Telegraphie im Deutschen Reiches mittels Einschreiben:
Frau Bürgermeister Jahns, Dringend nach Elze …Facharzt…? P.P., ein kleinformatiger Beleg aus dem Jahr 1879. (Format 7,3 cm x 12,9 cm klein)
Die Geschichte der Telegraphie und der Telegramme beginnt 1684. Die Details der Telegramm-Geschichte sind sehr umfangreich und würden dieses Format „sprengen“. Am Ende des Beitrags verweise ich auf Literaturquellen, die sehr lesenswert sind.
Wie erklärt man heute jungen Menschen, was ein Telegramm ist? Wohl alle Haushalte haben Zugang zu einem Telefon, einem Smartphone oder dem Internet. Dieses macht ein Telegramm in der heutigen Zeit überflüssig.
Das Wort Telegramm setzt sich aus dem griechischen Tele = fern und Gramma = Buchstabe zusammen. Ein Telegramm ist eine telegraphisch übermittelte Botschaft mit Unterstützung von elektrischen, optischen oder akustischen Geräten. Das Telegramm überbrachte Nachrichten schneller als jeder Brief.
Der Text für ein Telegramm wurde persönlich oder telefonisch (Firmen) bei einem Postamt oder einem Telegrafenamt aufgegeben.
Die notierten Angaben wurden mittels Fernschreiber an ein Post- bzw. Telegrafenamt in der Nähe des Empfängers übermittelt.
Von dort wurde die Nachricht mit einem Boten in kurzer Zeit an den Adressaten in Schriftform zugestellt.
In diesem Beitrag geht es um obigen Beleg, ein Telegramm Faltumschlag.
Geschnittener Einschreibzettel vom obigen Beleg Elze in Hannover, ohne Buchstabe „R“. Ein Einschreibzettel der Norddeutschen Gruppe, Typ 2162. Hergestellt von der Firma Schlüter, Hannover in Bögen zu 100 Stück, ungezähnt auf weißem gummierten Papier. Erste und dritte Zeile in schwarzer Schrift.
Für die postalische Weiterbeförderung als Einschreiben wurde eine zusätzliche Gebühr bezahlt.
Verschlussvignette Kaiserlich Deutsche Telegraphie, Adler im Prägedruck
Der Innenteil vom Telegramm, aufgeklappt, trapezförmig geschnitten, Maße 21,5 cm x 24,2 cm.
Der vergrößerte Kopfteil von obigem Beleg, Telegraphie des Deutschen Reiches, Amt Elze
N0. 43/701, aufgenommen von Hand, den 2.4. um 1 Uhr 35 Minuten durch Stöpsel – Telegramm aus Lenchin Land Nr. 45, 13 Worte den 2.4.1879, 4 Uhr 45 Minuten, …Vermittler R…? (Lenchin in der heutigen Ukraine?)
Und jetzt endlich die Nachricht des Telegramms: Gustav außer Gefahr
Der Aufgeber hat die Art der von ihm verlangten Weiterbeförderung in einem taxpflichtigen Zusatz vor der Anschrift geschrieben, wobei die Abkürzung P.P. für Post gilt.
Kein Formular ohne Nummer: C. 187., als Vordruckbezeichnung, unten rechts im Innenteil abgedruckt.
Trotz der technischen Entwicklung bietet die Deutsche Post AG auch heute noch Mini- oder Maxitelegramme an. Zwischen 160 Zeichen und 480 Zeichen kann das Telegramm lang sein. Und zwischen 12,90 € und 22,55 € (Stand 13.10.2019) kostet diese Dienstleistung.
Offene Frage:
Wo liegt Lenchin?
Quellen:
- Katechismus der Deutschen Reichspost, Verlagsbuchhandlung Weber, Leipzig 1882
- Handbuch für Post und Telegraphie, Berlin 1886 Illustriertes Post- und Telegraphen-Handbuch, zum täglichen Gebrauch für jedermann(!), Winter-Ausgabe 1906/7, 19. Jahrgang, Weimar
- Post-, Telegraphen- und Telephonrecht, Verlag von G.A. Gloeckner, Leipzig 1909
- Deutsche Zeitung für Briefmarkenkunde Nr. 21/1966
- Telegraphie des Deutschen Reichs, Geschichte und Katalog 1848-1945, Hans Friedrich Karl Meier zu Eissen, 2013
- Lexikon der Philatelie, Wolfram Grallert
- Katalog der Deutschen und verwandten R- und + V-Zettelformen, Herausgegeben von der Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft R-Zettel und R-Stempel, 2. Auflage Oktober 1966, umgangssprachlich Overmann-Katalog.