Vergißmeinnicht: Die Postleitzahl

Die vierstelligen Postleitzahlen werden eingeführt:

Die Werbekampagne für das neue Postleitzahlensystem in der alten Bundesrepublik wurde am 27. März 1962 mit einer Pressekonferenz in Anwesenheit von Postminister Richard Stücklen gestartet.

Mit bisher unbekanntem finanziellem Umfang hatte die Deutsche Bundespost für die Nutzung der neuen vierstelligen Postleitzahlen mit dem Slogan „Vergißmeinnicht: Die Postleitzahl“ geworben. Mit einer schnellen Einführung und hoher Akzeptanz bei den Postkunden sollten Rationalisierungseffekte bei der Bundespost gewonnen werden.

Eine umfangreiche Werbekampagne mit u.a. Werbefilmen, TV-Spots, Unterhaltungssendungen im ZDF mit Peter Frankenfeld und Walter Spahrbier und Teilnahmen auf Messen sollte den Erfolg bringen.

Ein kleiner Baustein der Kampagne der Deutsche Bundespost waren dreieckige, gelbe Aufkleber (untere Länge ca. 43 mm).

Unter fünf Vergißmeinnicht-Blüten lautet die Inschrift: „Vergiß mein nicht: DIE POSTLEITZAHL“, darunter Postleitzahl und Ortsbezeichnung des verausgabenden Postamtes.

Die nachfolgend abgebildeten Aufkleber dokumentieren die neuen vierstelligen Postleitzahlen und zeigen beispielhaft die noch nicht vollzogenen vierstelligen Postleitzahlen am Beispiel von 287 Delmenhorst (2870) oder 3 Hannover-Döhren (3000).

Auch die Nennung der früheren Ortsnamen, die später bei den Gebietsreformen weggefallen sind, wird festgehalten.

R-Brief von 3171 Allerbüttel nach Hannover, Poststempel 3 Gifhorn 8. August 1962. Poststellen II Stempel 3171 Allerbüttel. R-Zettel noch nicht umgestellt auf Postleitzahl, weiter mit Amtskennzeichen (AKZ) Gifhorn (Land) 12 X. Adresse und R-Zettel ohne Postleitzahl

Ein schöner Landpost-Beleg, eine zusätzliche Besonderheit verbirgt sich auf der Rückseite:

Die Absenderin klebte einen Aufkleber auf die Rückseite ihres Briefumschlages und wirbt für Ihre neue Postleitzahl 

Aufkleber „Vergiss Mein Nicht“ vom obigen Beleg

Brief von 4491 Rhederfeld nach Syke, Poststempel Papenburg 28. August 1962, Poststellen II Stempel 4491 Rhederfeld Gem. Rhede

Aufkleber „Vergiss Mein Nicht“ vom obigen Beleg

In einem Handbuch der Arge Briefpostautomation e.V., „Werbung für Postleitzahlen der Deutschen Postanstalten“ haben interessierte Sammler die Orte zusammengetragen, von denen u.a. der Einsatz der dreieckigen Aufkleber belegt ist. Die Auflistung umfasst 294 Orte, davon 31 aus Niedersachsen. Wie immer bei veröffentlichter Literatur dürften seit dem Erscheinen 2002 Nachträge bekannt geworden sein.

Ich kann die folgenden Orte aus Niedersachsen ergänzen:

  • 2831 Groß Henstedt, 17. 11. 1962, später 2830 Bassum im Landkreis Diepholz
  • 2831 Natenstedt, 4.10.1962, später 2832 Twistringen im Landkreis Diepholz

  • 2851 Sellstedt, später 2858 Schiffdorf 6 im Landkreis Cuxhaven

  • 2941 Nord Dunum, später 2943 Dunum 2 im Landkreis Wittmund

  • 2945 Sanderbusch, später 2945 Sande im Landkreis Friesland

  • 3 Hannover-Döhren, später 3000 Hannover 81 in der Landeshauptstadt

  • 3111 Nateln, später 3111 und 3115 Rosche im Landkreis Uelzen

  • 3171 Allerbüttel, 8.8.1962, Beleg s.o., später 3171 und 3178 Calberlah im Landkreis Gifhorn

  • 3201 Söhlde, später 3201 Söhlde 2 im Landkreis Hildesheim
  • 3261 Engern, 30.11.1970, später 3260 Rinteln 8 im Landkreis Schaumburg

  • 3301 Rautheim, später 3300 Braunschweig 64

  • 3341 Klein Flöthe, später 3344 Flöthe 2 im Landkreis Wolfenbüttel

  • 3451 Lobach, später 3454 Bevern im Landkreis Holzminden

  • 4491 Rhederfeld, 28. August 1962, Beleg s.o., später 2994 Rhede im Landkreis Emsland

Eine Ergänzung zu den obigen Abbildungen. Im Buch der Arge Briefpostautomation e.V. „Werbung für Postleitzahlen der Deutschen Postanstalten“ ist der nachfolgen Aufkleber aufgelistet. Hier die passende Abbildung:

  • 287 Delmenhorst, später 2870 Delmenhorst

Die mir bekannten Belege mit Vergissmeinnicht-Aufklebern auf der Vor- oder Rückseite eines Beleges sind zwischen dem 8. August 1962 und dem 30. November 1970 gelaufen.

Zur Ergänzung:

Am 3. November 1961 wurden die Einführung der vierstelligen Postleitzahlen im Amtsblatt des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen Nr. 126 bekanntgegeben:

Die Bekanntgabe der vierstelligen Postleitzahlen im Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, Nr. 126, 3. November 1961

Auszug aus dem Amtsblatt, alle Orte wurden namentlich aufgelistet, hier ein Blick auf Orte mit „H“

Die Auflistung der Orte reichte von A, wie 8971 Aach (Allgäu)/über Oberstaufen bis Z 4191 Zyfflich/über Kleve.

Beide Orte sind jeweils eingemeindet und habe so ihre besondere Stellung in diesem Alphabet verloren. Beide verweisen über die A bis Z Auflistung auf eine andere Gemeinsamkeit hin. Beide Orte sind Grenzorte. Aach zu Österreich und Zyfflich zu den Niederlanden.

Jeder Haushalt erhielt ein kostenloses Verzeichnis mit vierstelligen Postleitzahlen.

Postleitzahlen, 1961, Herausgegeben und bearbeitet vom Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen

Offene Fragen:

  • Wie gelangte der Postkunde ab 1961 an diese Aufkleber?
  • Wie viele Exemplare des Aufklebers waren auf einem Blatt zusammengestellt?
  • Wie sieht ein komplettes Blatt mit den dreieckigen Aufklebern aus?
  • Wer könnte bitte weitere passende Aufkleber auf Belegen nachweisen? Vielen Dank für Ihre Zuschrift!

Quellen:

  • Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen, Nr. 126, 3.11.1961, Einführung der vierstelligen Postleitzahlen
  • Das Archiv 2/2020
  • Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 1/1993
  • Arge Briefpostautomation e.V., Werbung für Postleitzahlen der Deutschen Postanstalten, Mai 2002

Die Deutsche Bundespost Berlin brachte am 13. Oktober 1977 ein Vergissmeinnicht (Myosotis palustris) in der Wohlfahrtsmarken-Serie Wiesenblumen an den Postschalter, Michel Nr. 559. Wert 70 + 35 Pfennige

Am 10. August 2017 kam innerhalb der Freimarkenserie der Deutschen Post Blumen ein Vergissmeinnicht in den Postverkehr, Michel Nr. 3324. Wert 345 Cent