Günther Wagner, Hannover

Pelikan Werke Günther Wagner, Pelikan, eine Weltmarke!

Gelegentlich sagt ein Bild mehr als 1000 Worte.

Mit Füllern von Pelikan sind viele Schüler in Berührung gekommen. In diesem Artikel geht es um die Weltmarke Pelikan, aber zuallererst um Günther Wagner.

Ein R-Zettel führt uns auf die Spur zu diesem Selbstbucher:

Die Firma Günther Wagner, Hannover bekam von der Post R-Zettel gestellt. Diese Zettel mit dem Vermerk 20 Hannover 15 wurden zusätzlich mit den Initialen „GW“ versehen. Ein Selbstbucher, diesmal nicht mit vorproduzierten Zetteln. Postkunden mit höheren Einlieferungsmengen bekamen „eigene“ Einschreibezettel, um den Einlieferungsvorgang zu beschleunigen. Eine Erklärung für die sogenannten Selbstbucher.

Eine Variante des obigen Einschreibezettels. Punkte hinter den Initialen.

Der Verwendungszeitraum dieses R-Zettel Typs ab 1946 aus der Druckerei Wegener, Alfeld ist in einem früheren Artikel beschrieben.

Grundstein der späteren Günther Wagner Werke war die Farbenfabrik Carl Hornemann in Groß Munzel (Barsinghausen). Hier arbeite der studierte Chemiker Wagner 21jährig ab 1863. Bereits 1871 kaufte er die Firma und führte sie unter eigenem Namen weiter.

Günther Wagner 1842 – 1930

Das Sortiment der Firma Pelikan für den Schul- und Schreibbedarf von den Anfängen bis heute ist für den Laien kaum überschaubar: Deckfarben, Tusche, Malfarben, Tinte und Tintenfässer, Zeichenblöcke, Kohle- und Durchschreibepapier, Schreibgeräte, Schreibbänder, Künstlerfarben, Klebstoff, Büroleim, Radiergummi, Pinsel, Siegellack, Technische Farben bis zur Jugendbuchreihe TKKG, u.v.m.

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Tintenflasche mit der Nummer 4001, einzige Zahlenkombination neben der Weltmarke 4711, die warenzeichenrechtlich geschützt ist.

Die Post genehmigte der Fa. Wagner eigene Einschreibzettel, die direkt auf Päckchenaufkleber gedruckt wurden. Die folgenden R-Zettel sind im Bereich der OPD Hannover Amtsausgaben in der Britischen Zone.

R-Zettel Typ 72141, als Firmen-Selbstbucher:

Adresszettel für eine Einschreib-Drucksache der Firma Günther Wagner, Hannover. Mit Handrollstempel entwertet, Datum nicht erkennbar, auf Grund der Notopfermarke jedoch in den Dezember 1948 zu datieren.

R-Zettel 20 Hannover 15, Unterscheidungsbuchstaben GW, Zettel vom Bogenrand, vom obigen Beleg, lokaler R-Zettel mit großem Numerator

Ein Adressausschnitt von Hannover nach (14b) Wangen (Allgäu)

R-Zettel 20 Hannover 15, Unterscheidungsbuchstaben GW, vom obigen Beleg, lokaler R-Zettel mit großem Numerator

Es folgen zwei lose R-Zettel, gerader Fuß beim R, mit der Postleitgebietszahl 20, um den Unterschied der verschiedenen Typen deutlich zu machen.

PLGZ 20: Höhe des Buchstaben R – 7,5 mm

PLGZ 20: Höhe des Buchstaben R – 9 mm

Der Buchstabe R mit geschwungenem Fuß bei der Variante mit der Postleitgebietszahl 20 a:

PLGZ 20 a: Höhe des Buchstaben R – 7 mm

PLGZ 20 a: Höhe des Buchstaben R – 8,2 mm

Bereits 1912 war die Firma Günther Wagner als Selbstbucher bei der Post registriert. Eine Paketkarte für eine Sendung aus Hannover-List (Günter Wagner) nach Aarau in die Schweiz. Perfins Firmenlochung der 80 Pfennig Briefmarke mit den Initialen GW. Bulletin d’expédition vom 31.12.1912, Poststempel Hannover-List und Bahnpoststempel Frankfurt-Karlsruhe- Basel.

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Die Firma THE NEW BOOK Co. aus Singapur war 1933 optimistisch, dass die Post in Hannover das Werk auch ohne Straßenanschrift finden wird.

Eine Selbstbucher Paketkarte vom 1.6.1943 von Hannover 2 (Günther Wagner), Gebühr bezahlt nach Wassenheim im Elsass

Eine portopflichtige Dienstsache vom Außenhandelskontor Niedersachsen in die Podbi 292, innerorts, vom 28.4.1951, Notopfer Steuermarke und 10 Pfennig Nachgebühr…

Kein Kaufmannsbetrieb kann vor einem Gerichtsvollzieher sicher sein. Ein Beleg mit Notopfer Steuermarke und Frei durch Ablösung vom 19.6.1952

Das Wachstum der Firma machten mehrere Umzüge notwendig. Von Groß Munzel nach Hannover zum Engelbosteler Damm in Hannover-Hainholz und schließlich 1906 in den hannoverschen Stadtteil List an die Podbielskistraße.

Eine historische Zeichnung gibt einen Eindruck von der Lage der Firma in der hannoverschen List.

Das damalige Firmengelände wird heute von unterschiedlichen Betrieben genutzt. Allein der „PelikanTurm“ mit seinem Showroom und einem historischen Saal erinnern an die damalige Verwendung.

Der Firmenschriftzug auf dem Schonstein ist noch erhalten.

Eine kleine, unvollständige Zeittafel:

1842 Gründung der Farbenfabrik Carl Hornemann

1863 Eintritt von Günther Wagner bei Carl Hornemann.

1871 kauft Günther Wagner die Firma und führt sie unter eigenem Namen weiter.

Am 27.11.1878 ließ Wagner den Pelikan (Familienwappen) als Schutzmarke beim Amtsgericht Hannover eintragen.

1881 tritt der spätere Nachfolger von Günther Wagner, Fritz Beindorff als Reisender in die Firma ein.

1890, die erste Schreibmaschine wird angeschafft

1906 Umzug der Firma an die Podbielskistraße

1930, Beginn der Herstellung von Plaka-Farbe

7.2.1938 Tod von Fritz Beindorff

Im Jahr 1965 kauft Pelikan (Günther Wagner) die Greif-Werke in Goslar.

Ende der 1960 Jahre wurde der Name des Markenzeichens auch offiziell zum Firmennamen gemacht und von Fa. Günther Wagner in Pelikan umbenannt.

1973 verlagert Pelikan Teile der Produktion aus dem Stammsitz nach Voehrum bei Peine.

1978 wird aus der Pelikan GmbH eine Aktiengesellschaft.

1982 meldet die Pelikan AG Vergleich an

Im Jahr 1990 übernimmt Pelikan den Wettbewerber GEHA – Gebrüder-Hartmann-Werke in Hannover.

1993 Umwandlung des Firmengeländes in Büro, Hotel, Restaurant u.ä.

2003 Auszug der Pelikan Verwaltung.

Aktuell wird die Nachfolgeorganisation aus Puchong, Selangor in Malaysia geführt.

In Hannover sind nach den drei prägenden Unternehmern der Firmengeschichte Straßen benannt worden:

  • Carl Hornemann: Carl-Hornemann-Straße, zwischen Immengarten und Günther-Wagner-Allee
  • Günther Wagner: Günther-Wagner-Allee, unweit der Stadtbahn Haltestelle Pelikanstraße
  • Fritz Beindorff: Fritz-Beindorff-Allee, in der Nähe der Stadtbahn Haltestelle Vier Grenzen

Nachsatz zu der Pelikan-Marke:

Die Anzahl der Pelikan Kinder variiert in der Pelikan-Marke:

Kopf einer Firmenrechnung, ca. 1910, oben links vier Pelikan Kinder im Nest.

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Die Pelikan-Marke mit zwei jungen Pelikanen im Nest, ca. 1960

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Das aktuelle Logo, ein Pelikan mit einem jungen Pelikan im Nest.

Quellen:

  • Wagner ist nicht an allem schuld, Willi Bongard, Die Zeit, 48/1963
  • Pelikan: Der traditionelle Schreibwarenhersteller muß saniert werden – Politiker und Beschäftigte kämpfen um Arbeitsplätze: Gnadenlos abgewirtschaftet, Stefan Merx, Die Zeit, 30.9. 1994
  • Geschichte der Stadt Hannover, vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Klaus Mlynek und Walter R. Röhrbein, 1994 Agenten, Bader und Copisten, Ludwig Hoerner, 1995
  • Geha vs. Pelikan, Wettrüsten der blauen Wunder, Stefan Schmitt, Der Spiegel, 12.11.2008
  • „…da ich von Hitler begeistert war“, wie braun war Fritz Beindorff? Hannoversche Allgemeine Zeitung, Simon Benne, 5.2.2018
  • Günther Wagner, 1838-1938, Buch zum 100. Jahrestag des Firmen Bestehens, Wilhelm Grabow, 1938, Stadtbibliothek Hannover
  • Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt, Albert Lefevre, 1970, Hannoversche Geschichtsblätter, Stadtbibliothek Hannover
  • Günther Wagner 1838-1906, verfasst von Hermann Löns, 16.9.1906, Stadtbibliothek Hannover
  • Fotos vom Autor Juni 2019
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.

Noch nicht für diesen Beitrag ausgewertet:

  • Tinte und Blech, Eine Pilotstudie zu Fritz Beindorff (1860-1944) und den Günther Wagner Pelikan Werken im Nationalsozialismus, Annemone Christians

Lesetipp zu weiteren Amtsausgaben: