Die zweiten Einschreibzettel der Deutschen Reichspost – OPD Gruppendrucke

In einem früheren Artikel hatte ich mich mit den ersten Einschreibzetteln der Deutschen Reichspost beschäftigt. Diesen Beitrag können Sie zur Einstimmung gern hier nachlesen.

Wir begeben uns jetzt in das Jahr 1875. Mit dem Amtsblatt der Deutschen Reichspostverwaltung Nummer 63 vom 7. August 1875 wird in der Verordnung 161 geregelt:

„Einführung neuer Zettel zur Bezeichnung der Einschreibbriefsendungen“ ab 1. September 1875:

Auszug aus Amtsblatt Deutschen Reichspostverwaltung, Nummer 63, Verordnung 161, 7. August 1875

Der wesentliche Unterschied zu den ersten Ausgaben ist die Nennung des Ortes auf dem Zettel. Und die Zettel erscheinen noch ohne den Buchstaben „R“. Dieses erfolgt erst im Jahre 1883.

Ein feines, kleines, abgeschlossenes Sammelgebiet von 1875 bis 1883.

Der Aufbrauch dieser Zettel dauerte wie alle Einschreibzettel der folgenden Postperioden über die Einführung der folgenden Einschreibzettel hinaus. Der jüngste mir vorliegende Beleg stammt aus dem Jahr 1892.

Dieses ist die Einleitung in diesen Zeitabschnitt. Sechs weitere Artikel werden folgen, da durch die Zuständigkeiten der Oberpostdirektionen (OPD) und der Auswahl unterschiedlicher Druckereien verschiedene Zettelvarianten produziert worden sind.

In diesem und den folgenden Beiträgen werden die Gebiete der OPD mit den Gruppendrucken der Norddeutschen, der Westfälisch-Oldenburgisch-Bremische und der Hessisch-Braunschweigisch-Württembergische Gruppe vorgestellt, soweit in diesen Gebieten Orte aus dem heutigen Niedersachsen liegen.

Gleich bei allen Zetteln sind die in schwarz geschriebenen Ortsnamen, das Wort Eingeschrieben in rot und die roten Rahmen. Alle Zettel sind aus einem Bogen ausgeschnitten und daher ungezähnt.

Die Unterschiede der Varianten ergeben sich durch die Schreibweise der Nummer (No.No mit zwei Strichen unter 0, – o hochgestellt) und der Farbwahl der dritten Zeile.

1. Norddeutsche Gruppe mit den OPD Hamburg, Hannover, Kiel, Schwerin und Lübeck. Herstellung in der Druckerei Schlüter in Hannover in Bogen zu 100 Stück:

Zettel Typ 2161, im Einsatz ab 1.9.1875:

Cuxhaven. No. und Numerator in rot mit Punkt

Zettel Typ 2162, im Einsatz ab 1877:

Alfeld i. Hnvr. No. und Numerator mit Punkt in schwarz

2. Westfälisch-Oldenburgisch-Bremische Gruppe mit den OPD Arnsberg/Dortmund, Bremen, Minden, Münster und Oldenburg. Herstellung in der Druckerei Bruns in Minden in Halbbogen zu 50 Stück:

Zettel Typ 2171, im Einsatz ab 1.9.1875:

Harpstedt. No mit zwei Strichen und Numerator mit Punkt in rot

Zettel Typ 2172, im Einsatz ab 1877:

Grossefehn. No mit zwei Strichen und Numerator mit Punkt in schwarz

3. Hessisch-Braunschweigisch-Württembergische Gruppe mit den OPD Braunschweig, Darmstadt, Frankfurt, Kassel und Stuttgart. Herstellung in der Druckerei Osterrieth in Frankfurt/Main in Halbbogen zu 50 Stück:

Zettel Typ 2191, im Einsatz ab 1.9.1875:

Salder. Nº und Numerator in rot ohne Punkt

Zettel Typ 2192, im Einsatz ab 1877:

Königslutter. Nº und Numerator in schwarz ohne Punkt

Es ist eine Freude, die über 100 Jahre alten Belege zu betrachten.

In den nachfolgen Beiträgen in den kommenden Monaten stelle ich die verschiedenen Typen mit Belegen und losen Zetteln vor:

  • Norddeutsche Gruppe Zettel Typ 2161, voraussichtlich ab 1. April 2025
  • Norddeutsche Gruppe Zettel Typ 2162, voraussichtlich ab 1. Mai 2025
  • Westfälisch-Oldenburgisch-Bremische Gruppe Zettel Typ 2171, voraussichtlich ab 1. Juni 2025
  • Westfälisch-Oldenburgisch-Bremische Gruppe Zettel Typ 2172, voraussichtlich ab 1. Juli 2025
  • Hessisch-Braunschweigisch-Württembergische Gruppe Zettel Typ 2191, voraussichtlich ab 1. August 2025
  • Hessisch-Braunschweigisch-Württembergische Gruppe Zettel Typ 2192, voraussichtlich ab 1. September 2025

Quellen:

  • Amtsblatt Deutschen Reichspostverwaltung, Nummer 63, Verordnung 161, 7. August 1875
  • Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.
  • Typenaufstellung und Bewertung der deutschen R-Zettel-Gruppendrucke von 1875 bis 1934, Rolf Neckermann, 2011, morgana edition, Moderne Postgeschichte Band 14

Der Strukturwandel auf dem Land – Filialvakanzen der Deutschen Post AG

Die Deutsche Post hat weiterhin etwas zu wenige Postfilialen auf dem Land. Wie aus einem Schreiben der Bundesnetzagentur hervorgeht, waren der Aufsichtsbehörde am 23. Februar 2024 in Deutschland 125 Standorte bekannt, die trotz der staatlichen Vorgaben nicht besetzt waren.

Im Verhältnis zu den 12.000 Pflichtstandorten, die die Post bundesweit haben muss, sind die Defizite gering – in fast 99 Prozent der Orte ist die Post mit einer Filiale präsent.

Dem Postgesetz zufolge muss es in jeder Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Filiale geben. Ab 4000 Einwohnern darf eine Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer. Mit Postfilialen sind in den allermeisten Fällen Partnerfilialen gemeint, die auch einen Postschalter haben, etwa Supermärkte, Einzelhandelsgeschäfte oder Kioske.

Eine unterjährige Schwankung der Filialvakanzen ist nicht unüblich, da sich Geschäftsaufgaben nicht gleichmäßig über das Jahr verteilten. Tatsächlich macht der Post der Strukturwandel im Einzelhandel auf dem Land zu schaffen. Macht in einem Dorf der einzige Händler dicht, der ein Postangebot hat, so kann es sein, dass vor Ort kein anderer Einzelhändler als Alternative übrig ist.

In Niedersachsen gibt es zu diesem Stichtag laut Bundesnetzagentur zwölf unbesetzten Standorte. Zur Illustration dieses Beitrages habe ich nach passenden Einschreibzetteln Ausschau gehalten:

1. 21357 Barum (Landkreis Lüneburg)

Leider kann ich diesen Ort nicht mit einem R-Zettel belegen.

In nur 40 km Entfernung gibt es einen weiteren Ort mit dem Namen Barum, im Landkreis Uelzen und der Postleitzahl 29576.

2. 21394 Westergellersen (Landkreis Lüneburg)

R-Zettel 3141 Westergellersen. Einschreibzettel mit der früheren Postleitzahl 3141. Diese wurde bis ca. 1977 verwendet und anschließend von der neueren vierstelligen Postleitzahl 2121 abgelöst

3. 21717 Fredenbeck (Landkreis Stade)

R-Zettel 21717 Fredenbeck 1

4. 27607 Geestland Debstedt (Landkreis Cuxhaven)

R-Zettel 27607 Langen bei Bremerhaven 6, Debstedt hieß seit dem 1. März 1974 Langen 6. Seit dem 1. Januar 2015 ist Debstedt eine Ortschaft in der neugegründeten Stadt Geestland

5. 29339 Wathlingen (Landkreis Celle)

R-Zettel 29339 Wathlingen

6.  29525 Uelzen-Oldenstadt (Landkreis Uelzen)

R-Zettel 29525 Uelzen 5, Ortsteil der Hansestadt Uelzen

7. 38228 Salzgitter-Fredenberg

R-Zettel 38228 Salzgitter 23, Stadtteil Fredenberg innerhalb des Stadtteils Lebenstedt

8. 38268 Lengede-Woltwiesche (Landkreis Peine)

R-Zettel 38268 Lengede 1 mit Unterscheidungsbuchstaben ZZ. R-Zettel der Postagentur vom Tag der Eröffnung am 19. November 1996 in Woltwiesche.

Kurzgeschichte: Schreibweise von Woltwische ohne „e“ z.B. auf Einschreibzetteln mit dem Amtskennzeichen 16 A oder PLGZ (20b) und 20. Später nach Eingemeindung 3325 Lengede 2, mit der veränderten Schreibweise Woltwiesche mit „e“.

9. 38446 Wolfsburg-Reislingen

R-Zettel 38446 Wolfsburg 22, Stadtteil Reislingen

10. 38524 Sassenburg-Grußendorf (Landkreis Gifhorn)

R-Zettel 38524 Sassenburg 3, Ortsteil Grußendorf

11. 49124 Georgsmarienhütte-Harderberg (Landkreis Osnabrück)

R-Zettel 49124 Georgsmarienhütte 4, Stadtteil Harderberg

12. 49219 Glandorf (Landkreis Osnabrück)

R-Zettel 49219 Glandorf

Ich vermute eine ungenügenden Postversorgung in Barum und Westergellersen seit einiger Zeit. In den Verzeichnissen gibt es von diesen zwei Orten keinen Hinweis auf R-Zettel mit fünfstelligen Postleitzahlen.

In diesen bisher unbesetzten Orten soll nach den Vorgaben der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) eine Postfiliale oder Partnerfiliale (früher Postagentur) geöffnet haben.

Die Deutsche Post AG betreibt neben den übriggebliebenen eigenen Postfilialen etwa 12.800 Partnerfilialen und über 14.000 Packstationen.

Das neue Postgesetz zum 1. Januar 2025 ermöglicht unter dem Eindruck verstärkter Digitalisierung und Versandhandel E-Commerce den Betrieb von automatisierten Stationen (sogenannte Poststationen) anstelle von neuen (bedienenden) Angebotsstellen.

Beispiel für eine Poststation: Rohmerplatz 33-37, 60486 Frankfurt am Main, im September 2023

Beispiel für eine Poststation mit dem Hinweis 701 über dem Display, Beschriftung Posthorn mit DHL, links, und Poststation, rechts, auf der Frontseite: Adenauer Str. 7, 89233 Neu-Ulm, im Oktober 2024

Poststationen sind Automaten, an denen Briefmarken gekauft, Briefe eingeworfen sowie Pakete abgegeben oder abgeholt werden können. Diese Automaten werden zukünftig der Filialnetz-Pflicht angerechnet.

Das neue “Gesetz zur Modernisierung des Postrechts“ löst Regelungen aus den 90er Jahren ab, die angesichts unserer zunehmend digitalisierten Gesellschaft mit deutlichem Rückgang der Briefmengen und einem starken Anstieg der Paketmengen nicht mehr zeitgemäß waren.

Den zukünftigen Kunden in den Partnerfilialen in den sechs Orten ist zu wünschen, dass sie bald in der bekannten, genormten Einrichtung im Farbton Ginstergelb, RAL 1032, willkommen geheißen werden. Oder wenigsten eine Poststation vorfinden werden.

Quelle:

Foto vom Autor, September 2023

Offene Fragen:

Welcher Leser kann R-Zettel mit 5-stelliger Postleitzahl von Barum und Westergellersen, gern per Scan, vorlegen?

Haben Sie Hinweise auf frühere Poststellen in diesen beiden Orten, z.B. mit Poststellen II Stempeln oder gar Einschreibzetteln zur Vervollständigung dieses Artikels?

Fahrbare Postschalter – mobile Annahmestelle (mAst) – Celle

Bitte lesen Sie zur Einstimmung in das Thema „Fahrbarer Postschalter“ die Einführung, hier.

Der Kurs aus 3100 Celle startete am 3. Mai 1971 und wurde am 30. Juni 1988 beendet. Der verwendete R-Zettel 3100 Celle hatte den Unterscheidungsbuchstaben „f“. Der Tagesstempel führte die Buchstaben „ab“.

R-Zettel 3100 Celle 1, mit Unterscheidungsbuchstabe „f“, Postsache

R-Zettel vom obigen Beleg

Der unscheinbare Einschreibzettel bei diesem Kurs lässt sich nur durch Bestätigung der zuständigen Postämter oder mit Belegen, mit aussagekräftigen Absenderangaben nachweisen.

Haltepunkte mit Ortsbezeichnung und Haltezeiten:

  • 3101 Wienhausen 4, Bockelskamp, Schulstr., mo-fr 9.05 Uhr bis 9.40 Uhr,
  • 3101 Wienhausen 5, Oppershausen, Lindenplatz, mo-fr 9.55 Uhr bis 10.30 Uhr,
  • 3101 Wienhausen 6, Offensen, Wienhäuser Str. 2, mo-fr 10.40 Uhr bis 11.05 Uhr,
  • 3101 Wienhausen 7, Schwachhausen, Offenser Str., mo-fr 11.10 Uhr bis 11.20 Uhr,
  • 3101 Wienhausen 8, Nordburg, Campingplatz, mo-fr 11.30 Uhr bis 11.40 Uhr,
  • 3101 Langlingen 4, Nienhof, Dorfplatz, mo-fr 11.50 Uhr bis 12.25 Uhr,
  • 3101 Langlingen 5, Hohnebostel, Unter den Eichen 3, mo-fr 12.55 Uhr bis 13.25 Uhr,
  • 3101 Langlingen 6, Wiedenrode, Dorfmitte, mo-fr 13.35 Uhr bis 13.50 Uhr,
  • 3101 Eicklingen 5, Sandlingen, Trift, mo-fr 14.00 Uhr bis 14.20 Uhr,
  • 3101 Eicklingen 4, Groß Eicklingen, Sandlinger Str., mo-fr 14.25 Uhr bis 15.05 Uhr.

Schreiben der Oberpostdirektion Hannover an das Bundesministerium in Bonn vom 4. März 1971

Der geplante fahrbarer Postschalter wurde als eine Rundfahrt von ca. 50 km angelegt.

Dieser Brief verdeutlicht den wirtschaftlichen Versuch, die Versorgung in diesen Orten zu organisieren. Poststellen II sind aufgehoben worden oder Orte wurden erstmals postalisch bedient.

Schreiben vom Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen an die Oberpostdirektion Hannover vom 23. März 1971. Regelungen zur Bezahlung und Tagesentschädigung.

Zu den Orten der Samtgemeinde Flotwedel gehören Bröckel, Eicklingen, Langlingen und Wienhausen.

Das Postamt Celle informiert im April 1971 die Postkunden über den Einsatz des „Postamt auf Rädern“ in der Samtgemeinde Flotwedel

Der Streckenplan östlich der B 214 als Teil der Postkunden Information

Der fahrbare Postschalter aus Celle

Der fahrbare Postschalter aus Celle wurde beim Postamt Celle 3 in der 77er Str. 54 geparkt.

Der fahrbare Postschalter aus Celle, links davon eine Telefonzelle und dahinter das Halteplatz Schild

In Groß Eicklingen wurde laut Schild der fahrbare Postschalter von 14.25 Uhr bis 15.05 Uhr erwartet

Der Amtsvorsteher beim Postamt Celle informierte alle Haushaltungen im Juli 1988 über das Ende des fahrbaren Postschalters. Als Ersatz wurde ein motorisierter Landzusteller angekündigt

Alle beschriebenen Orte liegen im Landkreis Celle.

Quellen:

  • Fotos vom Autor November 1985
  • Unterlagen vom Postamt 3100 Celle 1