Vom „C“ zum „K“

Schreibweise

Gelegentlich kommt es vor, dass ein Ort seine Schreibweise ändert. Das vermutlich bekannteste Beispiel ist Colonia, Cologne, Cöln und dann Köln.

Auch in Niedersachsen gibt es Orte, die ihren ersten Buchstaben gewechselt haben.

Vom „C“ zum „K“:

Calefeld, jetzt Kalefeld aus dem Landkreis Northeim, früher Landkreis Osterode:

Calefeld (Kr. Osterode, Harz) 5.9.1929, Poststempel Kalefeld, Absender gedruckt auf Umschlag Kalefeld. Der Stempel ist bereits erneuert, der frühere R-Zettel mit alter Schreibweise wird aufgebraucht. R-Brief nach Göttingen.

R-Zettel 3351 Kalefeld

Herr Hantke vom Heimatverein Kalefeld gibt folgende Erläuterung:

„Im Jahr 1926 hat es „Irritationen zur Schreibweise von Kalefeld mit C oder K gegeben. Nach einer Eingabe des zuständigen Kreisausschusses des Landkreises Osterode am Harz hat der Präsident des Preußischen Statistischen Landesamts am 28. Juli 1926 dem Kreisausschuss mitgeteilt, dass „maßgebend für die Schreibweise von Ortsnamen das im Preußischen Statistischen Landesamt in Bearbeitung befindliche Gemeindelexikon“ sein soll. Nach diesen Grundsätzen ist der Orts- und Gemeindename Kalefeld im Anlaut mit „K“ zu schreiben. Der Regierungspräsident in Hildesheim hat daraufhin mit Einverständnis des Herrn Minister des Inneren am 11. Oktober 1926 öffentlich bekanntgemacht, dass die genannte Ortschaft mit dem Anfangsbuchstaben „K“ zu schreiben ist.“

Catlenburg, jetzt Katlenburg aus dem Landkreis Northeim:

R-Zettel aus Catlenburg und 20b Katlenburg

Einen tiefen Einblick in die Geschichte wirft Frau Witte, die Ortsheimatpflegerin der Gemeinde Katlenburg-Lindau:

„In den Urkunden, die in lateinischer Sprache abgefasst sind, wird Katlenburg mit C geschrieben und beziehen sich auf die Burg und das Kloster Katlenburg. In den Annalen des Lampert von Hersfeld von 1075 wird Dietrich II. „als comes de Cadalenburg“ bezeichnet. In einer Urkunde des Bischofs von Hildesheim wird die Zerstörung des Klosters durch Brandstiftung 1346 berichtet: dat closter tho Cathelborg. Das Katlenburger Lagerbuch on 1525 schreibt dann Katelenborch, also mit K. Eine Karte von ca. 1617 verwendet wieder das C, also Catlenburg ebenso der Merianstich von 1654. Das heißt, die Schreibweise ist uneinheitlich. Der Name bezieht sich nur auf die Burg, später Kloster und dann Domäne, nicht auf die Ortschaft am Fuße des Burgbergs. Diese wurde 1483 als „in deme dome to Kathelenborch“ erwähnt. Der Name „Duhm“ oder auch Katlenburg-Duhm war bis 1974 für den heutigen Ort gebräuchlich, ab dann heißt der Ort offiziell nur noch Katlenburg. Auf alten Postkarten aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg hat man die Schreibweise mit C verwendet.“

Colenfeld, jetzt Kolenfeld, aus der Region Hannover, 3050 Wunstorf 7 und früher Landkreis Neustadt am Rübenberge:

Colenfeld, R rechtsstehend,  18.9.1896, Poststempel Colenfeld, R-Brief nach Neustadt.

R-Zettel Kolenfeld, mit der früheren Landkreisbezeichnung Neustadt am Rübenberge

Herr Fesche, Stadtarchivar der Stadt Wunstorf, steuert aus der Geschichte folgendes bei:

„Historisch ist Kolenfeld über Jahrhunderte mit C geschrieben worden, noch im 19. Jahrhundert schrieb man durchgängig „Colenfeld“. Auch in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts blieb das so. Die Protokolle des Gemeinderats schreiben bis zum Oktober 1938 „Colenfeld“. Das ändert sich mit der Einführung des neuen Bürgermeisters Bergmann: Diese war im November 1938, und fortan wird in den Niederschriften „Kolenfeld“ geschrieben, ebenso in den Akten der Gemeindeverwaltung. (Andere Behörden, z.B. das Amtsgericht schreiben aber noch eine Weile „Colenfeld“, bis sich die Schreibweise mit K vollständig durchsetzt). Einen förmlichen Beschluss sucht man allerdings in Protokollen oder Akten vergeblich.

Als Folge der Reichseinigung 1871 ist auch eine Vereinheitlichung der deutschen Sprache bzw. Rechtschreibung angestrebt worden. 1880 erschien erstmals Konrad Dudens Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bei der „Orthographische Konferenz“ von 1901 in Berlin wurde auch über die Schreibung von Ortsnamen beraten. Dabei einigte man sich auf Kassel statt Cassel, Köln statt Cöln und Köthen statt Cöthen, verfolgte dies aber nicht konsequent, so dass es z.B. beim Städtenamen Cottbus blieb. Dennoch, so nehme ich an, dürfte sich in der Folgezeit die Ersetzung der C-Schreibung durch eine K-Schreibung weiter durchgesetzt haben. Dies entsprach auch Tendenzen zur „Verdeutschung“ des Sprachgebrauchs im Deutschen Reich, bzw. zur „Bereinigung“ von vermeintlich fremden, etwa französischen anmutenden Einflüssen. Vor allem im und in Folge des Ersten Weltkriegs setzten sich diese Tendenzen weiter durch.“

Nach dem Studium dieser Zeilen ist fast alles klar. Aber es geht auch anders herum.

Vom „K“ zum „C“:

Koppenbrügge, jetzt Coppenbrügge im Landkreis Hameln-Pyrmont.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist coppen-beleg_000022-1024x569.jpg

R-Brief von Coppenbrügge vom 4.7.1883 nach Beedenbostel via Celle

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist coppen-rz_000023.jpg

R-Zettel vom obigen Beleg

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist s-l1600-kopp-1.jpg

Reklamemarke Kaffee Hag mit dem Wappen des Ortes, als Ersatz für einen fehlenden R-Beleg

Die Schreibweise des Ortes hat mehrfach gewechselt. Laut Wikipedia 1380 mit K, wenige Jahre später mit C. In einem Artikel im Mitteilungsblatt der Arge R- und V-Zettel aus dem Jahre 2009 werden Belege mit unterschiedlicher Schreibweise abgebildet. 1891 mit C, 1923 und 1929 mit K. Am 15. Januar 1929 wurde durch den Vorsitzenden des Kreisausschusses des Kreises Hameln-Pyrmont, Dr. Loeb-Caldenhof*, in einer Zeitungsanzeige die folgende Bekanntmachung veröffentlicht:

„Im Einverständnis mit dem Herrn Minister des Innern hat der Herr Regierungspräsident in Hannover die Schreibweise des Namens des Fleckens Coppenbrügge im Kreise Hameln-Pyrmont mit „C“ im Anlaut landespolizeilich festgestellt. Hameln, den 15. Januar 1929.“

(*Dr. Loeb-Caldenhof, 1919-1933 Landrat im Kreis Hameln)

Koppengrave, jetzt Coppengrave aus dem Landkreis Hildesheim, seit dem 1.11.2016 der Samtgemeinde Leinebergland zugehörig:

R-Zettel (20a) Koppengrave über Alfeld (Leine) und 3221 Coppengrave

Herr Fesche beschreibt in seinem Beitrag die Folgen der Orthographischen Konferenz von 1901. Damit erklärt sich auch, dass vielerorts weiter Ortsnamen mit „C“ geschrieben werden, auch wenn der Ort wie „K“ ausgesprochen wird, beispielhaft: Cadenberge, Calberlah, Clausthal, Cloppenburg, Coppenbrügge oder Cuxhaven.

Quellen:

  • Heimatverein Kalefeld, 1. Vorsitzender, Herr Dietmar Hantke
  • Gemeinde Katlenburg-Lindau, Ortsheimatpflegerin, Frau Annelie Witte
  • Stadt Wunstorf, Fachdienst Kultur, Herr Klaus Fesche
  • Reinhold Bartels, Mitteilungsblatt der Arge R- und V-Zettel e.V., Nr. 158, Seiten 21-25

Offene Frage:

  • Welche noch nicht erwähnten Orte habe in Niedersachsen ihre Schreibweise geändert?

Ein Tipp, passend zu diesem Artikel. Bitte lesen Sie auch den Bericht über die Orte mit dem Namenszusatz Bad.