Helmstedt-Zonengrenze und Helmstedt-Autobahn, ein Postamt an der Autobahn

Ein Postamt an der Autobahn A 2, zwischen Hannover und Berlin

Die Stadt Helmstedt wurde nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zur Grenzstadt.

Postkarte Allied Check Point Helmstedt

Bei Kriegsende 1945 wurde von den Alliierten u.a. die ehemalige Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Preußen als Demarkationslinie zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone festgelegt. Diese Linie verlief nahe östlich von Helmstedt in nordsüdlicher Richtung und durchschnitt vorhandene Verkehrswege.

Erst ab 1. Juli 1946 nahm die eingerichtete Kontrollstelle an der Autobahn Hannover-Berlin bei Helmstedt ihre Arbeit auf. Die Grenze wurde auf beiden Seiten bewacht und die Kontrollen an dieser Stelle zwischen den westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone verstärkt.

Ein Kartenausschnitt aus der Vorwendezeit zeigt die Einzeichnung der Post auf dem Rastplatz. Die B 1 soll nach Magdeburg führen, kaum zu glauben…

Die Deutschen Bundespost richtete am 1. Dezember 1949 auf der westlichen Seite Richtung Braunschweig/Hannover ein provisorisches Postamt ein.

Beginnend mit einem umgebauten LKW-Anhänger, ab 19. Januar 1950 in einem Holzhaus, war die Post rund um die Uhr einsatzbereit.

Erstes feststehendes Postgebäude bis März 1968 an der Autobahn

Auf dem rechten Gebäude ist die Aufschrift Post zu erkennen

Am 30. November 1952 zeigte der „Deutsche Bundespost Kalender“ ein Foto von diesem Postamt mit einem parkenden Postauto vor dem Gebäude:

Der Text zu diesem Bild von 1952:

Ein besonders wichtiges Postamt. Unmittelbar am Kontrollpunkt West-Ost der Autobahn Braunschweig-Magdeburg-Berlin liegt das Zweigpostamt Helmstedt-Zonengrenze. Es ist modern und freundlich eingerichtet und Tag und Nacht durchgehend geöffnet. Von hier aus benachrichtigt der Fernfahrer nach oft stunden-, ja mituntertagelangem Warten vor dem Schlagbaum telegraphisch oder fernmündlich seinen Spediteur in Berlin oder Hamburg, bestellt der durchreisende Geschäftsmann ein Zimmer in Düsseldorf oder Frankfurt, sendet der Reiseteilnehmer nach überstandener Grenzkontrolle seinen Angehörigen einen Kartengruß. Aber auch alle übrigen Postdienstzweige, wie z.B. Postsparkassendienst und Annahme von Paketen, Wert und Einschreibsendungen, Postanweisungen und Zahlkarten, werden von den stets hilfsbereiten Beamten des Postamtes Helmstedt-Zonengrenze wahrgenommen. Die hohen monatlichen Verkehrszahlen, besonders im Fernsprech- und Telegraphendienst, beweisen treffend die große Bedeutung dieses Postamtes als Bindeglied zwischen West und Ost. Die Deutsche Bundespost erleichtert den Zonenverkehr.“

Damit konnten Reisende, gleich nach der Kontrolle aus Richtung Berlin kommend, Postdienstleistungen aller Art erledigen. In einer Zeit vor Handy und Internet wurden hier nach einer mindestens vierstündigen Fahrt über die sogenannte Interzonenautobahn erste Kontakte getätigt.

Vom 1. Februar 1949 bis zum 28. Februar 1966 wurden von diesem Postamt Briefsendungen mit dem Stempel Helmstedt-Zonengrenze abgefertigt. Die R-Zettel enthielten ebenfalls den Zusatz Zonengrenze.

Scan eines R-Zettels Helmstedt-Zonengrenze 14. März 1950, (Druckerei Wegener). Aus Sammlung von Herrn Herbert Mocha, Helmstedt

R-Zettel (20b) Helmstedt-Zonengrenze, 23. Juli 1952, Abbildung aus Alfred Meschenmoser – Die Zonengrenze, 1999, S. 40.

Bis zum 4. April 1962 galt die Postleitzahl (20b)

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist zone_003255-1.jpg

R-Zettel 20b Helmstedt-Zonengrenze

Die besondere Lage dieses Postamts soll nicht nur mit R-Zetteln, sondern auch mit den passenden Poststempeln und Fotos dokumentiert werden.

Poststempel (20b) Helmstedt Zonengrenze vom 20. Juli 1955

Dieser Stempel (20b) Helmstedt Zonengrenze wurde vom 1. Dezember 1949 bis zum 4. April 1962 verwendet.

Amtskennzeichen (AKZ) Helmstedt Zonengrenze 16 F, Typ 7721, schlanke Schrift, Druckerei Schlüter – Hannover

R-Brief mit AKZ Helmstedt Zonengrenze 16 F, nach Dedelstorf-Lager, weitergeleitet nach 2 Hamburg- Harburg, Scharnhorst Kaserne

AKZ Helmstedt Zonengrenze 16 F, Typ 776, fette Schrift, Druckerei Bruns – Minden, R-Zettel vom obigen Beleg

Ab dem 5. April 1962 lautete die Postleitzahl 3331:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist helstedt_000970.jpg

R-Zettel mit der neuen Postleitzahl 3331 Helmstedt Zonengrenze

Stempel von diesem Beleg 3331 Helmstedt Zonengrenze Gem. Helmstedt

…und der gleiche Stempel vom Letzttag einmal solo: 3331 Helmstedt Zonengrenze Gem. Helmstedt vom 28. Februar 1966

Der Stempel 3331 Helmstedt Zonengrenze Gem. Helmstedt wurde vom 5. April 1962 bis zum 28. Februar 1966 eingesetzt.

Ab dem 1. März 1966 erhielten Stempel und R-Zettel einen neuen Namenszusatz. Aus dem bisherigen Zusatz Zonengrenze wurde neben dem Ortsnamen Helmstedt jetzt der Zusatz Autobahn verwendet.

Provisorisches Postamt mit der Aufschrift Deutsche Bundespost vom März bis Mai 1969

Das Postgebäude am Grenzkontrollpunkt Helmstedt-Autobahn von Mai 1969 bis zum 31. Dezember 1991

Die Innenansicht des Postamtes mit Weihnachtsdeko

R-Brief 3331 Helmstedt Autobahn, Poststempel Helmstedt Autobahn 22. April 1972, Brief nach Kaliningrad, UDSSR.

Abschrift des Klebezettels: „Die Sdg ist von Postdienststellen der UDSSR ohne Angaben von Gründen zurückgesandt worden. Der nicht von Dienststellen der DBP angebrachte Pfeil läßt vermuten, daß es sich um eine rechtswidrige Rücksendung aufgrund von Beanstandungen gültiger deutscher Postwertzeichen handelt, Postamt Hannover 3“

Der Stempel 3331 Helmstedt Autobahn (wie auch beim obigem Beleg), hier mit Ersttags-Datum 1. März 1966

Der Stempel 3331 Helmstedt Autobahn fand Verwendung vom 1. März 1966 bis zum 13. November 1974.

Rückseite des Briefumschlages mit Klebezettel und rotem Stempel Oberpostdirektion Braunschweig „Zur Ermittlung des Absenders amtlich geöffnet“. Schwacher Stempel mit folgendem Text: Während der Zustellzeit nicht anzutreffen Benachrichtigungszettel hinterlassen. Weiterer Stempel: Nicht abgefordert – Lagerfrist abgelaufen. Lagerfriststempel mit Datum 9. Mai 1972

R-Zettel 3331 Helmstedt Autobahn vom obigen Beleg

Die nächste Änderung erfolgte am 14. November 1974. Der Zusatz Autobahn wurde gestrichen, die Bezeichnung auf 333 Helmstedt 7 verkürzt.

Poststempel 333 Helmstedt 7 vom 29. Mai 1987

Diese Stempel 333 Helmstedt 7, mit den Unterscheidungsbuchstaben a und b, wurden vom 24. November 1974 bis 28. Februar 1988 verwendet.

Fast vierzehn Jahre später, ab dem 1. März 1988 erfolgte die letzte Änderung, jetzt mit einer vierstelligen Postleitzahl: 3330 Helmstedt 7.

R-Zettel 3330 Helmstedt 7

Drei verschiedene R-Zettel sind bekannt. Ohne Unterscheidungsbuchstaben (UB) und mit UB a und b. Mehrere Unterscheidungsbuchstaben sind ein Hinweis auf mehrere Schalter in diesem Postamt

R-Beleg mit Einlieferungsschein und Stempel vom 25. April 1990

Stempel vom Einlieferungsschein

Das Postamt wurde im Laufe der Jahre umgebaut und erweitert. Neben den für Philatelisten interessanten Aspekten der sich wandelnden Poststempel und R-Zettel, bekam dieses Postamt wegen der hohen Kundenfrequenzen eine herausragende Stellung im Geldwechselgeschäft. Nach den Flughafenpostämtern Frankfurt/Main und München war das Helmstedter Postamt an der Autobahn das drittstärkste beim Wechseln von Währungen im Verantwortungsbereich der Deutschen Bundespost.

Stempel 3330 Helmstedt 7 von Sylvester 1991, 31. Dezember 1991, 14.00 Uhr. Letzttagsstempel

Die Stempel 3330 Helmstedt 7, mit den Unterscheidungsbuchstaben a und b, verwendet ab dem 1. März 1988 bis zum Ende dieses Postamtes am 31. Dezember 1991.

Am 31. Dezember 1991, knapp 15 Monate nach der Deutschen Einheit, wurde dieses Postamt geschlossen und anschließend das Gebäude abgerissen.

Nachsatz:

Die Kölner Rockgruppe BAP hat sich 2015 mit Helmstedt beschäftigt. In dem Song „Dä Herrjott meint et joot met mir“ gibt es die Textzeilen:

„Schloofende Städte. Ich denk drövver noh,
ob Helmstedt domohls schon Ostzone woor.
Veedeljohrhundert. Wat hatt dä jesaat?“

Ei‘ntlich kann ich nix dofür,
dä Herrjott meint et joot met mir.

Philatelisten kennen sich aus…

Quellen:

  • Herbert Mocha, Helmstedt, Verkehr und Post am innerdeutschen Grenzübergang Helmstedt, 1999 und DBZ 11/1992
  • Alfred Meschenmoser, Die Zonengrenze, Studien zur Philatelie und Postgeschichte, 1999, Phil Creativ GmbH Verlag und Agentur
  • Sammlung Herbert Mocha beim Kreisheimatpfleger, Schöninger Str. 8, 38350 Helmstedt, 11. September 2025

Westharzer Papierhaus Croenitz, Selbstbucher und Selbstdarsteller

Selbstbucher (und Selbstdarsteller) Westharzer Papierhaus Croenitz

R-Brief von Gandersheim nach Dresden. Selbstbucher R-Zettel Gandersheim Westharzer Papierhaus Croenitz, Nr. 974, Numerator in fett. Poststempel vom 21.1.23

sicher kein normaler Bedarfsbrief, auf der Rückseite weitere zehn Briefmarken

Selbstbucher sind bekannt von Postkunden mit einem im Regelfall hohen Aufkommen an Einschreiben, üblicherweise Firmen und Behörden, im Einzelfall Philatelisten.

Einige R-Zettel Beispiele „Gandersheim Westharzer Papierhaus Croenitz“ mit den jeweiligen Verwendungsdaten:

10. August 1921, mit Nr.

21. Januar 1923, mit Nr., R-Zettel vom obigen Beleg

30. Juli 1925, ohne Nr., Numerator linksseitig

3. Oktober 1946, überstempelt mit (20) Bad Gandersheim

22. April 1947

Was verbirgt sich hinter „Gandersheim Westharzer Papierhaus Croenitz“?

Das Westharzer Papierhaus war ein Einmannbetrieb eines Herrn Fritz Croenitz. Er lebte nach der Devise „mehr scheinen als sein“. Er spielte den Kunden vor, einen großen Betrieb zu leiten. Er hatte als einer der Ersten ein Telefon, nahm Gespräche an, leitete sie vermeintlich in andere Abteilungen seines Hauses weiter, um sich dann wieder mit verstellter Stimme zu melden. Diese Firma hat bis in die Nachkriegszeit als Papierhandel existiert. Der Besitzer galt im Ort als Original. Das dieses Haus hauseigenen R-Zettel führte, passt gut in die gesamte Geschichte.

croenitz

Fritz Croenitz

Seit 1910 hatte der aus Thüringen stammende Fritz Croenitz (1881-1966), eine Papierhandlung in der Moritzstr. 43 in Gandersheim.

Seinem unscheinbaren Geschäft gab er den blumigen Namen:

Westharzer Papierhaus Croenitz“.

croenitz

Obiges Foto zeigt das Westharzer Papierhaus Croenitz. Das winzige holzverkleidete Gebäude am oberen Teil der Marktstraße wurde 1891 als Lagerhaus erbaut. Das Foto ist ca. 1925 entstanden.

Von einer Bahnböschung aus, wurde das Gebäude wegen Festumzügen von der Innenstadt zum Schützenhaus häufig fotografiert.

gandersheim

Das Gebäude im Januar 2016

2016 wurde das Haus als Gaststätte genutzt.

R-Brief vom 20. Juli 1946 von Bad Gandersheim nach Hannover. Selbstbucher R-Zettel überstempelt mit (20) Bad Gandersheim. Rückseite zwei Stempel: (20) Hannover 21.Juli 1946 und Hannover-Buchholz 22. Juli 1946

Für die weitere Erfassung erbitte ich Kopien oder Scans von Einschreibebelegen oder einzelnen R-Zetteln dieser Art. Gern hier.

Stand: 25. März 2025

Bekannte R-Briefe und R-Zettel (RZ) vom Westharzer Papierhaus Croenitz:

Datum Numerator Bemerkungen Zielort
10.06.1920 274 RZ mit Nr., gezähnt, Numerator fett Düsseldorf
24.08.1920 433 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Wartburg
18.09.1920 509 RZ mit Nr., Numerator fett Erfurt
07.01.1922 894 RZ mit Nr., gezähnt, Numerator fett Dresden
22.09.1922 514 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Erfurt
10.08.1921 472 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Erfurt
18.06.1922 339 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Dresden
30.09.1922 675 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Erfurt
13.10.1922 701 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Buttstaedt in Thüringen
26.10.1922 736 RZ mit Nr., gezähnt, Numerator fett Buttstaedt
13.01.1923 947 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett CSR und zurück nach Gandersheim
21.01.1923 974 RZ vierseitig gezähnt, mit Nr., Numerator fett Dresden
07.04.1923 183 RZ gezähnt, mit Nr., Numerator fett Erfurt
01.09.1923 548 RZ ohne Zusatz Nr., Numerator linksseitig Clifton, USA
19.09.1923 615 RZ vierseitig gezähnt mit Nr., Numerator fett, Massenporto Erfurt
08.11.1923 681 RZ vierseitig gezähnt mit Nr. Numerator fett, 7 Marken Nürnberg
30.07.1925 581 RZ ohne Zusatz Nr., Ganzsache, Luftpost, Rückschein Dresden
22.04.1926 288 RZ gezähnt, ohne Zusatz Nr. Buttstädt bei Weimar
07.05.1926 331  RZ ohne Nr. Zusatz Hannover
11.12.1934 142 RZ Numerator linksseitig, ohne Zusatz Nr., Eilboten nicht zu entziffern
28.12.1939 945 RZ Numerator linksseitig, ohne Zusatz Nr. Dresden
26.03.1941 030 RZ Numerator linksseitig, ohne Zusatz Nr., RZ überstempelt mit Bad Gandersheim Harz Hannover
06.02.1946 172 RZ überstempelt mit (20) Gandersheim, Numerator linksseitig Hannover (Geha)
20.07.1946 326 RZ überstempelt mit (20) Gandersheim, Numerator linksseitig Hannover (Geha)
03.10.1946 383 RZ überstempelt mit (20) Gandersheim Hannover (Geha)
nach 1946 54 loser R-Zettel, Numerator linksstehend  
22.04.1947 598 RZ ohne Zusatz Nr., Numerator linksseitig Hannover (Geha)

Der Sinn für die Selbstdarstellung kommt auch auf einem Briefumschlag zum Ausdruck, der am 8. Juli 1931 an ihn selbst adressiert war: 

Ein großer Adler über den Buchstaben FAC.

Schließfach No. 1! OPD Bezirk Braunschweig

Was bedeutet FAC? Friedrich Alfred Crönitz…

Ergänzend der Nachsatz, dass er sich auch als Verleger von Notgeld 1921 in Gandersheim einen Namen macht.

Seit 1932 heißt Gandersheim: Bad Gandersheim

Quellen:

  • Rolf Göbel, Alfeld
  • Franz-Josef Koensler, Velbert
  • Rolf Neckermann, Stuttgart
  • Anne-Katrin Race, „Bad Gandersheim in alten Ansichten“, Verlag Europäische Bibliothek, Zaltbommen Niederlande, 2. Auflage 1994 mit freundlicher Genehmigung

Hannover Messe Transit Camp Bothfeld

Messe Transit Camp Bothfeld

Dieser Beitrag baut auf einen sehr ausführlichen Artikel von Herrn Dittmar Wilden im Rundbrief 24/2006 der Arbeitsgemeinschaft Alliierter Kontrollrat auf.

Im Amtsblatt, der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nummer 25 vom 14. Mai 1948 werden unter Nr. 1053/1948 drei Sonderpostämter angekündigt:

Neben einem Sonderpostamt in Bad Sachsa, das in diesem Beitrag keine Verwendung findet, werden zwei Sonderpostämter in Hannover angekündigt. Die Deutsche Messe- und Ausstellungs A.G. beantragt ein Sonderpostamt als Zweigpostamt des Postamtes Hannover 1 auf dem Ausstellungsgelände in Laatzen. Vom 15. Mai 1948 bis zum 16. Juni 1948 kommt hier ein Sonderstempel „(20a) Hannoversche Export-Messe 22.5. bis 6.6.1948 und bildliche Darstellung eines Merkurkopfes“ zum Einsatz.

Die Hannover Messe startete nach dem Zweiten Weltkrieg wenig glamourös. Zum zweiten Mal eröffnete die Export-Messe nach 1947 ihre Tore. Nachdem im ersten Jahr überwiegend deutsche Besucher zu den Gästen gehörten, sollte 1948 auch internationales Publikum zur Messe kommen. Im Gegensatz zu heute mangelte es an Übernachtungskapazitäten. Daher wurde für ca. 1000 Gäste in Kasernen auf dem ehemaligen Wehrmachts-Gelände im Hannoverschen Stadtteil Bothfeld Quartier geschaffen.

Ein paar Kilometer von dem Ausstellungsgelände in Laatzen entfernt wird ein weiteres Sonderpostamt auf diesem Kasernengelände eingerichtet:

Hannover, Transit Camp Bothfeld; Zweigpostamt Postamt Hannover 1

Anlass: Export-Messe Hannover 1948

Veranstalter:  Control Commission for Germany, Local Administration Unit Transit Camp Dillblock (Erklärung: Die Control Commission for Germany war die Militärregierung der britischen Besatzungszone im besetzten Deutschland von 1945 bis 1949.)

Dauer: 20. Mai bis 9. Juni 1948

Aufgabenkreis: Wahrnehmung aller Postdienstzweige, jedoch keine Zustellung; Annahme von Telegrammen; Vermittlung von Ferngesprächen; Gefälligkeitsstempelungen

Inschrift des Sonderstempels und bildliche Darstellung:  (20a) Hannoversche Export-Messe 22.5.-6.6.1948 und bildliche Darstellung eines Merkurkopfes.

bothfeld

Brief vom 31.5.48 vom Sonderpostamt Messe Transit Camp Bothfeld nach Westerfeld, R-Zettel 20 a Hannover 1 überstempelt, Unterscheidungsbuchstabe „t“, Numerator 159.

both

R-Zettel 20 a Hannover 1 überstempelt mit Messe Transit Camp Bothfeld, Unterscheidungsbuchstabe t, Numerator 169.

Die R-Zettel der ersten Ausgabe für die britische Besatzungszone wurden in Bögen zu 20 Stück hergestellt. Hierbei kamen zwei verschiedene gleichgroße Lettern für das R zum Einsatz, die im Overmann Katalog als Typen 7221 und 7222 erfasst wurden.

Der Unterschied ist der rechte Fuß des Buchstaben R, Typ 7223 linke Abbildung, Typ 7224, rechts, mit geschwungenem Fuß.

Durch Kenntnis der Herstellung ist klar, dass beide R-Zettel Typen zum Einsatz gekommen sind.

Numerator Typ Datum
nicht lesbar ? 24.5.48
031 7223 24.5.48
035 7223 24.5.48
050 7224 25.5.48
053 7223 25.5.48
071 7223 26.5.48
072 7223 26.5.48
073 7223 26.5.48
091 7223 27.5.48
106 7223 285.48
129 7223 30.5.48
159 7223 31.5.48
169 7223 31.5.48
171 7223 31.5.48
180 7224 31.5.48
197 7223 31.5.48
285 7223 3.6.48
311 7223 5.6.48
326 7223 6.6.48
     

Bisher sind 19 Belege durch Original, Auktionslose, Ausstellungen oder Kopien dem Autor bekannt. Sie sind herzlich eingeladen weitere Belege vorzulegen.

Das Postamt Messe-Transit Camp Bothfeld wurde bereits zwei Tage früher als angekündigt am 7.6.48 aufgelöst:

Telegramm Deutsche Post, Auflösung des Messe Postamt Transit-Camp Bothfeld. Aus Ausstellungskatalog Habria ´86, 100 Jahre Briefmarken-Club Hannover.

Dieser Artikel vernachlässigt alle Besonderheiten der damaligen Zeit, u.a. die Briefmarkenemission anlässlich der Messe am 22.5.48 und die Währungsreform am 21. Juni 48. Er beschränkt sich auf die R-Zettel des Sonderpostamtes in Bothfeld.

Nach Berechnungen von Herrn Dittmar Wilden kann es 380 Einschreiben von diesem Sonderpostamt gegeben haben.

Stand: 31.5.2025

Ergänzungen:

  • Transit Camp = Durchgangslager
  • Camp = Lager oder Massenquartier, militärisch = das Heerlager

Literatur:

  • Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nummer 25 vom 14. Mai 1948, Seiten 69 und 71, Ausgabe A
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Habria ´86, 100 Jahre Briefmarken-Club Hannover, Katalog S. 163
  • Hanphila 87, Briefmarkenausstellung zum 40jährigen Bestehen der Hannover-Messe, 1. bis 8. April 1987, Katalog
  • Dietmar Wilden, Mühlingen in Arbeitsgemeinschaft Alliierter Kontrollrat 1946/48 e.V., Rundbrief 24/ 2006, Seiten 1549-1556
  • und freundlicher Unterstützung von Herrn Ehlen, Herrn Kruse, Herrn Dr. Noll, Herrn Rolke und Herrn Chlechowitz