Vom „Y“ zum „I“

Schreibweise

Vom „Y“ zum „I“

In einem früheren Artikel bin ich auf die Veränderung der Schreibweise von Ortsnamen eingegangen, vom „C“ zum „K“. 

Beim Typenvergleich von R-Zetteln einzelner Orte bin ich auf Kaierde aufmerksam geworden.

Kaierde ist ein Ortsteil des Fleckens Delligsen im Landkreis Holzminden (ehem. 3223 Delligsen 6). Über viele Jahre gehörte Kaierde zum Landkreis Gandersheim und wurde am 1. April 1974 im Zuge einer Gebietsreform ein Ortsteil des Fleckens Delligsen.

Die Abbildungen zeigen eine unterschiedliche Schreibweise des Ortsnamens, Kayerde und Kaierde:

21.6.1905, Brief von Kayerde nach Hannover. R-Zettel „R“ rechtsstehend, Poststempel Kaierde (Braunschw.). Der Absender wählt auch die Schreibweise in der neuen Form. Der Poststempel ist bereits auf die neue Schreibweise umgestellt. Der ältere R-Zettel mit der früheren Schreibweise wird aufgebraucht.

R-Zettel Kayerde vom obigen Beleg.

Reichs-R-Zettel mit der aktuellen Schreibweise Kaierde.

Einen Hinweis für die Veränderung liefert Herr Ahlswede aus Kaierde, der sich intensiv mit der Heimatgeschichte beschäftigt. Eine erste Vereinheitlichung der Schreibweisen ergab sich durch die ab 1. Oktober 1874 im Königreich Preußen installierten Standesämter. Eine weitere Erklärung ist aus einem Auftrag des Landes Preußen im Jahre 1911 an den Berliner Graphiker Ludwig Sütterlin abzuleiten. Besagter Sütterlin bekam den Auftrag für die seit fast 500 Jahren nebeneinander bestehende lateinische und deutsche Schreibschrift einheitliche Regeln und Schreibweisen zu entwickeln. Im Jahre 1915 wurden beide Schriftarten offiziell an den preußischen Grund- und Volksschulen eingeführt und nebeneinander gelehrt.

Quelle: Herr Albert Ahlswede, Kaierde

Vom „C“ zum „K“

Schreibweise

Gelegentlich kommt es vor, dass ein Ort seine Schreibweise ändert. Das vermutlich bekannteste Beispiel ist Colonia, Cologne, Cöln und dann Köln.

Auch in Niedersachsen gibt es Orte, die ihren ersten Buchstaben gewechselt haben.

Vom „C“ zum „K“:

Calefeld, jetzt Kalefeld aus dem Landkreis Northeim, früher Landkreis Osterode:

Calefeld (Kr. Osterode, Harz) 5.9.1929, Poststempel Kalefeld, Absender gedruckt auf Umschlag Kalefeld. Der Stempel ist bereits erneuert, der frühere R-Zettel mit alter Schreibweise wird aufgebraucht. R-Brief nach Göttingen.

R-Zettel 3351 Kalefeld

Herr Hantke vom Heimatverein Kalefeld gibt folgende Erläuterung:

„Im Jahr 1926 hat es „Irritationen zur Schreibweise von Kalefeld mit C oder K gegeben. Nach einer Eingabe des zuständigen Kreisausschusses des Landkreises Osterode am Harz hat der Präsident des Preußischen Statistischen Landesamts am 28. Juli 1926 dem Kreisausschuss mitgeteilt, dass „maßgebend für die Schreibweise von Ortsnamen das im Preußischen Statistischen Landesamt in Bearbeitung befindliche Gemeindelexikon“ sein soll. Nach diesen Grundsätzen ist der Orts- und Gemeindename Kalefeld im Anlaut mit „K“ zu schreiben. Der Regierungspräsident in Hildesheim hat daraufhin mit Einverständnis des Herrn Minister des Inneren am 11. Oktober 1926 öffentlich bekanntgemacht, dass die genannte Ortschaft mit dem Anfangsbuchstaben „K“ zu schreiben ist.“

Catlenburg, jetzt Katlenburg aus dem Landkreis Northeim:

R-Zettel aus Catlenburg und 20b Katlenburg

Einen tiefen Einblick in die Geschichte wirft Frau Witte, die Ortsheimatpflegerin der Gemeinde Katlenburg-Lindau:

„In den Urkunden, die in lateinischer Sprache abgefasst sind, wird Katlenburg mit C geschrieben und beziehen sich auf die Burg und das Kloster Katlenburg. In den Annalen des Lampert von Hersfeld von 1075 wird Dietrich II. „als comes de Cadalenburg“ bezeichnet. In einer Urkunde des Bischofs von Hildesheim wird die Zerstörung des Klosters durch Brandstiftung 1346 berichtet: dat closter tho Cathelborg. Das Katlenburger Lagerbuch on 1525 schreibt dann Katelenborch, also mit K. Eine Karte von ca. 1617 verwendet wieder das C, also Catlenburg ebenso der Merianstich von 1654. Das heißt, die Schreibweise ist uneinheitlich. Der Name bezieht sich nur auf die Burg, später Kloster und dann Domäne, nicht auf die Ortschaft am Fuße des Burgbergs. Diese wurde 1483 als „in deme dome to Kathelenborch“ erwähnt. Der Name „Duhm“ oder auch Katlenburg-Duhm war bis 1974 für den heutigen Ort gebräuchlich, ab dann heißt der Ort offiziell nur noch Katlenburg. Auf alten Postkarten aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg hat man die Schreibweise mit C verwendet.“

Colenfeld, jetzt Kolenfeld, aus der Region Hannover, 3050 Wunstorf 7 und früher Landkreis Neustadt am Rübenberge:

Colenfeld, R rechtsstehend,  18.9.1896, Poststempel Colenfeld, R-Brief nach Neustadt.

R-Zettel Kolenfeld, mit der früheren Landkreisbezeichnung Neustadt am Rübenberge

Herr Fesche, Stadtarchivar der Stadt Wunstorf, steuert aus der Geschichte folgendes bei:

„Historisch ist Kolenfeld über Jahrhunderte mit C geschrieben worden, noch im 19. Jahrhundert schrieb man durchgängig „Colenfeld“. Auch in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts blieb das so. Die Protokolle des Gemeinderats schreiben bis zum Oktober 1938 „Colenfeld“. Das ändert sich mit der Einführung des neuen Bürgermeisters Bergmann: Diese war im November 1938, und fortan wird in den Niederschriften „Kolenfeld“ geschrieben, ebenso in den Akten der Gemeindeverwaltung. (Andere Behörden, z.B. das Amtsgericht schreiben aber noch eine Weile „Colenfeld“, bis sich die Schreibweise mit K vollständig durchsetzt). Einen förmlichen Beschluss sucht man allerdings in Protokollen oder Akten vergeblich.

Als Folge der Reichseinigung 1871 ist auch eine Vereinheitlichung der deutschen Sprache bzw. Rechtschreibung angestrebt worden. 1880 erschien erstmals Konrad Dudens Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bei der „Orthographische Konferenz“ von 1901 in Berlin wurde auch über die Schreibung von Ortsnamen beraten. Dabei einigte man sich auf Kassel statt Cassel, Köln statt Cöln und Köthen statt Cöthen, verfolgte dies aber nicht konsequent, so dass es z.B. beim Städtenamen Cottbus blieb. Dennoch, so nehme ich an, dürfte sich in der Folgezeit die Ersetzung der C-Schreibung durch eine K-Schreibung weiter durchgesetzt haben. Dies entsprach auch Tendenzen zur „Verdeutschung“ des Sprachgebrauchs im Deutschen Reich, bzw. zur „Bereinigung“ von vermeintlich fremden, etwa französischen anmutenden Einflüssen. Vor allem im und in Folge des Ersten Weltkriegs setzten sich diese Tendenzen weiter durch.“

Nach dem Studium dieser Zeilen ist fast alles klar. Aber es geht auch anders herum.

Vom „K“ zum „C“:

Koppenbrügge, jetzt Coppenbrügge im Landkreis Hameln-Pyrmont.

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R-Brief von Coppenbrügge vom 4.7.1883 nach Beedenbostel via Celle

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R-Zettel vom obigen Beleg

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Reklamemarke Kaffee Hag mit dem Wappen des Ortes, als Ersatz für einen fehlenden R-Beleg

Die Schreibweise des Ortes hat mehrfach gewechselt. Laut Wikipedia 1380 mit K, wenige Jahre später mit C. In einem Artikel im Mitteilungsblatt der Arge R- und V-Zettel aus dem Jahre 2009 werden Belege mit unterschiedlicher Schreibweise abgebildet. 1891 mit C, 1923 und 1929 mit K. Am 15. Januar 1929 wurde durch den Vorsitzenden des Kreisausschusses des Kreises Hameln-Pyrmont, Dr. Loeb-Caldenhof*, in einer Zeitungsanzeige die folgende Bekanntmachung veröffentlicht:

„Im Einverständnis mit dem Herrn Minister des Innern hat der Herr Regierungspräsident in Hannover die Schreibweise des Namens des Fleckens Coppenbrügge im Kreise Hameln-Pyrmont mit „C“ im Anlaut landespolizeilich festgestellt. Hameln, den 15. Januar 1929.“

(*Dr. Loeb-Caldenhof, 1919-1933 Landrat im Kreis Hameln)

Koppengrave, jetzt Coppengrave aus dem Landkreis Hildesheim, seit dem 1.11.2016 der Samtgemeinde Leinebergland zugehörig:

R-Zettel (20a) Koppengrave über Alfeld (Leine) und 3221 Coppengrave

Herr Fesche beschreibt in seinem Beitrag die Folgen der Orthographischen Konferenz von 1901. Damit erklärt sich auch, dass vielerorts weiter Ortsnamen mit „C“ geschrieben werden, auch wenn der Ort wie „K“ ausgesprochen wird, beispielhaft: Cadenberge, Calberlah, Clausthal, Cloppenburg, Coppenbrügge oder Cuxhaven.

Quellen:

  • Heimatverein Kalefeld, 1. Vorsitzender, Herr Dietmar Hantke
  • Gemeinde Katlenburg-Lindau, Ortsheimatpflegerin, Frau Annelie Witte
  • Stadt Wunstorf, Fachdienst Kultur, Herr Klaus Fesche
  • Reinhold Bartels, Mitteilungsblatt der Arge R- und V-Zettel e.V., Nr. 158, Seiten 21-25

Offene Frage:

  • Welche noch nicht erwähnten Orte habe in Niedersachsen ihre Schreibweise geändert?

Ein Tipp, passend zu diesem Artikel. Bitte lesen Sie auch den Bericht über die Orte mit dem Namenszusatz Bad.

Insel Neuwerk

Es gibt verschiedene bewohnte Inseln in Niedersachsen, die in späteren Beiträgen vorgestellt werden. Hier erfahren Sie etwas über eine Hamburger Insel, die einmal zu Niedersachsen gehörte.

Die Insel Neuwerk gehört zur Stadt Hamburg, Verwaltungsbezirk Hamburg-Mitte. Etwa 40 Menschen leben auf dieser drei Quadratkilometer großen Insel.

Gruss von der Insel Neuwerk, 31. Mai 1898, von Neuwerk nach Hamburg (*Übersetzung des Textes am Ende des Artikels …von Agathe an Richard…)

Die Insel Neuwerk liegt nordwestlich vor Cuxhaven in der Elbmündung. Man erreicht sie entweder mit dem Schiff, während der Ebbe zu Fuß, auf einem Pferd oder mit dem Wattwagen.

Das imposanteste Bauwerk der Insel, übrigens Hamburg ältestes, ist der Leuchtturm aus dem Jahre 1310 (Michel-Nr. 2800):

Was hat die Insel Neuwerk mit Niedersachsen zu tun?

Zum 1. April 1938 trat das Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen, das sogenannte Groß-Hamburg-Gesetz, in Kraft. Gegenstand dieser Regelungen waren eine Vielzahl von Gebietsänderungen, mit dem Ziel die wirtschaftliche Stellung Hamburgs zu vergrößern. Hamburg wurde um die bis dahin preußischen Städte Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek sowie weitere Gemeinden aus den benachbarten Landkreisen erweitert.

Im Gegenzug gingen verschiedene Hamburger Exklaven, wie die in der Elbmündung liegende Insel Neuwerk, sowie das dortige Festlandsgebiet Amt Ritzebüttel mit der Stadt Cuxhaven an die preußische Provinz Hannover.

 

Reichsgesetzblatt vom 27. Januar 1937, Gesetz über Hamburg und andere Gebietsbereinigungen

Aus dem Gesetzestext zitiert: „Auf das Land Preußen gehen über: … die Stadt Cuxhaven und die Gemeinden Berensch und Arensch, Gubendorf, Holte und Spangen, Oxstedt, Sahlenburg unter Eingliederung in den Landkreis Land Hadeln, Regierungsbezirk Stade…..“

Die Elbinsel Neuwerk ging am 1.10.1969 im Rahmen eines Staatsvertrages vom 3.10.1961 mit Niedersachsen im Austausch gegen einzelne noch der Freien und Hansestadt Hamburg gehörende Geländestücke in Cuxhaven wieder an Hamburg.

Unterzeichnung Staatsvertrag, Hamburgs Erster Bürgermeister Paul Nevermann (2. von links) und Niedersächsischer Ministerpräsident Georg Diederichs (7. von links), 5. Oktober 1962, im Leuchtturm Neuwerk.

Hintergrund des Staatsvertrages war die Planung eines Hamburger Tiefwasserhafens in der Elbmündung. Diese Planung wurde bisher nicht vollzogen. Seit 1990 ist dieses Gebiet Teil des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer.

Eine R-Zettel Chronologie der Insel:

Die Postleitzahl bleibt, der Ort ändert sich von Cuxhaven auf Hamburg, durch den Wechsel des Bundeslandes:

R-Brief von Hamburg-Insel Neuwerk, 21. Januar 1991

R-Zettel Hamburg-Insel Neuwerk

R-Brief Hamburg-Insel Neuwerk, 14. Januar 1994, fünfstellige Postleitzahl 27499

Selbstklebender R-Zettel, fünfstellige Postleitzahl 27499

Die Geschichte der Insel Neuwerk mit seinen Einschreibezetteln ist abschließend behandelt.

Es folgt eine Poststempel- und Formular-Chronologie von Neuwerk:

31. Mai 1898

2. August 1909

  1. August 1910, mit Sternen

Stempel Neuwerk (Insel) 15. Juli 1927, ohne Sterne

Stempel Cuxhaven-Neuwerk 28. Mai 1940

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Das Postamt Cuxhaven fragt am 12. Juli 1944 die Poststelle Neuwerk nach dem Barvorschuß in Höhe von 300 Reichsmark. Am 14. Juli 1944 antwortet die Poststelle auf dem gleichen Blatt, unten links. Kein Poststempel.

Der Bezirksaufsichtsdienst Cuxhaven wiederholt diesen Vorgang am 4. März 1946, jetzt für 100 Reichsmark. Formular der Reichspostdirektion RPD Hamburg.

Die Bestätigung erfolgt umgehend. Der Vorschuss von einhundert Reichsmark ist in bar und in Wertzeichen vollzählig vorhanden. Stempel Cuxhaven-Neuwerk 8. März 1946

Auf einem überholten Formblatt der RPD erfolgt am 10. Oktober 1949 eine erneute Frage nach dem verbuchten eisernen Barvorschuß. RM Reichsmark wird geändert in DM Deutsche Mark. Drei Mal kommt der Stempel Cuxhaven zum Einsatz…

Die Bestätigung mit einem Poststempel vom 14. Oktober 1949

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Stempel Cuxhaven-Neuwerk 10. Februar 1961

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Stempel Cuxhaven – Insel Neuwerk, Postleitzahl 2191, vom 18. Januar 1962

In den frühen 30er Jahren und in den 60er und 70er Jahren versuchte sich der Raketentechniker Gerhard Zucker mit dem Transport von Postsendungen in Versuchsraketen, u.a. ausgerechnet im Cuxhavener Wattgebiet mit der Zielrichtung Insel Neuwerk. Sie waren jedoch erfolglos und grenzten zumindest teilweise an Betrug. Diese Aktivitäten wurde mit Drucksachen philatelistisch dokumentiert:

„Zucker-Drucksache“

Stempel (24a) Cuxhaven-Neuwerk 19. März 1961

Stempel (24a) Cuxhaven-Neuwerk 25. Juni 1961

Einlieferungsschein Hamburg-Insel Neuwerk 15. August 1980

Stempel Hamburg-Insel Neuwerk 14. Januar 1994, mit der fünfstelligen Postleitzahl 27499

Letzter Tag der Postfiliale Hamburg-Insel Neuwerk 30. August 1997

Eine Schöpfung der Deutschen Post AG für abgehende Post von der Insel und für den Verkauf bei den „Erlebnis: Briefmarken Teams“, Hamburg-Insel Neuwerk 8. April 2017. Bei der Herstellung von Post-Schmuckumschlägen ist eine kleine Panne passiert. Für die Herstellung der Tagesstempel zur maschinelle Stempelung der Schmuckumschläge wurden Gummiplatten im Durchmesser von 28 Millimetern hergestellt. Für die Stempelung von auf der Insel eingelieferter Post wird ein in Stahl gravierter Stempel mit dem Durchmesser von 35 Millimetern eingesetzt.

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Der Postschalter auf der Insel Neuwerk 1990

Die Posthalterin Elisbeth Griebel zeigt Briefkasten und Postschild auf der Insel, 1990

Neuwerk Impressionen:

Ein Lufthansa Airbus A320-200 überfliegt das Wattenmeer bei Neuwerk.

Transport der Post mit dem Wattwagen, daher Wattenpost.

* Übersetzung vom Text der Postkarte vom Artikelanfang, Gruss von der Insel Neuwerk: Lieber Richard, einen herzlichen Gruß schicke ich Euch Allen von der Insel Neuwerk bei schönem Wetter eben hier angekommen, mit erfreulichen Grüßen, mündlich mehr darüber, Eure Agathe, 31. Mai 1898.

Quellen:

  • Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt 13. Januar 1935, Eingemeindungen u.a. Insel Neuwerk in die Stadt Cuxhaven
  • Reichsgesetzblatt vom 27. Januar 1937,  Groß-Hamburg-Gesetz 26. Januar 1937
  • Cuxhaven-Vertrag vom 3. Oktober 1961
  • Bilder zur Geschichte des hamburgischen Amtes Ritzebüttel, Band 2
  • Festschrift 90jährige Wiederkehr des Gründungstages des Vereins für Briefmarkenkunde zu Hamburg, Dr. Ernst Meyer-Margreth, 14. Oktober 1975
  • Deutsche Briefmarken Zeitung, DBZ Spezial 150 Jahre Briefmarken, 1990
  • Hamburger Abendblatt 30. August 1997
  • Deutsche Briefmarken-Zeitung DBZ, Nr. 10/2017, 28. April 2017, Seite 8

Calvörde

Das heutige Land Niedersachsen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Vereinigung des Landes Hannover mit den Freistaaten Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe.

Am 8. November 1946 wurde die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung erlassen, durch die rückwirkend zum 1. November 1946 das Land Niedersachsen gegründet wurde.

Auf dem abgebildeten R-Zettel wird die Zugehörigkeit von Calvörde zum Freistaat Braunschweig dokumentiert.

R-Zettel Calvörde (Braunschweig)

Calvörde ist heute eine Gemeinde im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. Was hat also Calvörde mit Braunschweig (respektive mit Niedersachsen) zu tun? Ein Blick in die Geschichte erklärt die Verbindung zu Braunschweig. Und die Karte zeigt die Insellage von Calvörde um 1789 und der heutigen Bundeslandgrenze von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Im späten 13. Jahrhundert wurde die Burg Calvörde erstmals erwähnt. 1571 wurden Burg und Ort unter Herzog Julius von Braunschweig Teil des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Mit dem Wiener Kongress 1814/15 wurde Calvörde ein Teil des neugegründeten Herzogtum Braunschweig. Nach der Novemberrevolution 1918 gehört Calvörde zum Freistaat Braunschweig. Der Freistaat Braunschweig besteht 1931 aus zehn (!) isolierten Landstücken. Nach den Beschlüssen des 1. EAC-Zonenprotokolls aus dem Jahre 1944 und dem Potsdamer Abkommen gehörte die braunschweigische Exklave Calvörde zur Provinz Sachsen der Sowjetischen Besatzungszone.

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Brief vom 23. April 1931 nach Braunschweig (Regierungsinspektor). Zusatz Braunschweig auf dem R-Zettel und im Poststempel

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R-Zettel vom obigen Beleg

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Die Zugehörigkeit zu Braunschweig dokumentiert eine Absenderangabe aus den 1930er Jahren: Braunschw. Landessparkasse, Zweigstelle 29 Calvörde, Symbol Pferd

 

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Calvörde´s Insellage belegt mit einem Kartenausschnitt, Gebiet der Oberpostdirektion Braunschweig 1874

Alle weiteren R-Zettel führen nicht mehr den Zusatz Braunschweig.

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R-Zettel rechtsstehend, ein rückseitiger Vermerk datiert den 27. August 1886

Am 1. Juli 1911 wurde das Postamt Calvörde (Exclave des Herzogstums Braunschweig) dem Bezirk der Oberpostdirektion Magdeburg zugeteilt.

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R-Brief vom 15. Februar 1927 nach Braunschweig, Poststempel mit Zusatz Braunschweig

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R-Zettel vom obigen Beleg

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Am 24. Januar 1923 schreibt die Gerichtsschreiberei des Amtsgerichts Calvörde an das Amstgericht Helmstedt, Frankatur mit vier Dienstmarken

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R-Zettel vom obigen Beleg, vierfach gezähnt aus einem Bogen mit Bogenrest

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Vom Calvörder Kalksandsteinwerk geht am 9. Februar 1946 ein Brief an das Mitteldeutsche Braunkohlen Syndikat in Leipzig. Poststempel weiterhin mit Zusatz Braunschweig

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R-Zettel vom obigen Beleg, Blanko Einschreibzettel mit Stempel Calvörde, Kreis für vorgesehene Postleitzahl wird nicht genutzt

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Ca. 1946 wurde dieser R-Zettel eingesetzt, Blanko mit Stempel Calvörde, Kreis für vorgesehene Postleitzahl wird nicht genutzt, Typ 751

Zu diesem R-Zettel Typ 751 erhalten Sie hier weitere Informationen.

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R-Zettel der Deutschen Post der DDR, Calvörde (Bz Magdeburg), fünfstelliger Numerator, C 35 ist Bezeichnung für diese Postformular

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Brief eines Handwerkbetriebes am 30. Mai 1991 an die Kreisverwaltung Haldensleben. Aufbrauch des R-Zettel der Deutschen Post der DDR mit der Postleitzahl 3242

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R-Zettel vom obigen Beleg

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Brief aus 39359 Calvörde vom 22. April 1994 nach Haldenleben

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R-Zettel vom obigen Beleg, 5-stellige Postleitzahl 39359

Calvörde hat heute ca. 1.800 Einwohner. Der Ort liegt ca. 60 km Luftlinie von der Stadt Braunschweig entfernt. Das aktuelle Wappen (und auch das Motiv der Vorjahre) von Calvörde zeigt weiter seinen Bezug zu Braunschweig:

Abbildung des Braunschweiger Löwen im Wappen (aus der Wappensammlung von Kaffee Hag)

Calvörde hat mit Niedersachsen nichts zu tun. Aber ein Einschreibezettel mit dem Zusatz Braunschweig gehört in die Sammlung Niedersachsen. Und ein Blick über die Landesgrenzen hinweg kann nicht schaden.

Calvörde Impressionen:

Ortsschild am 19. April 2018

Informationen zu Hessen, einem weiteren Ort im Freistaat Braunschweig, finden Sie hier.

Quellen:

  • Calvörde – Hans Gottfried Figge: Gebietsveränderungen im Bereich des ehemaligen Landes Braunschweig von 1918 bis 1972. In: Braunschweigisches Jahrbuch, Bd. 54 (1973), online (PDF), 25,8 MB, S. 249–257.
  • 100 Jahre Oberpostdirektion Braunschweig 1868-1968