Postautomation Delmenhorst
Vor über 50 Jahren versuchte die Deutsche Bundespost die Annahme von Einschreibsendungen am Schalter zu erleichtern und die Bedienung der Einlieferer zu beschleunigen.
Im Mittelpunkt standen ein zweifarbiger Nummernstempel für den Beleg und ein einfarbiger Nummernstempel für die Einlieferungsbescheinigungen.
Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, 16. Februar 1962, Nr. 17, Verfügungsnr. 93/1962
Verfügung Nr. 93
Auszug aus der Verfügung Nr. 93: Um die Annahme der Einschreibsendungen an den Schaltern zu erleichtern und die Bedienung der Einlieferer zu beschleunigen, werden in den nächsten Tagen bei den Annahmeschaltern der in der Anlage 1 genannten Postämter besondere zweifarbige (selbstfärbende) Nummernstempel für die Annahme von Einschreibsendungen versuchsweise eingesetzt werden.
Mit den doppelschlägigen Stempeln werden vom Annahmebeamten in einem Arbeitsgang mit dem ersten Abdruck die Merkmale des Nummernzettels für Einschreibsendungen auf der Sendung und mit dem zweiten Abdruck alle Vermerke der Einlieferungsbescheinigung im Einlieferungsschein oder Posteinlieferungsbuch abgedruckt. Das Stempelbild vereinigt dazu die Angaben des Einschreibnummernzettels (die Umrandung und den Buchstaben R in Rotdruck, die Einlieferungsnummer mit dem etwaigen Unterscheidungszeichen der Nummernreihe und das Amtskennzeichen des Einlieferungs-Amts in Schwarzdruck) mit den zum Vollziehen der Einlieferungsbescheinigung außerdem erforderlichen Vermerken (Datum der Annahme an Stelle des Tagesstempelabdrucks, Kennbuchstaben an Stelle der Unterschrift des Annahmebeamten). Wegen der technischen Gegebenheiten und der begrenzten Abmessung des Stempelbildes wurde auf die Ortsbezeichnung des Einlieferungs-Amts vorerst verzichtet. …
Der Stempelabdruck ersetzt den Nummernzettel, mit dem die Einschreibsendung sonst zu beleben ist. Mit dem Stempel werden nur Sendungen des Inlandsverkehrs bedruckt, die sich nach ihrer Beschaffenheit (glatte Oberfläche, ebener Inhalt) dazu eignen. Alle anderen Sendungen des Inlandsverkehrs (z.B. Warenproben, Päckchen) und alle Einschreibsendungen nach dem Ausland werden weiterhin mit Nummernzetteln … beklebt.
Um auch bei den mit Nummernzetteln zu beklebenden Einschreibsendungen das Erteilen der Einlieferungsbescheinigung zu beschleunigen, verwenden die Annahmeschalter einen besonderen einfarbigen (selbstfärbenden) Nummernstempel für Einlieferungsbescheinigungen, dessen Nummernfolge mit der Nummernreihe der Einlieferungsnummern im Nummerzettel gleichläuft. Das Stempelbild dieses Stempels enthält für das Vollziehen der Einlieferungsbescheinigung erforderlichen Angaben (Einlieferungs-Nummer mit etwaigen Unterscheidungszeichen der Nummernreihe und vorangestelltem R, Kennbuchstaben an Stelle der Unterschrift des Annahmebeamten und Datum der Einlieferung und Namen des Einlieferungs-Amts an Stelle des Abdruck des Tagesstempels).
Stempel einfarbig.
In der Anlage 1 vom Amtsblatt Nr. 17/1962 wurden die 15 Orte mit Amtskennzeichen aufgelistet, an denen der Nummernstempel versuchsweise eingesetzt werden sollte:
- Bremen 1 – 9 C
- Delmenhorst 1 – 9 J
- Düsseldorf 1 – 1 A 9
- Frankfurt (Main) 1 – 2 C
- Hamburg 12 – 6 X
- Hamburg 36 – 6 X
- Hamburg-Lokstedt – 6 U
- Heidelberg 1 – 13 A
- Mannheim 1 – 13 C
- Weinheim – 13 G
- Augsburg 2 – 3 B
- Oberstdorf – 3 K 8
- Würzburg 1 – 5 D
- Stuttgart 1 – 4 G
- Göppingen 1 – 4 D
Anlage 1
Da sich dieser Artikel auf das niedersächsische Versuchspostamt Delmenhorst konzentriert, folgen jetzt keine Abbildungen der Amtsblatt-Anlagen mit dem Stempelmuster, sondern ein Einlieferungsschein und ein R-Brief von Delmenhorst:
Einlieferungsschein, Unterscheidungsbuchstaben xa unter dem Numerator, f daneben und a unter dem Datum.
Beleg vom 30.3.62 von Delmenhorst nach München, Unterscheidungsbuchstaben xa unter dem Numerator, f daneben und a unter dem Datum.
Es sind von Delmenhorst zwei verschiedene Stempel bekannt.
Stempel vom 6.3.62 mit den Unterscheidungsbuchstaben xb unter dem Numerator, g daneben und b unter dem Datum.
Bisher können über Original oder Kopie 77 Belege nachgewiesen werden.
Der erste bekannte Beleg stammt vom 22.2.1962, der letzte Brief vom 15.1. 1963.
Die Verteilung dieser Belege erstreckt sich in Delmenhorst von Februar 1962 bis Dezember 1962 mit einem klaren Schwerpunkt auf die ersten Monate des Testzeitraums:
Delmenhorst 1 – 9 J:
Monat | Unterscheidungs- buchstaben xa, f, a |
Unterscheidungs- buchstaben xb, g, b |
Februar 1962 | 6 | 3 |
März 1962 | 26 | 11 |
April 1962 | 10 | 1 |
Mai 1962 | 2 | 6 |
Juni 1962 | 0 | 0 |
Juli 1962 | 5 | 0 |
August 1962 | 1 | 1 |
September 1962 | 0 | 0 |
Oktober 1962 | 0 | 0 |
November 1962 | 1 | 2 |
Dezember 1962 | 0 | 1 |
Januar 1963 | 0 | 1 |
Letzte Aktualisierung: 16. März 2024
Herr Friedrich J. Opaterny, Zirndorf hat im März 2000 auf Basis aller Versuchsorte und intensiver Marktbeobachtung für Delmenhorst eine hochgerechnete Menge von 8.000 Briefen mit zweifarbigem Nummernstempel ermittelt.
Die Recherche obiger Belege erfolgte über das Durchforsten von Auktionsangeboten. Interessant ist hier zu beobachten, wie einzelne Belege durch die Hände verschiedenen Anbieter gehen, sicher mit dem Ziel einen anderen Preis zu erzielen.
Verfolgen Sie auch einzelne Briefe?
Gern nehme ich zur Vervollständigung dieser Darstellung Scans weiterer Belege vom Versuchsstempel Delmenhorst entgegen.
Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, 25. Januar 1963, Nr. 12, Verfügungsnr. 49/1963
Verfügung Nr. 49
Auszug aus der Verfügung Nr. 49: Die Versuche mit den besonderen zweifarbigen (selbstfärbenden) Nummernstempel für die Annahme von Einschreibsendungen werden nach dem betrieblich unbefriedigenden Ergebnis der Erprobung eingestellt.
Die Geräte sind von den Annahmeschaltern zurückzuziehen und dem PTZ Darmstadt zu übersenden.
Die gleichzeitig versuchsweise eingesetzten einfarbigen (selbstfärbenden) Nummernstempel für Einlieferungsbescheinigungen über Einschreibsendungen haben sich bei der Erprobung bewährt und sind weiter zu verwenden.
Über die allgemeine Ausstattung der Annahmeschalter wird besonders verfügt werden.
Quellen:
- Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, 16. Februar 1962, Nr. 17, Verfügungsnr. 93/1962
- Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, 25. Januar 1963, Nr. 12, Verfügungsnr. 49/1963
- DBZ, Nr. 21, 1983, Kurt Wilk
- Friedrich J. Opaterny, Zirndorf