Ortsnamen mit gleicher Endung finden mein Interesse. Nachdem ich mich mit der Endung „-siel“ in Ortsnamen beschäftigt habe, gibt es im Nordwesten von Niedersachsen eine Häufung mit Orten und dem Namensteil „Fehn- oder -fehn“.
Was bedeutet FEHN?
Fehn bedeutet Moor. Der Name kommt aus dem Holländischen (Veen) und bezeichnet die Urbarmachung und Besiedlung der Region ab dem 17. Jahrhundert. Älteste und längste Fehnkolonie ist Papenburg (Landkreis Emsland).
In mühevoller Handarbeit wurde Entwässerungsgräben angelegt. Das Moor wurde trockengelegt und der Torf wurde gestochen. Torf diente als Brennstoff und wurde mit Holzkähnen über die Kanäle abtransportiert.
Hinweisschild bei Ostersander, Gemeinde Ihlow im Landkreis Aurich
Orte mit der Endung „-fehn“ deuten auf eine genau festgelegte Kultivierungsmethode hin, nach der die Hochmoore zur Brenntorfgewinnung erschlossen und anschließend urbar gemacht wurden. Unter Fehn versteht man heute eine kultivierte Ortschaft, die entlang einem Kanal mit Schleusen und Brücken beiderseits Häuserreihen hat. Ein Blick auf Karten zeigt die besondere Siedlungsform der Orte an den Kanälen.
Welche dieser Orte lassen sich mit Einschreibzetteln oder R-Briefen aus den unterschiedlichen Verwendungszeiten belegen?
Durch den Zuschnitt der Landkreise nach den Gebietsreformen finden wir Fehnorte in den Landkreisen Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland und Leer.
Landkreis Ammerland:
- Augustfehn (später 2913 Apen 1)
R-Zettel Augustfehn
Von Augustfehn sind aus den Jahren 1945 bis 1953 Ortsnotstempel bekannt. Ein anderes interessantes Sammelgebiet…
- Friedrichsfehn (später 2905 Edewecht 2)
R-Zettel 2901 Friedrichsfehn
- Petersfehn (später 2903 Bad Zwischenahn 8 und 9)
Beide Orte wurden über einen fahrbaren Postschalter – mobile Annahmestelle aus Oldenburg bedient. Mehr dazu finden Sie hier.
Landkreis Aurich:
- Berumerfehn (später 2987 Großheide 3)
R-Zettel Berumerfehn, „R“ rechtsstehend
- Großefehn
Einschreibebrief Grossefehn nach Emden, alte Schreibweise Grossefehn, Gerichtsbrief nach Emden, Poststempel vom 12. April 1882
Zettel vom obigen Beleg, Einschreibzettel ohne „R“
R-Zettel 2962 Großefehn 1, heutige Schreibweise
Die Gemeinde Großefehn wurde nach der Gebietsreform postalisch in Großefehn 1 bis 6 und 8 gegliedert. Wer weiß etwas über Großefehn 7?
- Ihlowerfehn (später 2965 Ihlow, Ostfriesl 1)
R-Zettel (23) Ihlowerfehn über Aurich
- Mittegroßefehn (später 2962 Großefehn 2)
R-Zettel 23 Mittegroßefehn über Aurich
- Ostgroßefehn (später 2962 Großefehn 1)
R-Zettel 2962 Ostgroßefehn
- Spetzerfehn (später 2962 Großefehn 8)
R-Zettel Spetzerfehn, „R“ rechtsstehend
Landkreis Cloppenburg:
- Elisabethfehn 1 (später 2914 Barßel 2)
R-Zettel Elisabethfehn (Oldb.), vierseitig gezähnt aus Bogen
- Elisabethfehn 2 (später 2914 Barßel 3)
R-Zettel 2919 Elisabethfehn 2
Landkreis Emsland:
- Fehndorf (später 4472 Haren 5)
R-Zettel 4471 Fehndorf
Landkreis Leer:
- Boekzetelerfehn (später 2956 Moormerland 6)
R-Brief von Boekzetelerfehn nach Aurich, Poststempel 23. April 1908
R-Zettel vom obigen Beleg, „R“ rechts
- Iheringsfehn (später 2956 Moormerland 5)
R-Zettel Iheringsfehn über Leer (Ostfriesl) mit Amtskennzeichen (AKZ) 9 L
- Holterfehn (später 2958 Ostrhauderfehn 2)
R-Brief von 2951 Holterfehn nach Hannover, Poststempel 9. März 1978
R-Zettel vom obigen Beleg
- Idafehn (später 2958 Ostrhauderfehn 4?)
R-Zettel Idafehn, Blanko R-Zettel aus Bogen mit Stempel
- Lampertsfehn (später 2951 Filsum 2)
R-Zettel 2919 Lammertsfehn. Ein Poststellen II Stempel von „Lampertsfehn über Augustfehn“ aus dem Jahr 1962 ist belegt
- Neukamperfehn
R-Zettel 2951 Neukamperfehn
- Nordgeorgsfehn (später 2912 Uplengen 6)
R-Zettel 2912 Uplengen 6, leider liegt mir kein Einschreibzettel von Nordgeorgsfehn vor. Ein Poststellen II Stempel von Nordgeorgsfehn über Stickhausen-Velde (Ostfriesland) aus dem Jahr 1938 belegt die Existenz einer Post im Ort
- Oltmannsfehn (später 2912 Uplengen 4)
R-Zettel 2951 Oltmannsfehn, mit der Besonderheit eines nur zweistelligen Numerators
Die Geschichte zu den sogenannten Zweistellern finden Sie hier.
- Ostrhauderfehn (später 2956 Ostrhauderfehn 1)
R-Brief 2951 Ostrhauderfehn nach Hannover, Poststempel vom 31. August 1965
R-Zettel vom obigen Beleg
Die Gemeinde Ostrhauderfehn entstand durch die Gebietsreformen zwischen 1970 und 1974 und gliederte sich postalisch in 2958 Ostrhauderfehn 1 bis 4.
- Rhauderfehn
R-Zettel 2953 Rhauderfehn 1
Die Gemeinde Rhauderfehn entstand durch die Gebietsreform 1973 und gliederte sich postalisch in 2953 Rhauderfehn 1 bis 9.
- Stiekelkamperfehn (später mit 2954 Neukamperfehn zusammengeschlossen)
R-Zettel 2951 Stiekelkamperfehn
Der R-Brief aus 23 Stiekelkamperfehn (Ostfriesl) belegt mit dem Poststellen II Stempel die Existenz einer Poststelle in diesem Ort. Poststempel aus 23 Leer vom Januar 1952, Brief an das Versorgungsamt in Oldenburg, Pferdemarkt 13 und R-Zettel (23) Leer (Ostfriesl) 1 mit den Unterscheidungsbuchstaben „Lp“ für Landpost
Poststellen II Stempel 23 Stiekelkamperfehn (Ostfriesl) vom obigen Beleg
R-Zettel (23) Leer (Ostfriesl) 1 mit den Unterscheidungsbuchstaben „Lp“ für Landpost vom obigen Beleg
- Südgeorgsfehn (später 2912 Uplengen 3)
- Warsingsfehn (später 2956 Moormerland 1)
Gleich zwei R-Zettel von 2956 Warsingsfehn. Der Schriftsetzer hat beim ersten Exemplar ein „s“ vergessen. Ein schöner Setzfehler
In Warsingsfehn wurde 1881 eine Postagentur eingerichtet. 1939 wurde aus der Agentur eine Poststelle I.
- Westrhauderfehn (später 2953 Rhauderfehn 1)
R-Brief aus 2953 Westrhauderfehn 1 nach Hannover, Poststempel 15. März 1978
R-Zettel vom obigen Beleg
Offene Punkte:
Leider können nicht alle Fehnorte von mir belegt werden. Daher der Aufruf an Sie, mir bitte fehlende Scans zu senden. Gab es in den folgenden Orten jemals eine Poststelle? Herzlichen Dank!
Im Landkreis Aurich:
- Fehnhusen, zu 2963 Südbrookmerland
- Lübbertsfehn, zu 2985 Ihlow
- Hüllenerfehn, zu 2985 Ihlow
- Rammsfehn, zu 2964 Wiesmoor
- Westgroßefehn, zu 2962 Großefehn
- Wiesederfehn, zu 2964 Wiesmoor. Zwei unterschiedliche Poststellen II Stempel aus Wiesederfehn sind belegt: „Wiesederfehn über Wittmund“ aus dem Jahr 1937 und „2954 Wiesederfehn“ aus dem Jahr 1963
- Wilhelmsfehn, zu 2964 Wiesmoor
im Landkreis Leer:
- Beningafehn, zu 2954 Hesel
- Völlenerfehn, zu 2957 Westoverledingen, Ortsteil 4493 Völlen ist belegt als 2957 Westoverledingen 2
Und nun eine Übersicht aller bekannten niedersächischen Fehnorte, in alphabetischer Reihenfolge (kein bekannter R-Zettel als Anmerkung):
- Augustfehn
- Beningafehn kein RZ
- Berumerfehn
- Boekzetelerfehn
- Elisabethfehn 1
- Elisabethfehn 2
- Fehndorf
- Fehnhusen kein RZ
- Friedrichsfehn
- Großefehn / Grossefehn
- Holterfehn
- Hüllenerfehn kein RZ
- Idafehn
- Iheringsfehn
- Ihlowerfehn
- Lampertsfehn
- Lübbertsfehn kein RZ
- Mittegroßefehn
- Neukamperfehn
- Nordgeorgsfehn kein RZ
- Oltmannsfehn
- Ostgroßefehn
- Ostrhauderfehn
- Petersfehn kein RZ
- Rammsfehn kein RZ
- Rhauderfehn
- Spetzerfehn
- Stiekelkamperfehn
- Südgeorgsfehn
- Warsingsfehn
- Westgroßefehn kein RZ
- Westrhauderfehn
- Wiesederfehn kein RZ
- Wilhelmsfehn kein RZ
Gibt es tatsächlich ein Museum zu diesem Thema?
Nein, mehrere! Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn, Fehnmuseum Eiland in Großefehn, Torf- und Siedlungsmuseum in Wiesmoor, Heitens Huus in Warsingsfehn (Moormerland) und Seelter Foonkieker in Ramsloh (Saterland).
Was ist eine Fehnroute?
Die Deutsche Fehnroute zählt zu den bekanntesten Radwanderwegen in Norddeutschland. Auf einem 173 km langen Rundkurs kommen Sie an „vielen Gesichtern“ vorbei und erfahren viel über Fehn, Fehnkultur, Fehnkanäle, Moor, Niedermoore, Hochmoore und auch Torf.
Gibt es darüber hinaus weitere Fehnorte?
Überall in Moorlandschaften und entsprechend morastig-sumpfigen Gebieten findet man ebenfalls „Fehnorte“, allerdings in anderen Schreibweisen: Fen, Fenn, Venn, Venne, Ven, Veen, Vehn, Vehne, Fain und einige andere Bezeichnungen. Davon vielleicht mehr in einem späteren Beitrag
Lesetipp:
Wasser, Siele und Moore haben eine besondere Bedeutung für Niedersachsen.
Quellen:
- Fehnmuseum Eiland, Leerer Landstr. 59, 26629 Westgroßefehn, http://www.fehnmuseumeiland.de/ abgerufen am 26. Juli 2024
- Fehnland Ostfriesland, Manfred Wittor, in Niedersachenbuch 1993 – Emden, Seiten 110 bis 117
- Fotos vom Autor Juni 2023