammen, die an die PAnst (Postanstalt) gerichtet sind, und der Auszahlung von Postreiseschecken und postlagernden Postanweisungen.

Welche Aussteller waren auf der Braunen Messe in Oldenburg auf dem Pferdemarkt vertreten?

  • Der Einzelhandel in den Hallen 1, 2 und 3 (Textilwaren, Reichsluftschutzbund, Automobile, Motorräder, Fahrräder, Lebensmittel- und Kolonialwarengeschäfte, Öfen, Bilder, Bücher, Puddings, Haushaltsgegenstände, Nähmaschinen, Büromöbel, Schreibmaschinen, Kaffee, Zigarren, lebende und tote Fische, Edelmost, Alkohol, Teppiche, Gardinen und Juwelierwaren – Anmerkung des Autors: Aufzählung in dieser ReihenfolgeDie Hallen waren Zelte) Zeichnungen von der Höheren Technischen Lehranstalt
  • Der Großhandel in einem besonderen Zelt
  • Deutsche Reichsbahn mit elektrischer Modellbahn, Model des modernen Verschiebebahnhofes in Osterburg (Stadtteil von Oldenburg), Fahrkartendrucker, Fahrzeug zur Beförderung eines vollen Güterwagens

Das fahrbare Anschlußgleis, das auf der anderen Seite des Pferdemarktes steht. Es ist ein technisches Wunder. Am Nachmittag wurde dieses Fahrzeug mit Musik durch Straßen Oldenburgs gefahren und man war erstaunt, wie wendig es sich durch die engen Straßen schlängelte, wie sicher und ruhig es fuhr, ohne jede Erschütterung.“ Zitat und Foto aus dem Jeversches Wochenblatt vom 18. September 1934:

  • Deutsche Reichspost mit Messe-Postamt und einem Stand in Zelt 5, als kleines Postamt im Hause. Mit Frankotyp Maschine, Briefwaagen und dem Telegraphie- und Fernsprechwesen
  • Zelt 6 die N.S. Frauenschaft, N.S. Volkswohlfahrt
  • weiteres Zelt u.a. mit Reichsnährstand, der Bauer als Lebensquell des Volkes, Haushaltsschule Schloß Neuenburg, Landwirtschaftliche Haushaltungsschule Marienhain, Schau der Oldenburger Imkerschule
  • Zelt des Oldenburger Handwerks, u.a. mit einem Stand des Arbeitsamts
  • und viel Propaganda…. für wohl über 50.000 Besucher

Nicht nur in Oldenburg, sondern auch in anderen Städten im Deutschen Reich wurden Messen mit dem Namen „Braune Messe“ veranstaltet.

Einige dieser Veranstaltungen sind durch eine Sonderpostanstalt, einen Sonderstempel, einige nur durch Plakate, Abzeichen oder Vignetten dokumentiert:

  • Aalen (Württemberg), 10. bis 19. August 1934 NS-Verbraucherausstellung Braune Messe – Deutsche Woche
  • Alfeld, 17. bis 25. Juni 1934, Braune Messe – Deutsche Woche, Alfelder Festwoche verbunden mit Bezirkstierschau, Reit- und Fahrturnier
  • Bad Freienwalde, 3. bis 6. Dezember 1933, Braune Messe, organisiert von der Ortsgruppe der NS-HAGO
  • Bamberg, 28. Juli bis 12. August 1934, Oberfränkische Braune Messe und 3. bis 19. August 1935
  • Bremen, 9. bis 24. Juni 1934, Braune Hansa Messe
  • Breslau, 14. bis 22. Oktober 1933, Große Braune Landes-Messe Schlesien und 15. bis 23. September 1934 und 5. bis 13. Oktober 1935, Braune Herbstmesse – Deutsche Woche (Breslau heute Wrocław, Polen)
  • Beuthen OS, Oberschlesien, 9. bis 17. Mai 1936, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin (Beuthen, heute Bytom, Polen)
  • Danzig, 1934, Braune Messe, 2. BMD, „Ich gab Arbeit“, Industrie, Handwerk, Handel, Gewerbe (Danzig, heute Gdańsk, Polen)
  • Dresden, 1933, Braune Messe, im Zeichen der Verbundenheit von Stadt und Land, Ausstellungspalast, unter zahlreicher Beteiligung von Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden sowie der NSDAP
  • Duisburg-Hamborn, 15. bis 23. Oktober 1933, Besucht die 1. Braune Messe am Niederrhein
  • Essen, 15. September bis 7. Oktober 1934, Braune Messe Essen, Deutsche Arbeit im Deutschen Westen
  • Frankfurt, 1933 und 1934, Braune Messe, organisiert von NS-Hago mit entsprechendem Propagandaaufwand, Handwerk und andere mittelständische Branchen
  • Freiburg, 23. Juni bis 4. Juli 1934, 1. Oberbadische Braune Messe
  • Forst (Lausitz), 29. April bis 6. Mai 1934, Braune Landes- und Industrie-Messe – Deutsche Woche, Schützenplatz
  • Geislingen Stg., 1934 Braune Messe – Deutsche Woche (Stg. = Stuttgart)
  • Gera 16. bis 25. September 1934, Ostthüringer Braune Messe
  • Halle (Saale), 18. Mai bis 4. Juni 1935, Mitteldeutsche Braune Messe
  • Hamburg, 8. bis 25. September 1933, (300.000 Besucher) Braune Messe der NS-HAGO auf der Cap Polonio als Messeschiff, Kreuzfahrtschiff – wegen Weltwirtschaftskrise von 1931 bis 1933 nicht in Betrieb

Luxus-Passagierschiff Cap Polonio, 1914-1935

  • Hannover, 23. November bis 3. Dezember 1933, Braune Messe, Stadthalle, mit Ehrenhof des Deutschen Handwerks, Wertvolle Trachtenschau, SA-Konzerte
  • Hof, 19. bis 27. September 1936, Oberfränkische Braune Messe
  • Karlsruhe, 15. September bis 1. Oktober 1934, 2. N.S. Grenzland Werbemesse, Braune Messe – Deutsche Woche
  • Kiel, 27. September bis 8. Oktober 1934, Braune Messe – Deutsche Woche Kiel
  • Köln, 1. bis 10. Juli 1934, Ausstellung Braune Messe – Deutsche Woche, (Sonderpostamt 29. Juni bis 11. Juli 1934), Schwimmende Braune Messe am Rhein (vermutlich Köln)
  • Kolberg, 16. bis 27. Mai 1934?, Besucht die Braune Messe an der Ostsee (Kolberg, heute Kołobrzeg, Polen)
  • Köthen Anh., 8. bis 15. April 1934, Braune Messe
  • Landau Pfalz, 19. bis 28. Oktober 1935, 2. Südpfälzische Braune Herbst-Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Leer Ostfriesland, 24. August bis 1. September 1935, Braune Messe
  • Leipzig, Herbst 1933, Braune Großmesse
  • Limburg an der Lahn, 11. bis 19. Mai 1935, Braune Messe
  • Lörrach, 10. bis 18. Ausgust 1935, 2. Braune Grenzland Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Luckenwalde, 11. bis 15. Oktober 1934 oder 1935?, Besucht die Braune Werbe-Messe für Luckenwalde
  • Magdeburg, 1. bis 31. Mai 1934, Besucht die Braune Messe Deutsche Woche Revolutionsschau
  • Mannheim, Ausstellung Braune Messe, 8. April bis 13. Mai 1934
  • Meppen, 3. bis 10. Juni 1934, Braune Messe, Emslandmesse
  • Minden, 1934, Braune Messe
  • Neubrandenburg, 1933, Braune Messe – Große mecklenburgische Landesmesse

Sonderstempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe vom 21. September 1934

  • Oldenburg, 15. bis 23. September 1934, Ausstellung Braune Messe
  • Osnabrück, 1933 Gebietsaufmarsch Braune Messe (94.000 Besucher) und 21. September bis 3. Oktober 1935 Braune Messe
  • Siegen, 1933, Jahrhundertfeier, Braune Messe, Deutsche Woche, 5. Ausstellung des Kultur- und Gewerbevereins des Kreises Siegen 1833 -1933 und 2. Braune Messe des Siegerlandes, 26. September bis 6. Oktober 1935 in Siegen-Eintracht
  • Stettin, 29. September bis 8. Oktober 1933, Besucht und beschickt die große Braune Messe (Stettin, heute Szczecin, Polen)
  • Straubing, Jahr bisher unbekannt, Volksfest Straubing, Fest der Ostmark, Verbraucherausstellung (das Volksfest wurde zu Propagandazwecken missbraucht, wie wohl alle andere Messeplätze auch)
  • Stuttgart, 1934, II. Braune Messe – Deutsche Woche
  • Torgau, 23. bis 30. Juni 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Waldenburg, 30. März bis 7. April 1934, Braune Messe, „Ich gab Arbeit“ (Waldenburg, heute Wałbrzych, Polen)
  • Weimar, 30. März bis 7. April 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Wilhelmshaven-Rüstringen, 7. is 15. April 1934, Braune Messe – Deutsche Messe
  • Worms am Rhein, 4. bis 12. November 1933, Braune Messe
  • Würzburg, 9. bis 21. Mai 1934, Fränkische Braune Messe

Vermutlich ist diese Aufstellung nicht vollständig. Philatelistische Nachträge sind erwünscht.

Quellen:

  • Deutsche Digitale Bibliothek, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de
  • Landesbibliothek Oldenburg – Jeversches Wochenblatt, 22. 2., 13.7., 11.9., 12.9., 18.9. alle 1934
  • Landesbibliothek Oldenburg, Sammlung Regionalliteratur
  • Die Sonderpostämter der Deutschen Reichspost 1933 – 1945, nach den Amtsblättern des Reichspostministeriums, Band 1. 1933 – 39, Sonderheft Arbeitsgemeinschaft R- und V-Zettel e.V., Wolfgang Reck und Dr. Friedrich W. Schembra, 1995

Informativ:

  • Zeitungen 1934 in Oldenburg: Oldenburger Nachrichten und Oldenburgische Staatszeitung, Gau Weser-Ems

Offene Fragen:

  • Gibt es Fotos vom Stand der Reichspost auf der Messe in Oldenburg?
  • Gibt es einen archivierten Ausstellungführer, Ausstellungskatalog, Ausstellungsflugblatt etc. von der Messe in Oldenburg 1934?

Presseausstellung Hannover

In Hannover fand vom 9. September bis 3. Oktober 1948 die erweiterte Deutsche Presseausstellung statt. Einschreibbriefe wurden mit einem Blanko R-Zettel mit einem violetten Gummistempel abgefertigt.

R-Brief von diesem Sonderpostamt in die Schweiz, Sonderstempel vom 9.September 1948, Datum der Ausstellungseröffnung

R-Zettel vom obigen Beleg

Der R-Zettel wurde in Bogen zu 40 Stück hergestellt und für Sonderpostämter oder als Reserve für Postämter bereitgestellt. Dieses ist kein Not R-Zettel. R-Zettel Typ 7641 Blankozettel.

Ausstellungsort waren die früheren Werkshallen der Leichtmetall-Werke in Hannover-Laatzen.

Die Veranstaltung wurde vom Niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Kopf eröffnet. Die Ausstellung gab einen geschichtlichen Überblick über den Kampf um die Pressefreiheit und veranschaulichte das Verhältnis der Presse zum Staat.

Ost- und Westdeutsche Zeitungen waren vertreten. In einer Sonderschau wurden Zeichnungen von Karikaturisten in „Zeitgeschehen in der Karikatur“ gezeigt. Die hannoversche Wilhelm-Busch-Gesellschaft zeigte „Wilhelm Busch und die Presse“. Das niedersächsische Kultusministerium und der Rat der Stadt Hannover präsentierten Bilder „Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts“, die jahrelang nicht öffentlich zu sehen waren.

Hannover erwartet Sie

Mit dieser Aufforderung machte ein Bandstempel Werbung für die Ausstellung. In einem kleinen Rechteck mit Schattenzeichnung hält eine stilisierte Person eine Zeitung hoch.

Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, Nr. 51, 14. September 1948

Im Amtsblatt wird das Sonderpostamt angekündigt und Anlaß, Veranstalter, Dauer, Aufgabenkreis und Sonderstempel beschrieben

Der Sonderstempel zu dieser Veranstaltung zeigt die Darstellung eines Zeitungsverkäufers

Ein Sonderpostamt mit einer Öffnungszeit von 20 Tagen. Einschreiben gehörten auch zu den angebotenen Postdienstleistungen.

Wie viele Einschreibbelege sind bei diesem Sonderpostamt abgefertigt worden?

Alle mir bekannten Belege aus Sammlungen oder Auktionslosen sind hier aufgeführt, letzte Aktualisierung der Tabelle am 1. Januar 2024:

Numerator Datum (alle 1948) Ziel des Beleges
076 9.9. Bex, Schweiz
134 12.9. Hannover-Kleefeld
136 12.9. Hannover-Kleefeld
163   lose
174 13.9. ?
180 13.9. ?
181 13.9. ?
195 13.9. Leipzig
196   lose, ARGE-Katalog
210 19.9. Hannover
285 19.9. Schönebeck
297 19.9. Laatzen
304 19.9. Hannover-Hainholz
305 19.9. Hannover-Hainholz
306 19.9. Hamburg
307 19.9. Hamburg
312 19.9. Hamburg
320 19.9. Hamburg
332 19.9. Hannover
334 19.9. Hannover
336 19.9. Hannover
422 26.9. Hannover-Linden
426   lose
441 27.9. München
444 27.9. Steinhöring
498 3.10. ?

Vermutlich sind etwa 500 Einschreiben bei diesem Sonderpostamt aufgegeben worden. Bitte helfen Sie mit, diese Aussage zu bestätigen und die Aufstellung zu ergänzen. Gern nehme ich Ihren Scan entgegen und baue ihn in die Übersicht mit ein. (Kontaktformular)

Auch an anderen Orten wurden Presseausstellungen organisiert: In 22 a Düsseldorf gab es im November 1947 eine Deutsche Presseausstellung. Für Einschreibsendungen wurde die Einheitsausgabe „Düsseldorf Ausstellung“ verwendet.

In 13 b München wurde, kurz vor der Währungsreform, vom 5. Mai bis 15. Juni 1948 eine Deutsche Presseausstellung im Ausstellungspark durchgeführt, mit 181.000 Besuchern. Für R-Sendungen kam die Einheitsausgabe „München 2 Sonderpostamt“ zum Einsatz.

In 1 Berlin-Charlottenburg gab es eine Presseausstellung im Jahre 1949. Und in Köln gab es vom 12. Mai bis 1. Oktober 1928 einen Vorläuferausstellung mit dem Namen „Pressa“, mit über 5 Millionen Besuchern.

Quellen:

  • Der Spiegel, 11.9.1948, „Ihre Majestät die Presse“
  • Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, Nr. 51, Frankfurt 14.9.1948
  • Schütz, W. J. (2011). Von Köln bis Berlin. Presseausstellungen – für Zeitungsleser und Philatelisten. „Die Schwarze und die Weiße Kunst“, Mainz: Internationale Motivgruppe Papier und Druck, Nr. 174, August 2011, S. 2-9.
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Amtlicher Führer durch die Deutsche Presseausstellung 1948, Emil Groß, in Universitätsbibliothek München:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_20190424_123753-Katalog-744x1024.jpg

Der 70 seitige amtliche Führer beinhaltet folgende Artikel: Was die Pressefreiheit bedeutet, Presse und Messe, Hallenplan, Veranstaltungen und Tagungen während der Messe, Deutsche Malerrei des 19. Jahrhunderts (mit Verweis auf den ausführlichen Katalog, s.u.), Wilhelm Busch und die Presse, Aussteller- und Warengruppenverzeichnis, Presse und Werbung, Graphik und Werbung, Die britische graphische Kunst, Presse, Aufbau und Hannover, Blumenschau des Hannoverschen Gartenbaues. Der Katalog wird ergänzt durch zahlreiche Anzeigen von Verlagen und ihren Produkten.

  • Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts: Kunstausstellung aus Anlass der Deutschen Presseausstellung 1948, Reinhold Behrens, in Universitätsbibliothek Leipzig:

Auf 32 Seiten listet der A-5 große Katalog alle 109 Gemälde von 48 Künstlern auf. Die bekanntesten Maler in dieser Ausstellung waren Lovis Corinth, Caspar David Friedrich und Max Liebermann.

Domhof Osnabrück

In Osnabrück wurde vom 17. bis 24.10. 1948 ein Sonderpostamt anläßlich der 300-Jahrfeier zum Westfälischen Friedens eingerichtet.

R-Belege wurden mit einem Blanko R-Zettel mit einem Gummistempel abgefertigt.

R-Brief von diesem Sonderpostamt nach Leipzig, Sonderstempel

R-Zettel vom obigen Beleg

Der R-Zettel aus der Druckerei Wegener, Alfeld wurde in Bogen zu 40 Stück hergestellt und für Sonderpostämter oder als normaler R-Zettel für Postämter bereitgestellt. Den Postämtern war es überlassen, diese Blanko R-Zettel entsprechend zu stempeln oder händisch zu beschriften. Daher ist dieses Normalität und kein Not R-Zettel. R-Zettel Beschreibung.

Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, Nr. 51, 14.9.1948

Im Amtsblatt wird das Sonderpostamt angekündigt und Anlaß, Veranstalter, Dauer, Aufgabenkreis und Sonderstempel beschrieben

Der Handstempel (23) Osnabrück 1 zu dieser Veranstaltung zeigt eine Friedenstaube mit Zweig im Schnabel, Text Westfälischer Friede 1648-1948

NumeratorDatumZiel des Beleges
3018.10.48München
60(Abb. „plusbrief-individuell“)
10122.10.48Berlin
12223.10.48Alsheim
13324.10.48Osnabrück
13524.10.48Marienberg
13924.10.48Marienberg
20326.10.48Rödernhof
26529.10.48Rödernhof
29530.10.48Osnabrück
30431.10.48Leipzig
305?Osnabrück

Die Verwendungen vom 26. und 31.10.48 lassen die Frage aufkommen, wie diese Belege nach Schließung des Sonderpostamtes zu Stande gekommen sind. Hat hier das Postamt Osnabrück 1 für das ZwPA – Zweigpostamt Domhof aus „Kulanz“ weitergearbeitet? Oder waren die Daten im Amtsblatt überholt?

Vermutlich sind über 300 Einschreiben bei diesem Sonderpostamt aufgegeben worden. Bitte helfen Sie mit, diese Aussage zu bestätigen und die Aufstellung zu ergänzen. Gern nehme ich Ihren Scan entgegen und baue ihn in die Übersicht mit ein. (Kontaktformular)

Letzte Aktualisierung: 2. Juni 2023

Quellen:

  • Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, Nr. 51, Frankfurt 14.9.1948
  • Ausstellungskatalog Landesverband Postwertzeichen Ausstellung 10.-14.5.1978
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.

Reichserntedankfest Bückeberg

Reichserntedankfest Bückeberg

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel Abbildungen aus dem Dritten Reich enthält.

Und bitte beachten Sie §86 und §86a Strafgesetzbuch. Sie versichern die Abbildungen aus der Zeit des III. Reiches nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken zu lesen oder weiter zu verarbeiten.

Bitte respektieren Sie diese Aufforderung!

Das Reichserntedankfest auf dem etwa fünf Kilometer südlich von Hameln gelegenen Bückeberg, umgangssprachlich auch Bückebergfest genannt, fand in den Jahren 1933 bis 1937 jeweils am ersten Sonntag nach dem Michaelistag statt. Neben dem Reichsparteitag in Nürnberg und der Feier zum 1. Mai in Berlin war es die größte Massenveranstaltung der NSDAP.
Als Festplatz diente eine künstlich abgeflachte Wiese am Nordhang des Berges von etwa 600 Metern mal 300 Metern oder etwa 25 Fußballfelder groß. An den Reichserntedankfesten nahmen zuletzt über eine Million Menschen aus dem ganzen Deutschen Reich, anfangs vorwiegend aus der Bauernschaft teil.

Die Veranstaltungen waren am Anfang tatsächlich auf die Bauernschaft ausgerichtet und wandelten sich schnell zu militärischen Zielen. Luftwaffe und Heer waren nicht nur vertreten, sondernd tatsächlich im Einsatz um ein Übungsdorf spektakulär zu „beseitigen“.

Rasenfläche am Bückeberg mit Menschenmassen, nicht datierte Klappkarte

Die Veranstaltungen stellten hohe Anforderungen an die Logistik in allen Bereichen. Die Organisation band viele Menschen mit ein, um die Wiese herzurichten. Befestigung, Aufbauten, Stromversorgung für Parteireden, Verlegung von Fernsprechkabel, ausufernder Fahnenschmuck, An- und Abreise der Ehrengäste, Parteigrößen und des Volkes, Sonderzüge, Postbusse, Übernachtungen, Essen, Trinken und vieles mehr.

Und auch die Deutsche Reichspost war vertreten und wurde für die Staatspropaganda genutzt. Nicht nur durch fahrbare Postämter, sondern auch durch Postbeamte, die mit Bauchladen ausgestattet Postkarten und Briefmarken verkauften.

Fahrbares Postamt auf dem Erntedankfest 1937

Das obige Foto und der folgende Text sind mit freundlicher Zustimmung der Autoren Heinrich Munk und Karl-Peter Klein dem Buch „Die Post im Landkreis Hameln-Pyrmont“ entnommen worden:

„Das fahrbare Postamt ist in einem großen Dieselkraftwagen untergebracht; an der linken Längsseite sind drei Schalter mit allem Zubehör eingebaut. Die linke Seitenwand wird in ihrem oberen Teile heruntergeklappt; in einem an diese Seite des Wagens sich anschließenden 20 Quadratmeter großem Zelt kann man auf zwei Stufen an die freigelegten Schalter herantreten. Das Zelt hat einen den Schaltern gegenüberliegenden bequemen Eingang. Auf der rechten Seite befinden sich im Zelt Schreibtische und Stühle, ihnen gegenüber stehen sechs zerlegbare Fernsprechzellen für den Orts- und Fernverkehr. An der Rückseite des Wagens sind noch zwei Wertzeichengeber angebracht. Briefeinwürfe befinden sich an beiden Wagenseiten.“

Die folgenden Daten geben die Einsatztage der jeweiligen Sonderpostämter mit den Fahrbaren Postämtern wieder. Die Veranstaltung selbst dauerte nur jeweils Stunden an einem Tag.

30. September bis 2. Oktober 1933:

Teilnehmer an der Massenveranstaltung 1933 ca. 500.000 Personen

28. September bis 3. Oktober 1934:

R-Brief mit senkrechtem und waagerechten Maschinenstempel Bückeberg bei Hameln, 30.9.34, nach Braunschweig, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe b, R-Zettel mit zusätzlichem Stempel Bückeberg

R-Zettel von obigem Beleg

Reichs-Ernte-Dank-Tag, 30.9.34, Postkartenausschnitt mit Werbestempel, Motiv eine Kornblume auf zwei Getreideähren und mit zwei Symbolen

Am 1.10.34 machte die Rheinisch Westfälische Zeitung (Dortmund, Essen, Duisburg) mit der Schlagzeile „Siebenhunderttausend auf dem Bückeberg“ auf und veröffentlichte auf Seite 1 auch die Reden…

5. bis 6. Oktober 1935:

R-Brief mit Maschinenstempel Erntedanktag Bückeberg bei Hameln, 6.10.35, nach Hameln, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe a, mit Zusammendruck Volkstrachten

Festpostkarte der Deutschen Reichspost zur Kundgebung auf dem Bückeberg bei Hameln und zur Eröffnung des Museums für Deutsche Volkskunde in Berlin Schloss Bellevue am Erntedanktag 1935, ungebraucht, eingedruckte Briefmarke (Michel Nr. 591)

3. bis 4. Oktober 1936:

Maschinenstempel Bückeberg b. Hameln, 4.10.36, vier stilisierte Getreideähren rahmenförmig um den Text, der Ortsstempel um 90 Grad nach links gedreht, zwischen sieben Linien, deren Längen sich der Rundung des Ortsstempel angleicht

2. bis 3. Oktober 1937:

R-Karte mit Maschinenstempel Bückeberg bei Hameln, 3.10.37, nach München, mit R-Zettel Hameln 1, Unterscheidungsbuchstabe c, mit Zusammendruck Hindenburg, zusätzlich Werbestempel Bückeberg b. Hameln Erntedanktag, Stempel München mit Zusatz Hauptstadt der Bewegung und Symbol und Bahnpoststempel München 2 BZ 5.10.37

Teilnehmer an der Massenveranstaltung 1937 über 1.000.000 Personen

Die Veranstaltung 1938 wurde kurzfristig abgesagt, weil die Wehrmacht die Sonderzüge für Truppentransporte benötigte. Einen Tag vor dem geplanten Fest marschierten deutsche Soldaten in die tschechischen Grenzgebiete ein.

Die Planungen der Deutschen Reichspost für Personal und Fahrbare Postämter liefen, wie im Amtsblatt des Reichspostministeriums zehn Tage vor der geplanten Eröffnung der Sonderpostämter bekannt gegeben wurde:

Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 105 vom 20. September 1938

Bekanntgabe der geplanten Aktivitäten im Amtsblatt

  • I. 4 Postämter auf dem Bückeberg
  • II. 2 Postämter in Hameln
  • III. 2 Postämter in der Zeltstadt Tündern
  • IV. 1 Postamt in der Zeltstadt Afferde
  • V. 1 fahrbares Telegraphenamt mit Springschreibern, einer Sonderbildtelegraphenstelle und einer öffentlichen Fernschreibstelle auf dem Bückeberg
  • a) Anlaß Erntedanktag
  • b) Veranstalter – kein Eintrag!
  • c) 1. und 2. Oktober 1938
  • d) Abgabe von Postwertzeichen; Annahme von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen, von Telegrammen und Bildtelegrammen; Vermittlung von Ferngesprächen; Gefälligkeitsstempelungen
  • e) Inschrift der Sonderstempel und etwaiger zeichnerische Darstellungen – „Bückeberg bei Hameln Erntedanktag“, Schriftliche Anträge auf Gefälligkeitsstempelungen sind an das Postamt Hameln zu richten.

Weitere Informationen:

Fahrbares Postamt

Fahrbares Postamt

Am 4. Oktober 1935 gab die Deutsche Reichspost im Rahmen der Serie Deutsche Nothilfe zehn Briefmarken mit Zuschlag mit den Motiven Volkstrachten heraus. Am darauffolgenden Tag begann das dritte Reichserntedankfest (Michel Nr. 588 bis 597):

Auf der Marke (Michel Nr. 591) zu 6 Pfennig plus 4 Pfennig Zuschlag ist eine Frau in Tracht aus Schaumburg-Lippe aus Lindhorst nach 1807 und einem Niedersachsenhof im Hintergrund abgebildet.

Die Fundamente der damaligen Ehrentribüne sind von der Gemeinde Emmerthal bewaldet worden, um die Tribünenreste verschwinden zu lassen.

Veranstaltungsgelände, Blick von unten

Veranstaltungsgelände, Blick von oben

Das Gelände steht seit 2011 unter Denkmalschutz, um eine Bebauung zu verhindern.

Die langjährigen kontroversen Diskussionen zwischen Politik und Bevölkerung, ob ein Dokumentations am Ort der Reichserntedankfeste errichtet werden soll, sind mit der Einrichtung eines Dokumentations- und Lernortes vorläufig beendet worden.

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Abbildung: Auszug aus einem Prospekt vom Dokumentations- und Lernort Bückeberg Reichserntedankfest 1933-1937

Literatur:

  • Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933-1937, Bernhard Gelderblom, CW Niemeyer Buchverlage, Hameln, 2008
  • www.gelderblom-hameln.de
  • Dokumentation Bückeberg www.dokumentation-bückeberg.de
  • Die Post im Landkreis Hameln-Pyrmont, Heinrich Munk und Karl-Peter Klein,
    CW Niemeyer Buchverlage, Hameln, 2012
  • Hannoversche Allgemeine Zeitung, 10. Februar 2018 (Das braune Bergfest), 14. März 2018 (Der Bückeberg wird Gedenkort) und 5. Juli 2018 (Denkwürdiger Abstecher)
  • Die Zeit, Nr. 5/2018, 25.1.2018 (Hier machten alle mit)
  • Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde e.V., Band 158, Paul-Jürgen Hueske, Fahrbare Postämter in Deutschland 1934-1944
  • Die Sonderpostämter der Deutschen Reichspost 1933-1945, Wolfgang Reck und Dr. F.W. Schembra, Heft 22 der Arge R- und V-Zettel e.V.
  • Katalog der deutschen Sonderstempel, Julius Bochmann, Volk und Reich Verlag, Berlin, Juni 1938
  • Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 105 vom 20. September 1938
  • aktuelle Fotos vom Autor, August 2018
  • Faltplan, Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbH, E-Mail: kontakt@bueckeberg-ggmbh.de, Hameln, Stand 3/2022

NEZ – Nummernzettel für Einschreibsendungen

NEZ – Nummernzettel für Einschreibsendungen

Auf der Suche nach besonderen Einschreibezetteln käme vermutlich kein  Sammler auf die Idee, diese mit dem Namen NEZ zu suchen. Bekannter ist der „hochdeutsche“ Begriff der Sonder-R-Zettel.

Was bedeutet NEZ?

Das Bundespostministerium für das Post- und Fernmeldewesen in Bonn, verfügte am 29.12.1969 (PB 1-1254-5) ein besonderes Angebot für Antragssteller eines Sonderpostamtes.

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Der erste Sonder-R-Zettel (NEZ) wurde im Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen am 17.3.1970 angekündigt.

Zu dem Sonderpostamt konnten passende R-Zettel bestellt werden, die inhaltlich auf die betreffende Veranstaltung hinweisen. Das Ministerium benannte diese R-Zettel mit dem sperrigen Namen „Einschreibnummernzettel mit die Veranstaltung kennzeichnendem Zusatz – NEZ.“

Am 8.1.1971 wurde diese Bezeichnung konkretisiert und in „Nummernzettel für eingeschriebene Sendungen mit eingedruckten, die Veranstaltung kennzeichnendem Zusatz“ geändert.

Die Verwendung derartiger NEZ wurde bei der Bekanntgabe des Sonderpostamtes im Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen mit dem Vermerk NEZ angekündigt, hier beispielhaft für NEZ Burgdorf:

Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, Nr. 46/1972 vom 28.3.1972

Im obigen Amtsblatt wurden sowohl das Sonderpostamt in Burgdorf, wie auch der Einsatz von NEZ angekündigt.

Im Katalog der Sonder-R-Zettel Bundesrepublik Deutschland (Forschungsgemeinschaft Sonderpostämter) wird dieses Sammelgebiet von den Autoren ausführlich behandelt. Nach deren Recherchen gab es in den 39 Monaten zwischen 1970 und 1973, in der (alten) Bundesrepublik 328 verschiedene NEZ. In Niedersachsen gab es in diesem Zeitraum 23 verschiedene NEZ.

Die Auflagenhöhe der NEZ schwankt je nach Veranstaltung. Es sind Sonderpostämter mit kleinen zweistelligen Auflagenhöhen bekannt. Dagegen haben Sonderpostämter anlässlich der Olympischen Spiele in München NEZ in fünfstelligen Auflagenhöhen verwendet. Einige der NEZ sind mit Unterscheidungsbuchstaben (UB) erschienen.

Und jetzt wird es bunt! Bei Sonderpostämtern wurde gern mit mehreren Sondermarken frankiert. Sehen Sie selbst.

Die Sortierung erfolgt nach Postleitzahl aufsteigend:

214 Bremervörde, Vörposta ´72, 28.-29.10.72, 476 Exemplare, Bremervörde bekam später die Postleitzahl 2740.

2165 Harsefeld, 1000 Jahre, 30.-31.5.71, 650 Exemplare

2178 Otterndorf, 2. Briefmarkenausstellg., 24.-25.10.70, 556 Exemplare

2178 Otterndorf, Niederelbe, 3. Briefm. Ausst. 30 J. VdB, 27.-28.1.73, 999 Exemplare

2848 Vechta, „25 Jahre VBV“, 4.-5.9.71, 538 Exemplare

287 Delmenhorst 1, deutsch-dänische partnerschaftsausstellung, 7.-8.10.72, 467 Exemplare

Im Ausstellungskatalog zu der deutsch-dänischen partnerschaftsausstellung wird ein Muster-NEZ abgebildet.

2878 Wildeshausen, PHILA + ENJ 1970, 3.-11.10.70, 675 Exemplare

297 Emden 1, De-Ni-BriA 1970, 3.-4.10.70, 474 Exemplare

3 Hannover 1, HABRIA 71 Jubiläumsausstellung, UB c, 29.-31.10.71, 980 Exemplare

 

3012 Langenhagen, Kr Hannover 1 SPA Tag der Briefmarke, 25.10.70, Blanko R-Zettel mit schwarzem oder violettem Gummistempel, 999 Exemplare. Nach der ab 8. Januar 1971 geltenden Regelung wäre dieser NEZ nicht mehr genehmigt worden.

305 Wunstorf, Jub.-Bfm-Ausst. 1100 Jahre Stadt, 18.-19.9.71, 505 Exemplare

3054 Rodenberg, Deister 1. Bfm.-Ausstellung 1971, 27.-28.11.71, 538 Exemplare

309 Verden, Aller 1 Equiphila 9.-11.6.1972, 9.-11.6.72, 742 Exemplare, Verden bekam später die Postleitzahl 2810.

31 Celle, 1 Cephila 72, 19.11.72, 440 Exemplare

3167 Burgdorf, 10 Jahre BCB, 15.-16.4.72, 514 Exemplare. Der Beleg zeigt den Numerator 514. Vermutlich ist dieses der letzte abgefertigte Brief.

318 Wolfsburg 1, II ONIBRA, 27.-28.3.71, 422 Exemplare

3353 Bad Gandersheim, Ganbria 72, 29.4.-1.5.72, 652 Exemplare

336 Osterrode am Harz 1, OBRIA 72, 28.10.72, 383 Exemplare

336 Osterrode am Harz 1, Tag der Briefmarke 1972, 28.10.72, 419 Exemplare

34 Göttingen 1, v Schiffspost/71 100 Jahre Hamburg Süd, 6.-7.11.71, 719 Exemplare

341 Northeim, NOBRIA ´71, 15.-16.5.71, 479 Exemplare

496 Stadthagen, 3. Schaumb Wirtschaftsschau, 19.-28.5.72, 360 Exemplare, Stadthagen bekam später die Postleitzahl 3060.

4961 Achum, 1. Hubschrauberweltmeisterschaften, 16.-19.9.71, 768 Exemplare, Achum verwandelte sich nach der Eingemeindung zu 3062 Bückeburg 6.

Vom 6. bis 7.3.71 trafen sich in der Stadthalle Opladen Sammler zu einem besonderen Treffen mit eigenem Sonderstempel.

Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen wurde Anfang 1973 der Einsatz der NEZ durch die Post beendet.

Vor und nach dieser NEZ-Phase gab es weitere R-Zettel oder R-Stempel, die teilweise handschriftlich oder mit einem Zusatzstempel ergänzt worden sind.

Quelle:

Katalog der Sonder-R-Zettel Bundesrepublik Deutschland, Forschungsgemeinschaft Sonderpostämter e.V. im BDPh e.V., Werner Asbach, Herbert Schumacher und Otto Weyrich, Schriftenreihe Heft 2

Katalog Obia`71, Briefmarkenfreunde Opladen e.V.

Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen Nr.46 vom 28. März 1972

Hans-Wolfgang Reiner, Berlin (Forschungsgemeinschaft Sonderpostämter) aus Katalog zur Berlin `72, 5. Nationale Briefmarkenausstellung der Jugend, 26.-29.10.72

 

Hannover Messe Transit Camp Bothfeld

Messe Transit Camp Bothfeld

Dieser Beitrag baut auf einen sehr ausführlichen Artikel von Herrn Dittmar Wilden im Rundbrief 24/2006 der Arbeitsgemeinschaft Alliierter Kontrollrat auf.

Im Amtsblatt, der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nummer 25 vom 14. Mai 1948 werden unter Nr. 1053/1948 drei Sonderpostämter angekündigt:

Neben einem Sonderpostamt in Bad Sachsa, das in diesem Beitrag keine Verwendung findet, werden zwei Sonderpostämter in Hannover angekündigt. Die Deutsche Messe- und Ausstellungs A.G. beantragt ein Sonderpostamt als Zweigpostamt des Postamtes Hannover 1 auf dem Ausstellungsgelände in Laatzen. Vom 15. Mai 1948 bis zum 16. Juni 1948 kommt hier ein Sonderstempel „(20a) Hannoversche Export-Messe 22.5. bis 6.6.1948 und bildliche Darstellung eines Merkurkopfes“ zum Einsatz.

Die Hannover Messe startete nach dem Zweiten Weltkrieg wenig glamourös. Zum zweiten Mal eröffnete die Export-Messe nach 1947 ihre Tore. Nachdem im ersten Jahr überwiegend deutsche Besucher zu den Gästen gehörten, sollte 1948 auch internationales Publikum zur Messe kommen. Im Gegensatz zu heute mangelte es an Übernachtungskapazitäten. Daher wurde für ca. 1000 Gäste in Kasernen auf dem ehemaligen Wehrmachts-Gelände im Hannoverschen Stadtteil Bothfeld Quartier geschaffen.

Ein paar Kilometer von dem Ausstellungsgelände in Laatzen entfernt wird ein weiteres Sonderpostamt auf diesem Kasernengelände eingerichtet:

Hannover, Transit Camp Bothfeld; Zweigpostamt Postamt Hannover 1

Anlass: Export-Messe Hannover 1948

Veranstalter:  Control Commission for Germany, Local Administration Unit Transit Camp Dillblock (Erklärung: Die Control Commission for Germany war die Militärregierung der britischen Besatzungszone im besetzten Deutschland von 1945 bis 1949.)

Dauer: 20. Mai bis 9. Juni 1948

Aufgabenkreis: Wahrnehmung aller Postdienstzweige, jedoch keine Zustellung; Annahme von Telegrammen; Vermittlung von Ferngesprächen; Gefälligkeitsstempelungen

Inschrift des Sonderstempels und bildliche Darstellung:  (20a) Hannoversche Export-Messe 22.5.-6.6.1948 und bildliche Darstellung eines Merkurkopfes.

bothfeld

Brief vom 31.5.48 vom Sonderpostamt Messe Transit Camp Bothfeld nach Westerfeld, R-Zettel 20 a Hannover 1 überstempelt, Unterscheidungsbuchstabe „f“, Numerator 159.

both

R-Zettel 20 a Hannover 1 überstempelt mit Messe Transit Camp Bothfeld, Unterscheidungsbuchstabe f, Numerator 169.

Die R-Zettel der ersten Ausgabe für die britische Besatzungszone wurden in Bögen zu 20 Stück hergestellt. Hierbei kamen zwei verschiedene gleichgroße Lettern für das R zum Einsatz, die im Overmann Katalog als Typen 7221 und 7222 erfasst wurden.

Der Unterschied ist der rechte Fuß des Buchstaben R, Typ 7223 linke Abbildung, Typ 7224, rechts, mit geschwungenem Fuß.

Durch Kenntnis der Herstellung ist klar, dass beide R-Zettel Typen zum Einsatz gekommen sind.

NumeratorTypDatum
nicht lesbar?24.5.48
031722324.5.48
035722324.5.48
050722425.5.48
053722325.5.48
071722326.5.48
072722326.5.48
073722326.5.48
091722327.5.48
1067223285.48
129722330.5.48
159722331.5.48
169722331.5.48
171722331.5.48
180722431.5.48
197722331.5.48
28572233.6.48
31172235.6.48
32672236.6.48

Bisher sind 19 Belege durch Original, Auktionslose, Ausstellungen oder Kopien dem Autor bekannt. Sie sind herzlich eingeladen weitere Belege vorzulegen.

Das Postamt Messe-Transit Camp Bothfeld wurde bereits zwei Tage früher als angekündigt am 7.6.48 aufgelöst:

Telegramm Deutsche Post, Auflösung des Messe Postamt Transit-Camp Bothfeld. Aus Ausstellungskatalog Habria ´86, 100 Jahre Briefmarken-Club Hannover.

Dieser Artikel vernachlässigt alle Besonderheiten der damaligen Zeit, u.a. die Briefmarkenemission anlässlich der Messe am 22.5.48 und die Währungsreform am 21. Juni 48. Er beschränkt sich auf die R-Zettel des Sonderpostamtes in Bothfeld.

Nach Berechnungen von Herrn Dittmar Wilden kann es 380 Einschreiben von diesem Sonderpostamt gegeben haben.

Stand: 18.7.2017

Ergänzungen:

  • Transit Camp = Durchgangslager
  • Camp = Lager oder Massenquartier, militärisch = das Heerlager

Literatur:

  • Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nummer 25 vom 14. Mai 1948, Seiten 69 und 71, Ausgabe A
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Habria ´86, 100 Jahre Briefmarken-Club Hannover, Katalog S. 163
  • Hanphila 87, Briefmarkenausstellung zum 40jährigen Bestehen der Hannover-Messe, 1. bis 8. April 1987, Katalog
  • Dietmar Wilden, Mühlingen in Arbeitsgemeinschaft Alliierter Kontrollrat 1946/48 e.V., Rundbrief 24/ 2006, Seiten 1549-1556
  • und freundlicher Unterstützung von Herrn Ehlen, Herrn Kruse, Herrn Dr. Noll, Herrn Rolke und Herrn Schlechowitz