Amt Delmenhorst

Der Zusatz „Amt“ vor der Ortsbezeichnung macht neugierig.

Das Amt Delmenhorst war ab 1814 ein Verwaltungsbezirk des Großherzogtums Oldenburg und des späteren Freistaats Oldenburg.

Die Bezeichnung Amt war gleichzusetzen mit der eines Landkreises.

Das Amt Delmenhorst wurde 1814 gegründet und ging 1932 weitestgehend im Amt Oldenburg, dem späteren Landkreis Oldenburg auf.

Zum Amt Delmenhorst gehörten, teils temporär:

  • Altenesch
  • Delmenhorst (ab 1855 zur Stadt Delmenhorst)
  • Ganderkesee (ab 1858)
  • Hasbergen (ab 1858)
  • Hude (ab 1858)
  • Schönemoor
  • Stuhr

R-Brief Ganderkesee (Amt Delmenhorst), Poststempel vom 1. Dezember 1941, an das Arbeitsamt in Bremen

R-Zettel Ganderkesee (Amt Delmenhorst), vom obigen Beleg

R-Brief Ganderkesee, Poststempel 19. März 1920 nach Vechta. Dieser R-Zettel mit dem Zusatz Amt Delmenhorst ist ganzseitig gezähnt und weist einen Setzfehler auf: Gandersee statt Ganderkesee.

R-Zettel vom obigen Beleg

R-Brief Grüppenbühren (Amt Delmenhorst) nach Lübeck, Poststempel vom 28. Oktober 1935

R-Zettel Grüppenbühren (Amt Delmenhorst), vom obigen Beleg

Grüppenbühren ist ein Ortsteil von Ganderkesee.

Die R-Zettel wurden auch nach dem Übergang zum Landkreis Oldenburg 1933 weiterverwendet bzw. aufgebraucht.

Delmenhorst und das frühere Amt liegen in direkter Nachbarschaft westlich von Bremen.

Frage:

Kennen Sie weitere R-Zettel mit dem Zusatz Amt Delmenhorst? Über einen Scan würde ich mich sehr freuen!

Friedrich-August-Hütte, Nordenham

Ein Beleg aus dem Jahr 1941 gibt Gelegenheit sich mit Friedrich-August-Hütte zu beschäftigen. Friedrich-August-Hütte ist ein Stadtteil von Nordenham im Landkreis Wesermarsch.

Einschreibbrief mit Poststempel Friedrich-August-Hütte (OLDB) vom 23. November 1941, Auslands R-Brief nach Liege, Belgien. Beleg mit OKW-Zensur und Lager Zensur Stempel „geprüft“. (OKW= Oberkommando der Wehrmacht)

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist FAH-2_002797.jpg

R-Zettel vom obigen Beleg mit Kürzel (Oldb)

Die Abkürzung „Oldb“ steht für den Freistaat Oldenburg und nicht für die Stadt Oldenburg.

Der Stadtteil ist benannt nach Großherzog Friedrich August von Oldenburg und einer gleichnamigen Zink- und Bleihütte.

Ein Kartenausschnitt von 1910 beschreibt die Lage von Friedrich-August-Hütte direkt an der Weser. Rechter Nachbar der Hütte ist die Superphosphatfabrik. Rechts daneben die Frerische Werft

(Zum besseren Leseverständnis: die aufgeführten Orte Atens, Blexen, Einswarden und Friedrich-August-Hütte gehören heute zu den 35 Ortsteilen von Nordenham.)

Am 1. Mai 1908 wurde Nordenham im Großherzogtum Oldenburg zur Stadt II. Klasse erhoben.

Im Juli 1908 nahm der erste Zinkofen den Betrieb auf, am 8. September 1908 gestattete es der Großherzog, den Betrieb nach ihm Friedrich-August-Hütte zu nennen. Am 12. März 1912 genehmigte die großherzogliche Regierung den Bau einer Bleihütte, am 20. Dezember 1914 wurde auch die Verarbeitung von Bleierzen genehmigt.

Die Zink- und Bleihütte wechselte mehrmals den Besitzer.

1933 wurde der Ort zusammen mit der Gemeinde Blexen in die Stadt Nordenham eingemeindet. Nordenham liegt an der Weser, schräg gegenüber von Bremerhaven, fast an der Mündung der Weser.

Während des zweiten Weltkrieges waren ca. tausend Menschen in Nordenham als Zwangsarbeiter eingesetzt.

In Nordenham sind sechs Zwangsarbeiterlager bekannt: Die Weserflug (Flugzeughersteller) unterhielt Lager in Blexen (an der Papenkuhle) in Friedrich-August-Hütte und an der Adolf-Vinnen-Straße. Die Lager Midgard, Adena und Seekabelwerk standen ebenfalls in Nordenham. Weitere Standorte sind das Lager Haverkiel in Blexersande, in Friedrich-August-Hütte die Sammelunterkunft „Ledigenwohnheim“ und die Gemeinschaftsunterkünfte „Volkers II“, außerdem die „Strandhalle“ in Großensiel.

Beispielhafte Abbildung eines Barackenlagers in Nordenham, das Lager Haverkiel, ca. 1941. Auf dem Schild steht „Blindgänger Lebensgefahr“

Im Lager Haverkiel waren Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich, Niederlande und Polen untergebracht. Diese Zwangsarbeiter arbeiteten bei der „Weserflug“. Nach Kriegsende waren erst kanadische, später amerikanische Besatzungssoldaten einquartiert. Abriss der Baracken etwa 1960.

Die Rückseite des obigen Beleges:

Rückseite vom obigen Beleg mit Absenderangabe im Lager: Pietra Joseph, …..Lager, Herdejürgen Harmsen, Friedrich August Hütte, i Old, Nord Deutschland

Leider kann ich den Namen des Lagers in der Absenderangabe nicht entziffern. Können Sie bitte helfen?

Weitere Informationen über Herrn Joseph Pietra liefert das Archiv des Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen: Herr Pietra wurde am 24. Mai 1883 geboren und wird als belgischer Staatsangehöriger geführt. Aufenthalt im Wohnlager Herdejürgen & Harmsen von 16. September 1940 bis 16. Januar 1942.

(Anmerkung: in dem Archiv des Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen wird auch ein Herr Josef Pietra (Josef nicht Joseph) als ein italienischer Staatsbürger aus Cremona mit gleichem Geburtsdatum geführt. Die Antwort des Archivs im Februar 2022 konnte den Sachverhalt nicht weiter aufklären.)

Von der Bauunternehmung Herdejürgen & Harmsen, Nordenham wurde mir freundlicherweise aus den firmeneigenen Unterlagen eine Personalkarte von Herrn Josf (vermutlich Tippfehler: Josef) Pietra zur Verfügung gestellt.

Er hat von 1940 bis 1942 als Zimmermann auf einer Baustelle in Wesermünde (heute Bremerhaven) gearbeitet. Vermutlich hat Herr Pietra im Wohnlager Haverkiel in Friedrich August Hütte gelebt.

Personalkarte von Herrn Josef Pietra, zur Verfügung gestellt von der Bauunternehmung Herdejürgen & Harmsen, Nordenham

Zum Thema Post:

Poststellen-II-Stempel von „Friedrich-August-Hütte (Nordenham)“ von 1910 und „Friedrich-August Hütte über Hude-Blexen“ von 1934 sind belegt.

R-Briefe aus Friedrich-August-Hütte aus den Jahren 1945 und 1947 mit dreizeiliger Ortsangabe sind bekannt:

Schwarz weiß Abbildung eines R-Zettels mit dreizeiligem Text Friedrich-August-Hütte (Oldb), 30. Oktober 1947, Aufbrauch der Reichausgabe

Die obige Abbildung ist mit freundlicher Genehmigung dem Rundbrief 45, April 2008 der Arbeitsgemeinschaft Oldenburg und Oldenburger Land entnommen.

In der Literatur und in Postverzeichnissen gibt es leider wenig Material über Friedrich-August-Hütte.

Dem Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Eisenbahn- und Dampfschiffstationen im Deutschen Reich ist 1938 folgender Eintrag zu entnehmen:

Eintrag Friedrich-August-Hütte über Hude-Blexen. Das Dreieck vor der Ortsbezeichnung bezeichnet eine Poststelle

Im selbigen Verzeichnis 1940 wird Friedrich-August-Hütte als Poststelle 1 geführt. 1941 bis 1943 ist hier ein „ZdA“ gelistet, ein Zweigpostamt des Amtes Nordenham.

Um die Thematik Lager und Zwangsarbeiter besser einordnen zu können, ein Exkurs zur Industriegeschichte, soweit Friedrich-August-Hütte Erwähnung findet.

In den „Postgeschichtlichen Blättern Weser-Ems“ gibt der dortige Autor einen Einblick in die Situation, aus dem Blickwinkel des Jahres 1958:

„Die Weiterführung der Eisenbahnlinie Hude-Nordenham bis Blexen im Jahre 1904 zog weitere Industriegründungen nach sich. Die neuen Werke lagen zwar auf Blexer Gebiet, trugen aber infolge ihrer Nähe wesentlich zum Aufblühen Nordenhams bei. Gedacht ist dabei besonders an die 1905 errichte „Schiffswerft Frerichs AG“ in Einswarden und an die 1906 gegründete „Metallwerke Unterweser AG“ in Friedrich-August-Hütte, die überseeische Blei- und Zinkerze verhütten und das Rohmetall an die Industrie verkaufen. Zu erwähnen ist ferner die „Superphosphat AG“, die 1907 in Friedrich-August-Hütte ins Leben gerufen worden ist und die Herstellung und Bearbeitung von Düngemitteln und anderen Chemikalien betreibt mit Hilfe der in den benachbarten „Metallwerken“ anfallenden Schwefelsäure. Nicht zu Unrecht sprach man damals von Nordenham und seiner Umgebung als der „Zukunftsecke des Oldenburger Landes“.“

„In den Jahren nach 1933 wirkten sich Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Rüstungsaufträge der Reichsregierung bis in unser Gebiet aus. Die „Weser“-Flugzeugbau GmbH errichte Zweigbetriebe in Einswarden in den brachliegenden Hallen der stillgelegten Frerichswerft und in Friedrich-August-Hütte auf dem Gelände der früheren Oldenburger Werft, auf dem 1936 bis 1938 ein Segelfliegerhorst untergebracht war.“

„Dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Vollbeschäftigung infolge der gewaltigen Rüstung in den Kriegsjahren, folgte der Zusammenbruch nach dem zweiten Weltkrieg. Zwar waren Nordenhams Industrie- und Hafenanlagen vom Krieg verschont geblieben und nur wenige Häuser zerstört worden, doch die Schlote rauchten nicht mehr, die deutsche Handelsflotte war versenkt oder abgeliefert, der Schiffsverkehr lag darnieder, die Demontage der Werke drohte. Die gesamte Wesermarsch wurde zum Notstandsgebiet erklärt, und erst lange nach der Währungsreform von 1948 erholte sich Nordenhams Wirtschaft allmählich. … In leerstehende Hallen der „Weser“-Flugzeugbau GmbH in Friedrich-August-Hütte stellt seit 1949 das Werk Nordenham der „Felten & Guillaume Carlswerk AG“ Köln-Mülheim Kabelarmaturen, Schaltgeräte und Elektrokarren her. … Neben den ausgedehnten Tanklagern der Firmen „ESSO“ in Nordenham und „Shell“ in Blexen entstand ein drittes in Friedrich-August-Hütte, dass der „Mobiloel AG“ gehört, bei dem die größten Tanker löschen können.“

Nordenham gehörte im Jahre 1945, wie Bremen, Brake und Bremerhaven, zum amerikanischen Besatzungsgebiet, das mitten in der britischen Zone lag. Ab 1946 stand Nordenham unter britischer Militärverwaltung.

Der Ausschnitt aus einer topografischen Karte zeigt die Lage von Friedrich August Hütte als einem nördlichen Stadtteil von Nordenham, an der Weser, schräg gegenüber von Bremerhaven

Das ehemalige Postamt (Poststelle I) in der Hüttenstr. 6, Aufnahme ca. 1978

Mit den allgemeinen Veränderungen bei der Post wurde aus dem Stadtteil Friedrich-August-Hütte 2890 Nordenham 16:

Zwei verschiedene R-Zettel (Schriftart) vom Postamt 2890 Nordenham 16

…und ab 1. Juli 1993 26954 Nordenham 16:

R-Zettel mit fünfstelliger Postleitzahl 26954 Nordenham 16

Das Postangebot in Friedrich-August-Hütte wird aktuell über „Partnerfilialen“ organisiert: seit dem 1. April 2017 in der Firma Fitness Bodywork, Martin-Pauls-Str. 160. Davor im Kiosk FAH, Hoher Weg 21.

Der Name des Stadtteils (Hütte) findet sich auch heute an dem Standort in einer Firmenbezeichnung wieder:

Hinweisschild zur Nordenhamer Zinkhütte GmbH

Das Haupttor zum Firmengelände

Die Nordenhamer Zinkhütte GmbH, Glencore Company

Nachsatz:

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Postgeschichte und nicht mit der Frage der Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges. Zu diesem Thema gibt es wissenschaftliche Literatur, auf die ich Sie verweise.

Quellen:

  • Ortsverzeichnis I, Verzeichnis der Postanstalten, Eisenbahn- und Dampfschiffstationen im Deutschen Reich, Ausgabe 1936 bis Ausgabe 1943
  • Postgeschichtliche Blätter Weser-Ems, 1958, Die Post in Nordenham, Heinz Schatte
  • Topografischer Atlas, Niedersachsen und Bremen, 1977, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster
  • Helmut Reins, Nordenham, Foto vom Postamt, 1978
  • Ortsverzeichnis Post (OV Post), Deutsche Bundespost, verschiedene Jahrgänge, u.a. 1980, 1991
  • Chronik, 50 Jahre Siedlergemeinschaft Friedrich-August-Hütte, 1941-1991
  • Kreiszeitung Wesermarsch, 27. Mai 2000, „Zwangsarbeit in der Wesermarsch“
  • Nord-West Zeitung, 18. Juni 2005, Henning Bielefeld, „Ein Dorf schlüsselfertig gebaut“, NWZ-online
  • Rundbrief 45, April 2008 der Arbeitsgemeinschaft Oldenburg und Oldenburger Land e.V.
  • Nord-West Zeitung, 23. April 2008, Henning Bielefeld
  • Holger Frerichs, Varel
  • Dieter Folgmann, Herdejürgen & Harmsen Baugesellschaft mbH & Co KG, Nordenham
  • Archiv Internationaler Suchdienst Bad Arolsen, https://collections.arolsen-archives.org/de/search
  • Fotos vom Autor, September 2018 und Januar 2022

Die „Braune Messe“ in Oldenburg (Oldb.)

Sonderstempel und Sonderpostämter in der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 sind unter dem Einfluss der Nationalsozialisten zu sehen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel Abbildungen und Propaganda aus dem Dritten Reich enthält.

Und bitte beachten Sie §86 und §86a Strafgesetzbuch. Sie versichern die Abbildungen aus der Zeit des III. Reiches nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken zu lesen oder weiter zu verarbeiten.

Was war eine Braune Messe?

Der Nationalsozialistische Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand, der im August 1933 in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation (NS-HAGO) überführt wurde, hatte das offizielle Ziel den Mittelstand zu stärken.

Zu diesem Zweck organisierte die Organisation Boykottaktionen gegen jüdische Warenhäuser und Großunternehmen.

Die Braunen Messen waren propagandistisch vorbereitete Leistungsschauen der regionalen nichtjüdischen Wirtschaft auf Gau-Ebene. Sie dienten nicht nur dem Aufschwung des wirtschaftlichen Handels, sondern auch dem organisierten Kampf gegen jüdische Geschäfte und Händler, die von einer Teilnahme ausgeschlossen waren und die im Rahmen dieser vielerorts stattfindenden Braunen Messen diffamiert wurden, indem behauptet wurde, dass Juden ihre Kunden betrügen würden und wer bei einem Juden kaufe, dem deutschen Händler und damit Deutschland schade.

Wundern Sie sich, warum die Stadt die amtliche Bezeichnung „Oldenburg (Oldb)“ als Abkürzung für „Oldenburg in Oldenburg“ führt? Als ehemalige Hauptstadt des Landes Oldenburg soll so eine Unterscheidung zu Oldenburg in Schleswig-Holstein erfolgen.

In Oldenburg (Oldb) wurde die Braune Messe vom 15. bis 23. September 1934 veranstaltet:

R-Brief vom 20. September 1934, R-Zettel Oldenburg (Oldb.) 2 mit Stempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe. Poststempel mit Zusatz Braune Messe, Brief nach Görlitz mit Luftpost Par Avion

R-Zettel vom obigen Beleg

Das Amtsblatt des Reichpostministeriums gibt bekannt:

Im Amtsblatt des Reichspostministeriums, den Bekanntmachungen der Deutsches Reichspost, Ausgabe 77 vom 31. August 1934 wird u.a. die Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg bekanntgegeben.

Bekanntmachung Nr. 1386/1934. Einrichtung einer Sonderpostanstalt in Oldenburg (Oldb). Aus Anlaß der Braunen Messe 1934 in Oldenburg (Oldb) wird auf dem Messegelände daselbst für die Zeit vom 15. bis 23. September eine PAnst als ZwPA (Zweigpostamt) eingerichtet, die einen Aufgabestempel mit der Inschrift „Oldenburg (Oldb) Braune Messe“ verwendet. Sie befaßt sich mit dem Verkauf von Postwertzeichen, der Annahme von Briefsendungen aller Art, Zahlkarten, Postanweisungen und Telegrammen, der Vermittlung von Gesprächen, der Ausgabe von postlagernden Briefsendungen und Telegrammen, die an die PAnst (Postanstalt) gerichtet sind, und der Auszahlung von Postreiseschecken und postlagernden Postanweisungen.

Welche Aussteller waren auf der Braunen Messe in Oldenburg auf dem Pferdemarkt vertreten?

  • Der Einzelhandel in den Hallen 1, 2 und 3 (Textilwaren, Reichsluftschutzbund, Automobile, Motorräder, Fahrräder, Lebensmittel- und Kolonialwarengeschäfte, Öfen, Bilder, Bücher, Puddings, Haushaltsgegenstände, Nähmaschinen, Büromöbel, Schreibmaschinen, Kaffee, Zigarren, lebende und tote Fische, Edelmost, Alkohol, Teppiche, Gardinen und Juwelierwaren – Anmerkung des Autors: Aufzählung in dieser ReihenfolgeDie Hallen waren Zelte) Zeichnungen von der Höheren Technischen Lehranstalt
  • Der Großhandel in einem besonderen Zelt
  • Deutsche Reichsbahn mit elektrischer Modellbahn, Model des modernen Verschiebebahnhofes in Osterburg (Stadtteil von Oldenburg), Fahrkartendrucker, Fahrzeug zur Beförderung eines vollen Güterwagens

Das fahrbare Anschlußgleis, das auf der anderen Seite des Pferdemarktes steht. Es ist ein technisches Wunder. Am Nachmittag wurde dieses Fahrzeug mit Musik durch Straßen Oldenburgs gefahren und man war erstaunt, wie wendig es sich durch die engen Straßen schlängelte, wie sicher und ruhig es fuhr, ohne jede Erschütterung.“ Zitat und Foto aus dem Jeversches Wochenblatt vom 18. September 1934:

  • Deutsche Reichspost mit Messe-Postamt und einem Stand in Zelt 5, als kleines Postamt im Hause. Mit Frankotyp Maschine, Briefwaagen und dem Telegraphie- und Fernsprechwesen
  • Zelt 6 die N.S. Frauenschaft, N.S. Volkswohlfahrt
  • weiteres Zelt u.a. mit Reichsnährstand, der Bauer als Lebensquell des Volkes, Haushaltsschule Schloß Neuenburg, Landwirtschaftliche Haushaltungsschule Marienhain, Schau der Oldenburger Imkerschule
  • Zelt des Oldenburger Handwerks, u.a. mit einem Stand des Arbeitsamts
  • und viel Propaganda…. für wohl über 50.000 Besucher

Nicht nur in Oldenburg, sondern auch in anderen Städten im Deutschen Reich wurden Messen mit dem Namen „Braune Messe“ veranstaltet.

Einige dieser Veranstaltungen sind durch eine Sonderpostanstalt, einen Sonderstempel, einige nur durch Plakate, Abzeichen oder Vignetten dokumentiert:

  • Aalen (Württemberg), 10. bis 19. August 1934 NS-Verbraucherausstellung Braune Messe – Deutsche Woche
  • Alfeld, 17. bis 25. Juni 1934, Braune Messe – Deutsche Woche, Alfelder Festwoche verbunden mit Bezirkstierschau, Reit- und Fahrturnier
  • Bad Freienwalde, 3. bis 6. Dezember 1933, Braune Messe, organisiert von der Ortsgruppe der NS-HAGO
  • Bamberg, 28. Juli bis 12. August 1934, Oberfränkische Braune Messe und 3. bis 19. August 1935
  • Bremen, 9. bis 24. Juni 1934, Braune Hansa Messe
  • Breslau, 14. bis 22. Oktober 1933, Große Braune Landes-Messe Schlesien und 15. bis 23. September 1934 und 5. bis 13. Oktober 1935, Braune Herbstmesse – Deutsche Woche (Breslau heute Wrocław, Polen)
  • Beuthen OS, Oberschlesien, 9. bis 17. Mai 1936, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin (Beuthen, heute Bytom, Polen)
  • Danzig, 1934, Braune Messe, 2. BMD, „Ich gab Arbeit“, Industrie, Handwerk, Handel, Gewerbe (Danzig, heute Gdańsk, Polen)
  • Dresden, 1933, Braune Messe, im Zeichen der Verbundenheit von Stadt und Land, Ausstellungspalast, unter zahlreicher Beteiligung von Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden sowie der NSDAP
  • Duisburg-Hamborn, 15. bis 23. Oktober 1933, Besucht die 1. Braune Messe am Niederrhein
  • Essen, 15. September bis 7. Oktober 1934, Braune Messe Essen, Deutsche Arbeit im Deutschen Westen
  • Frankfurt, 1933 und 1934, Braune Messe, organisiert von NS-Hago mit entsprechendem Propagandaaufwand, Handwerk und andere mittelständische Branchen
  • Freiburg, 23. Juni bis 4. Juli 1934, 1. Oberbadische Braune Messe
  • Forst (Lausitz), 29. April bis 6. Mai 1934, Braune Landes- und Industrie-Messe – Deutsche Woche, Schützenplatz
  • Geislingen Stg., 1934 Braune Messe – Deutsche Woche (Stg. = Stuttgart)
  • Gera 16. bis 25. September 1934, Ostthüringer Braune Messe
  • Halle (Saale), 18. Mai bis 4. Juni 1935, Mitteldeutsche Braune Messe
  • Hamburg, 8. bis 25. September 1933, (300.000 Besucher) Braune Messe der NS-HAGO auf der Cap Polonio als Messeschiff, Kreuzfahrtschiff – wegen Weltwirtschaftskrise von 1931 bis 1933 nicht in Betrieb

Luxus-Passagierschiff Cap Polonio, 1914-1935

  • Hannover, 23. November bis 3. Dezember 1933, Braune Messe, Stadthalle, mit Ehrenhof des Deutschen Handwerks, Wertvolle Trachtenschau, SA-Konzerte
  • Hof, 19. bis 27. September 1936, Oberfränkische Braune Messe
  • Karlsruhe, 15. September bis 1. Oktober 1934, 2. N.S. Grenzland Werbemesse, Braune Messe – Deutsche Woche
  • Kiel, 27. September bis 8. Oktober 1934, Braune Messe – Deutsche Woche Kiel
  • Köln, 1. bis 10. Juli 1934, Ausstellung Braune Messe – Deutsche Woche, (Sonderpostamt 29. Juni bis 11. Juli 1934), Schwimmende Braune Messe am Rhein (vermutlich Köln)
  • Kolberg, 16. bis 27. Mai 1934?, Besucht die Braune Messe an der Ostsee (Kolberg, heute Kołobrzeg, Polen)
  • Köthen Anh., 8. bis 15. April 1934, Braune Messe
  • Landau Pfalz, 19. bis 28. Oktober 1935, 2. Südpfälzische Braune Herbst-Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Leer Ostfriesland, 24. August bis 1. September 1935, Braune Messe
  • Leipzig, Herbst 1933, Braune Großmesse
  • Limburg an der Lahn, 11. bis 19. Mai 1935, Braune Messe
  • Lörrach, 10. bis 18. Ausgust 1935, 2. Braune Grenzland Messe, wann fand die 1. Messe statt?
  • Luckenwalde, 11. bis 15. Oktober 1934 oder 1935?, Besucht die Braune Werbe-Messe für Luckenwalde
  • Magdeburg, 1. bis 31. Mai 1934, Besucht die Braune Messe Deutsche Woche Revolutionsschau
  • Mannheim, Ausstellung Braune Messe, 8. April bis 13. Mai 1934
  • Meppen, 3. bis 10. Juni 1934, Braune Messe, Emslandmesse
  • Minden, 1934, Braune Messe
  • Neubrandenburg, 1933, Braune Messe – Große mecklenburgische Landesmesse

Sonderstempel Oldenburg (Oldb) Braune Messe vom 21. September 1934

  • Oldenburg, 15. bis 23. September 1934, Ausstellung Braune Messe
  • Osnabrück, 1933 Gebietsaufmarsch Braune Messe (94.000 Besucher) und 21. September bis 3. Oktober 1935 Braune Messe
  • Siegen, 1933, Jahrhundertfeier, Braune Messe, Deutsche Woche, 5. Ausstellung des Kultur- und Gewerbevereins des Kreises Siegen 1833 -1933 und 2. Braune Messe des Siegerlandes, 26. September bis 6. Oktober 1935 in Siegen-Eintracht
  • Stettin, 29. September bis 8. Oktober 1933, Besucht und beschickt die große Braune Messe (Stettin, heute Szczecin, Polen)
  • Straubing, Jahr bisher unbekannt, Volksfest Straubing, Fest der Ostmark, Verbraucherausstellung (das Volksfest wurde zu Propagandazwecken missbraucht, wie wohl alle andere Messeplätze auch)
  • Stuttgart, 1934, II. Braune Messe – Deutsche Woche
  • Torgau, 23. bis 30. Juni 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Waldenburg, 30. März bis 7. April 1934, Braune Messe, „Ich gab Arbeit“ (Waldenburg, heute Wałbrzych, Polen)
  • Weimar, 30. März bis 7. April 1935, Veranstalter Institut für deutsche Wirtschaftspropaganda, Berlin
  • Wilhelmshaven-Rüstringen, 7. is 15. April 1934, Braune Messe – Deutsche Messe
  • Worms am Rhein, 4. bis 12. November 1933, Braune Messe
  • Würzburg, 9. bis 21. Mai 1934, Fränkische Braune Messe

Vermutlich ist diese Aufstellung nicht vollständig. Philatelistische Nachträge sind erwünscht.

Quellen:

  • Deutsche Digitale Bibliothek, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de
  • Landesbibliothek Oldenburg – Jeversches Wochenblatt, 22. 2., 13.7., 11.9., 12.9., 18.9. alle 1934
  • Landesbibliothek Oldenburg, Sammlung Regionalliteratur
  • Die Sonderpostämter der Deutschen Reichspost 1933 – 1945, nach den Amtsblättern des Reichspostministeriums, Band 1. 1933 – 39, Sonderheft Arbeitsgemeinschaft R- und V-Zettel e.V., Wolfgang Reck und Dr. Friedrich W. Schembra, 1995

Informativ:

  • Zeitungen 1934 in Oldenburg: Oldenburger Nachrichten und Oldenburgische Staatszeitung, Gau Weser-Ems

Offene Fragen:

  • Gibt es Fotos vom Stand der Reichspost auf der Messe in Oldenburg?
  • Gibt es einen archivierten Ausstellungführer, Ausstellungskatalog, Ausstellungsflugblatt etc. von der Messe in Oldenburg 1934?