Das heutige Land Niedersachsen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Vereinigung des Landes Hannover mit den Freistaaten Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe.
Am 8. November 1946 wurde die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung erlassen, durch die rückwirkend zum 1. November 1946 das Land Niedersachsen gegründet wurde.
Auf dem abgebildeten R-Zettel wird die Zugehörigkeit von Calvörde zum Freistaat Braunschweig dokumentiert.
R-Zettel Calvörde (Braunschweig)
Calvörde ist heute eine Gemeinde im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. Was hat also Calvörde mit Braunschweig (respektive mit Niedersachsen) zu tun? Ein Blick in die Geschichte erklärt die Verbindung zu Braunschweig. Und die Karte zeigt die Insellage von Calvörde um 1789 und der heutigen Bundeslandgrenze von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Im späten 13. Jahrhundert wurde die Burg Calvörde erstmals erwähnt. 1571 wurden Burg und Ort unter Herzog Julius von Braunschweig Teil des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Mit dem Wiener Kongress 1814/15 wurde Calvörde ein Teil des neugegründeten Herzogtum Braunschweig. Nach der Novemberrevolution 1918 gehört Calvörde zum Freistaat Braunschweig. Der Freistaat Braunschweig besteht 1931 aus zehn (!) isolierten Landstücken. Nach den Beschlüssen des 1. EAC-Zonenprotokolls aus dem Jahre 1944 und dem Potsdamer Abkommen gehörte die braunschweigische Exklave Calvörde zur Provinz Sachsen der Sowjetischen Besatzungszone.
Brief vom 23. April 1931 nach Braunschweig (Regierungsinspektor). Zusatz Braunschweig auf dem R-Zettel und im Poststempel
R-Zettel vom obigen Beleg
Die Zugehörigkeit zu Braunschweig dokumentiert eine Absenderangabe aus den 1930er Jahren: Braunschw. Landessparkasse, Zweigstelle 29 Calvörde, Symbol Pferd
Calvörde´s Insellage belegt mit einem Kartenausschnitt, Gebiet der Oberpostdirektion Braunschweig 1874
Alle weiteren R-Zettel führen nicht mehr den Zusatz Braunschweig.
R-Zettel rechtsstehend, ein rückseitiger Vermerk datiert den 27. August 1886
Am 1. Juli 1911 wurde das Postamt Calvörde (Exclave des Herzogstums Braunschweig) dem Bezirk der Oberpostdirektion Magdeburg zugeteilt.
R-Brief vom 15. Februar 1927 nach Braunschweig, Poststempel mit Zusatz Braunschweig
R-Zettel vom obigen Beleg
Am 24. Januar 1923 schreibt die Gerichtsschreiberei des Amtsgerichts Calvörde an das Amstgericht Helmstedt, Frankatur mit vier Dienstmarken
R-Zettel vom obigen Beleg, vierfach gezähnt aus einem Bogen mit Bogenrest
Vom Calvörder Kalksandsteinwerk geht am 9. Februar 1946 ein Brief an das Mitteldeutsche Braunkohlen Syndikat in Leipzig. Poststempel weiterhin mit Zusatz Braunschweig
R-Zettel vom obigen Beleg, Blanko Einschreibzettel mit Stempel Calvörde, Kreis für vorgesehene Postleitzahl wird nicht genutzt
Ca. 1946 wurde dieser R-Zettel eingesetzt, Blanko mit Stempel Calvörde, Kreis für vorgesehene Postleitzahl wird nicht genutzt, Typ 751
Zu diesem R-Zettel Typ 751 erhalten Sie hier weitere Informationen.
R-Zettel der Deutschen Post der DDR, Calvörde (Bz Magdeburg), fünfstelliger Numerator, C 35 ist Bezeichnung für diese Postformular
Brief eines Handwerkbetriebes am 30. Mai 1991 an die Kreisverwaltung Haldensleben. Aufbrauch des R-Zettel der Deutschen Post der DDR mit der Postleitzahl 3242
R-Zettel vom obigen Beleg
Brief aus 39359 Calvörde vom 22. April 1994 nach Haldenleben
R-Zettel vom obigen Beleg, 5-stellige Postleitzahl 39359
Calvörde hat heute ca. 1.800 Einwohner. Der Ort liegt ca. 60 km Luftlinie von der Stadt Braunschweig entfernt. Das aktuelle Wappen (und auch das Motiv der Vorjahre) von Calvörde zeigt weiter seinen Bezug zu Braunschweig:
Abbildung des Braunschweiger Löwen im Wappen (aus der Wappensammlung von Kaffee Hag)
Calvörde hat mit Niedersachsen nichts zu tun. Aber ein Einschreibezettel mit dem Zusatz Braunschweig gehört in die Sammlung Niedersachsen. Und ein Blick über die Landesgrenzen hinweg kann nicht schaden.
Calvörde Impressionen:
Ortsschild am 19. April 2018
Informationen zu Hessen, einem weiteren Ort im Freistaat Braunschweig, finden Sie hier.
Quellen:
- Calvörde – Hans Gottfried Figge: Gebietsveränderungen im Bereich des ehemaligen Landes Braunschweig von 1918 bis 1972. In: Braunschweigisches Jahrbuch, Bd. 54 (1973), online (PDF), 25,8 MB, S. 249–257.
- 100 Jahre Oberpostdirektion Braunschweig 1868-1968